In beiden Bänden erschafft Stålenhag eine Alternate-Reality-Variation seiner Jugend außerhalb Stockholms. Er zelebriert die Kunst des Retrofuturismus, lädt also die nostalgischen Erinnerungen an die Vergangenheit mit den Visionen der Zukunft und den Motiven der Fantastik auf. Diese Fusion ergibt Steampunk und, noch präziser, Cyberpunk. Dazu gehört auch die klobige, aus heutiger Sicht schon wieder überholt wirkende Technologie aus den Anfängen des Computer-Zeitalters und der Ära des ersten Cyberpunk-Booms.
Stålenhags staunenswerte Bilder und vielseitige Textvignetten sorgen für starkes Worldbuilding. Im Mittelpunkt steht die Symbiose von Natur, Mensch und Menschengeschaffenem. Alltägliches, Fantastisches, Gewohntes, Fremdartiges, Nostalgisches und Futuristisches verschmelzen zu einer Übernatürlichkeit – einer Hyperrealität, der trotz allem ein stets greifbarer Realismus anhaftet. Außerdem stattet Stålenhag seine Welt mit einem allgegenwärtigen Sinn von Weite aus, und einem ganz eigenen Sense of Wonder.
Ein fantastisches Setting für viele Bilder, Ideen, Schicksale und Geschichten. Stålenhags Bücher über die Welt des Loops laden zum intensiven Betrachten und langen Verweilen ein, ohne jedes Geheimnis ihrer verwandelten Wirklichkeiten preiszugeben. Dazu passt, dass Stålenhag mit seinen knappen Texten zumeist ‚nur’ unterstützt, lieber anreißt und anregt anstatt alles bis in den letzten Winkel auszuleuchten, bis ins letzte Detail auszuerzählen. So bleibt genug Raum, um selbstständig noch tiefer in diesen Kosmos einzutauchen, ihn mit der eigenen Vorstellungskraft zu entschlüsseln und zu erforschen.
2020 ging eine acht Episoden umfassende Adaption von Tales from the Loop als Streaming-Serie bei Amazon Prime online, die Nathaniel Halpern („Legion“, „Outcast“) entwickelt und u. a. Matt Reeves („Cloverfield“, „The Batman“) produziert hat. Die Serienfassung mit Rebecca Hall („Godzilla vs. Kong“) und anderen nimmt den Geist und die ruhige Erzählweise von Stålenhags Büchern sehr ernst und bietet in Tempo und Inszenierung ihrerseits einen klaren Gegensatz zu den meisten anderen zeitgenössischen SF-Produktionen.