Science Fiction

Die Serie „Babylon 5“ auf einen Blick

Babylon 5

Christian Humberg, 13.10.2022

Wir leben im Binge-Zeitalter. Dutzende neue Genreserien wetteifern tagtäglich auf Mattscheiben und im Portfolio diverser Streaminganbieter um unsere Aufmerksamkeit. Wer behält da noch den Überblick? Und vor allem: Wer widmet sich da noch Klassikern wie „Babylon 5“? Christian Humberg liefert euch die nötigen Infos, um mitreden zu können, ohne die Produktion je selbst gesehen zu haben. Aber Achtung: Enthält Spoiler!

Worum geht’s eigentlich?

Der Krieg zwischen der Erde und dem außerirdischen Volk der Minbari liegt zehn Jahre zurück und hat beide Seiten geschwächt. Eine Wiederholung – oder eine ähnliche Auseinandersetzung an anderer Stelle – wünscht sich niemand, der noch alle Sinne beisammen hat. Doch das Weltall ist ein Ort voller Gefahren.

Zum Glück gibt es das „Babylon-Projekt“. Die Raumstation Babylon 5 fungiert als intergalaktischer Treffpunkt – neutraler Boden für Vertreter der unterschiedlichsten Völker und stellarer Interessensverbände. Hier, inmitten der Sterne, sollen sie ihre Differenzen besprechen, bevor diese eskalieren können, und das Fundament einer gemeinsamen Zukunft bauen. Ihre Gastgeber sind die Crewmitglieder um Commander Jeffrey Sinclair (Staffel 1) und Captain John Sheridan (Staffel 2 – 5).

Die Mission von Babylon 5 steht von Anfang an auf wackligen Beinen, da nicht jedes Volk an Diplomatie und Frieden interessiert ist. Vor allem die sogenannten Schatten aus den Untiefen der Vergangenheit wollen die knospende galaktische Freundschaft im Keim ersticken und paktieren hinter den Kulissen mit einigen von Sheridans engsten Vertrauten. Zu allem Überfluss stürzt die Erdallianz durch grassierende Xenophobie und gezielte Hetzkampagnen auch noch zurück in den Faschismus. Für Babylon 5 – die „letzte und beste Hoffnung auf den Frieden“ – beginnt ein Kampf sondergleichen.

Wer steckt dahinter?

Schöpfer der Serie ist der Amerikaner Joe Michael Straczynski, ein bekannter Drehbuch- und Comic-Autor. JMS, wie Fans ihn liebevoll nennen, ging in Hollywood jahrelang mit seinem Konzept die Klinken putzen. Die Idee eines „Science-Fiction-Romans in Serienform“, der von Anfang an auf fünf Jahre Laufzeit und genau festgelegte Wendepunkte hin geschrieben werden müsste, stieß in den späten 1980er Jahren auf wenig Interesse, denn damals galten in sich geschlossene Einzelepisoden als Nonplusultra, und die Networks wollten den Zuschauer nicht mit langen Handlungsfäden überfordern. Dies hielt das Studio Paramount allerdings nicht davon ab, Straczynskis Konzept kurzerhand zu „überarbeiten“ und unter dem Namen „Star Trek: Deep Space 9“ selbst auszuwerten.

Vor der Kamera agierten keine großen Namen, sondern bezahlbarere Darsteller – ein Hinweis auf das niedrige Budget der Produktion. In Staffel 1 gab Michael O’Hare den Stationskommandanten, ab Staffel 2 übernahm der TV-erfahrenere Bruce Boxleitner. Ihm zur Seite stand ein Ensemble aus Stamm- und wiederkehrenden Kollegen, u.a. Mira Furlan, Andreas Katsulas, Peter Jurasik, Claudia Christian.

Bonuswissen für Wichtigtuer

Du möchtest im Fachgespräch mit Sonderwissen punkten? Dann erwähne eines dieser Details zu „Babylon 5“.

  • Die aus heutiger Sicht eher mittelgut gealterten Spezialeffekte waren damals ein echter Gamechanger. Serien wie „The Mandalorian“ zählen heute nahezu komplett auf derartige computergenerierte Hintergründe.
  • Das Ensemble von „Babylon 5“ muss immer wieder schwere Schicksalsschläge verkraften, starben seit Produktionsende doch zahlreiche Haupt- und Nebendarsteller vor ihrer Zeit, darunter Jerry Doyle und Mira Furlan.
  • Der Mutterserie folgten diverse Ableger (6 TV-Filme und ein glückloser Spin-off namens „Crusade“.)
  • Das deutsche Standardwerk zu „Babylon 5“ stammt von Autor und Blogger Torsten Dewi. Es ist verlagsvergriffen und kann kostenlos auf seiner Website heruntergeladen werden.

 

Auf einen Blick

„Babylon 5“ ist eine episch angelegte SF-Serie aus den 1990er Jahren, die in ihren fünf Staffeln eine lange, vage an Tolkien angelehnte Weltraumsaga erzählt. Schöpfer J. Michael Straczynski schrieb die meisten Drehbücher kurzerhand selbst und setzte auch visuell auf zukunftsweisende Elemente, hatte während der Produktion aber u.a. mit einem vergleichsweise geringem Budget zu kämpfen. Aufgrund der für damalige Zeiten unüblichen Erzählweise gilt B5 heute als Vorreiter des modernen Binge-Erzählens.

Christian Humberg

Christian Humberg arbeitet seit Ende der Neunziger als freier Autor von Romanen, Sachbüchern und Theaterstücken für Kinder und Erwachsene sowie als Literaturübersetzer und Lektor. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören Werke der Phantastik ebenso wie interaktive Spielbücher und Jugendromanserien wie „Drachengasse 13“ (Schneiderbuch) und „Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler“ (Thienemann). Viele seiner Bücher liegen in mehreren Sprachen vor und wurden erfolgreich vertont. Anlässlich der Frankfurter Buchmesse wurde er im Oktober 2015 mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet. Der studierte Buchwissenschaftler und gelernte Journalist liest gern auf Messen, Conventions und an Schulen und unterrichtet den Autorennachwuchs in diversen Workshops. Er lebt vor einem PC-Monitor, der ihm die Sicht auf den Mainzer Dom versperrt.

Mehr unter www.christian-humberg.de.

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