Lars Schmeink
Dickes B, ja klar, aber nix mehr mit „dreckig und laut“ – Peter Fox braucht `nen neuen Slogan für das Berlin im Jahr 2099. Zumindest wenn man dem Comic Metropolia von Fred Duval und Ingo Römling Glauben schenken darf. Dort ist Berlin immer noch riesig, aber fast ausschließlich zu Fuß zu durchqueren. Was noch so passiert in der Hauptstadt hat unser Autor Lars Schmeink erkundet.
Die Geschichte von Metropolia ist recht einfach zusammengefasst: der Privatdetektiv Sascha wird von dem Wohnungs- und Stadtentwicklungskonzern Metropolia beauftragt einen Mord aufzuklären, weil ein GPS-Signal die Mörderin in einem ihrer Wohnkomplexe verortet. Weil aber der Komplex riesig ist und eine Art urbane Parallelwelt, die in den 2030ern als Prestige-Smart-Housing-Projekt mit starker KI von einem exzentrischen Architekten entworfen wurde, geht Sascha Undercover als Architekt und Stadtplaner in das „Florian“. Dabei deckt er weit mehr auf, als nur einen einfachen Mord … es geht um Politik, Intrigen, Erpressung und vieles mehr.
Metropolia ist ein Comic des französischen Autors Fred Duval, der von der Berliner Comiclegende Ingo Römling gezeichnet wurde. Römling ist ein Star des deutschen Comics und zeichnet u.a. für Disney an Star Wars, dürfte Metal- und Dark-Wave-Fans aber durch seine Arbeiten für diverse Bands bekannt sein, deren Albencover er gestaltet. Was Autor und Zeichner in diesem Falle wohl aber eint, ist eine Liebe für den Cyberpunk der 1980er Jahren – William Gibsons Neuromancer lässt hier grüßen. Metropolia könnte grafisch, wie auch in der Story, direkt an Warren Ellis‘ Transmetropolitan-Reihe anknüpfen, die wiederum an die Arbeiten von Moebius, vor allem dessen Geschichte „The Long Tomorrow“, erinnern. Nicht umsonst verweist Römling in seiner Bio-Notiz direkt auf seine Liebe für das Magazin Métal Hurlant (auf deutsch: Schwermetall), in dem „The Long Tomorrow“ erschien.
In Sachen Cyberpunk fallen an Metropolia entsprechend die Rückbezüge sofort auf: So ist Protagonist Sascha ganz klar an Ellis‘ Hauptfigur Spider Jerusalem angelehnt, inklusive der markanten Tattoos, polierten Glatze und drahtigen Natur. Die Straßenschluchten Berlins, die riesigen autark-existierenden Wolkenkratzer mit Schukarton-Appartments haben ebenfalls eine lange Tradition im Cyberpunk – von Moebius zu Ellis (vermutlich inspiriert durch Fritz Langs Metropolis), von Gibsons Arkologien bis zu Judge Dredds Megacities. [Mehr Infos und wissenschaftliche Auseinandersetzung zu den Megacities und anderen Cyberpunk Visualitäten gibt es hier.]