
Fünf Fantasy-Bücher, die die Renaissance lebendig werden lassen

Fantasyblogger, 02.10.2025
Die Renaissance mit ihrer Rückbesinnung auf die Antike fasziniert viele Fantasy-Autor*innen. In ihren Büchern lassen sie die Epoche lebendig werden. Fantasyblogger stellt euch fünf interessante Titel vor.
Navola | Paolo Bacigalupi
Welche Stadt und welche Familien werden schnell mit der Renaissance in Verbindung gebracht? Florenz mit den Medicis, dazu die Borgia (die eigentlich aus Spanien stammten), die auch bei Machiavelli eine Rolle spielen. Paolo Bacigalupi orientiert sich in Navola an ihnen. Die titelgebende Stadt erinnert an Florenz (auch wenn sie am Meer) liegt. Die Borgia stehen Pate für eine alte Adelsfamilie, während die Medici als Vorlage für die Familie di Regulai dienen. Der Erbe dieses Hauses steht im Mittelpunkt der Geschichte. Davico soll seinem Vater als indirekter Herrscher des mächtigen Stadtstaates Navola folgen. Doch die Ränke und Intrigen, die er für diese Position nicht nur durchschauen, sondern lenken muss, stoßen ihn ab.
Ohne einen historischen Roman zu schreiben, flechtet Bacigalupi viele zur Epoche passende Details ein. Das Phantastische vergisst er dabei nicht. Bereits auf dem Cover ist das rote, versteinerte Augen eines uralten Drachen zu sehen, das ein Symbol der Macht der Familie di Regulai ist.
(Anmerkung der Redaktion: Eine auführliche Besprechung des Romans von Fantasyblogger gibt es hier.)
Rabe und Rose | M.A. Carrick
Zu den bedeutenden Regionen der Renaissance zählte auch Venedig. An die Lagunenstadt erinnert Nadezra, der Ort an dem die Handlung der Reihe Rabe und Rose spielt. Bereits die Masken auf den Covern erinnern an den venezianischen Karneval. Marie Brennan und Alye Helms, die Autorinnen, beginnen die Handlung der Bücher damit, dass sich eine Diebin und Trickbetrügerin in den Adel einschleicht.
Doch ihr Traum vom schnellen Geld ist bald ausgeträumt. Sie wird in die Intrigen der Adelshäuser verstrickt, die die Spannungen zwischen den verschiedenen Volksgruppen in der Stadt anheizen. So entwickelt sich diese atmosphärisch gut geschilderte Geschichte immer weiter. Der Anteil von Magie ist dabei im Vergleich zu Navola deutlich höher.
(Anmerkung der Redaktion: Eine auführliche Besprechung des Romans von Fantasyblogger gibt es hier.)
Pasquales Florenz | Paul J. McAuley
Während der Renaissance wirkten bedeutende Künstler, wie zum Beispiel Leonardo da Vinci. Doch was wäre passiert, wenn sich dieser mehr auf seine technischen Erfindungen, denn seine Kunst konzentriert hätte? Für Pau J. McAuley der Ausgangspunkt für eine ganz eigene Version von Florenz, die bereits Anfang des 16. Jahrhunderts zu einem Industriestandort geworden ist.
Protagonist von Pasquales Florenz ist jedoch ein angehender Maler. Pasquale wird durch eine Erfindung da Vincis in Intrigen verwickelt und trifft in der Folge auf weitere historische Persönlichkeiten wie Michelangelo, Papst Leo X. (ein Medici-Papst) oder auch Machiavelli. Eine interessante Mischung aus historischem Roman, Thriller und Fantasy-Roman.
Tigana | Guy Gavriel Kay
Ein Autor, der die Epoche der Renaissance in mehreren Werken als Vorlage benutzt, ist Guy Gavriel Kay. So zum Beispiel in Tigana (im Original bereits 1990 erschienen). Der Roman spielt auf der Halbinsel Palm, die klar an ein in verschiedene Stadtstaaten aufgeteiltes Italien angelehnt ist. Das kulturelle Erbe und die Erinnerung an gemeinsame Wurzeln sind eines der großen Themen des Buches, das in der deutschen Übersetzung in zwei Teilen, Der Fluch und Der Hofnarr, erschienen ist.
Ein weiteres großes Thema ist der Freiheitskampf. Hier hat sich Kay aber mehr am Italien des 19. Jahrhunderts orientiert. Die beiden Mächte von außen, die die Halbinsel erobern wollen, sind unschwer als Frankreich und Österreich (Habsburg) erkennbar.
Der Vertraute | Leigh Bardugo
Die Renaissance gilt als Kulturepoche, die den Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit markiert. In diese Zeit fällt auch der Beginn des Zeitalters der Entdecker, in dem vor allem Spanier und Portugiesen weite Teile der Welt zu besegeln begannen und aus europäischer Sicht neu entdeckte Länder ausplünderten. In Der Vertraute von Leigh Bardugo ist das spanische Weltreich bereits im Niedergang begriffen. In den Beschreibungen der Pracht der Paläste deutet sich bereits der Verfall an.
Hauptfigur ist die junge Frau Luzia, die über magische Fähigkeiten verfügt. Im Wettbewerb mit anderen Begabten soll sie sich durchsetzen, um so selbst gesellschaftlich aufzusteigen, vor allem aber die Position ihrer adeligen Förderer zu stärken. Ein wichtiges Thema ist zudem die Inquisition, die in Spanien gegen Juden vorgeht, die bereits zum Katholizismus konvertiert sind.
Weitere Bücher mit Renaissance-Setting
Noch nicht genug von Büchern, die die Renaissance lebendig werden lassen? Bereits in den 1980er-Jahren erschien R.A. MacAvoys Die Parabel vom Lautenspieler. Die Trilogie spielt in einem alternativen Italien der Renaissance. Die dort verbreitete Magie beruht auf dem christlichen Glauben. So trifft man in diesem Entwicklungsroman auf Engel und gefallene Engel.
Wer gern im englischen Original liest, kann auch versuchen, ein Exemplar von Dave Duncans The Alchemist’s Apprentice zu bekommen. Die Handlung des Buches ist in einer alternativen Version von Venedig angesiedelt. Hauptfiguren sind der Großneffe vom Nostradamus und sein Lehrling Alfeo. Die beiden werden in einen Mordfall und politische Intrigen verwickelt. Fantasy-Elemente sind dabei rar gesät und mischen sich mit Krimi-Elementen.

Fantasyblogger
Fantasyblogger bloggt seit 2008 auf fantasyblogger.wordpress.com über Fantasybücher. Er schreibt vor allem Rezensionen und stellt neue Bücher vor. Außerdem führt er regelmäßig Interviews mit Autoren. Der Berliner bevorzugt komplexe Stoffe für Erwachsene, ist aber auch Jugendbüchern gegenüber nicht abgeneigt.