Ein guter Detektivroman braucht die Figur eines Ermittlers. In Das Schwert des Königs heißt er Eddie LaCrosse, ein nicht mehr ganz junger Schwertkämpfer. Ein Auftrag führt ihn zurück in seine Heimat Arentia. Sein Jugendfreund, der König des Landes, bittet ihn, den Mord an seinem Sohn aufzuklären und die Beschuldigte, die Unschuld der Königin und Mutter des Opfers zu beweisen. Nur widerwillig macht sich Eddie LaCrosse an die Arbeit – denn seine Suche konfrontiert ihn mit seiner eigenen Vergangenheit.
Das Rätsel, das Eddie LaCrosse zunächst zu lösen hat, ist ein Klassiker der Detektivgeschichten. Seit Edgar Allen Poe gibt es das Rätsel um eine Tat in einem verschlossenen Raum. Eddie muss es lösen, wenn er widerlegen will, dass die Königin, die allein mit ihrem Sohn in einer Kammer war, den Mord begangen haben soll. Und auch wenn Magie beim Mord keine Rolle spielt (hier hält sich Bledsoe an die Regeln für Detektivromane), spielt sie in der Geschichte eine wichtige Rolle. Im Original sind bereits fünf Bände dieser hervorragenden Fantasy-Krimi-Reihe erschienen.
Auch der Mordfall in Drakenfeld wurde in einem geschlossenen Raum verübt. Ermittler Lucan Drakenfeld muss daher ganz klassisch vorgehen: Er befragt Zeugen, sammelt Beweise und sucht Rat bei Experten wie Ärzten und Apothekern. Je näher er der Lösung kommt, desto stärker gerät sein Leben in Gefahr.
Mark Charan Newton hatte sich mit der Legende der Roten Sonne als Autor profiliert, der auf außergewöhnliche Settings setzt. Drakenfeld ist in diesem Punkt weniger ambitioniert, sticht aber auf andere Weise hervor. So handelt es sich fast um historische Fantasy wie bei Guy Gavriel Kay. Viele Parallelen zum antiken Rom sind offenkundig. Magie existiert in dieser Welt jedoch nicht. Leider ist das Buch bislang nur im englischen Original erschienen.
Tad Williams nimmt für seine Bobby-Dollar-Trilogie eine Reihe von Anleihen am Film noir. Ganz wie Sam Spade in Die Spur des Falken (Malteser Falke) legt sich der Engel Bobby Dollar mit Mächtigeren an, erliegt den Verführungskünsten einer verruchten Frau und jagt einem wichtigen Gegenstand nach. Und ganz wie in den Detektivromanen der amerikanischen Hard-Boiled-School muss auch der Engel-Ermittler in Die dunklen Gassen des Himmels erkennen, dass sich die größten Sünden in einer Gesellschaft aufdecken lassen, die angeblich über solchen Verstößen steht. Denn dass die Diener der Hölle seine Gegner sind, liegt auf der Hand, doch dass es im Himmel auch korrupt zugeht, hatte der Engel im menschlichen Körper lange nur vermutet. Ein klares Gut-Böse-Schema gibt es also nicht.
Viele Fans von anderen Werken des großen amerikanischen Autors mochten die Bobby-Dollar-Bücher nicht – auch weil die Bücher eher bissig, zynisch und amüsant geschrieben sind. Die beiden Fortsetzungen enthalten übrigens deutlich weniger Krimi-Elemente. Fans phantastischer Krimis sollten sich aber Band 1 genauer anschauen.
Moderne Urban Fantasy trifft amerikanische Hard-Boiled-School – so könnte man Die dunklen Fälle des Harry Dresden beschreiben. Jim Butcher siedelt seine Fantasy-Krimis in einer alternativen Version von Chicago an. Der Titelheld ist ein Magier, der selbst nach drei Magiern benannt ist: Harry Houdini, Harry Blackstone und David Copperfield. Harry Blackstone Copperfield Dresden arbeitet als Privatdetektiv und wird als solcher vor allem in Fällen, in denen es um Übernatürliches geht, gerufen. Auch die Polizei von Chicago setzt auf seine Expertise. Seine magischen Fähigkeiten setzt er vor allem im Kampf ein – bei seinen Ermittlungen verlässt er sich dagegen auf seine Intelligenz.
15 Bände sind von der Serie bislang erschienen, hinzu kommen mehrere Kurzgeschichten. Band 16 ist für den Herbst angekündigt.
In einem alternativen (aber modernen) London spielt die Peter-Grant-Reihe von Ben Aaronovitch. Der Titelheld ist Teil einer Abteilung der Londoner Polizei, die sich um Spezialfälle kümmert. Wie speziell diese werden können, findet Peter Grant im ersten Band Die Flüsse von London heraus, in dem er mit dem letzten offiziellen Zauberer Englands in Kontakt tritt und selbst beginnt, Magie zu erlernen. Sechs Bände sind bislang erschienen, in denen Nymphen, Flussgötter und Vampire auch gern eine Rolle spielen.
Aaronovitch geht es in seinen Büchern aber weniger um die Mördersuche als darum, seine Beobachtungen der Welt satirisch zu schildern. Und so fehlen weder Nazi-Anspielungen, noch Seitenhiebe auf fundamentale Christen in den USA oder die moderne Technik, die so abhängig von Mobilfunktelefonen macht. Das ist zumeist sehr lustig, manchmal aber auch etwas bemüht und anstrengend.