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Im Namen der Phantastik - PAN feiert sein zehnjähriges Jubiläum

Das Logo von PAN, oben steht groß PAN, darunter eine Feder.

Christina Löw und Stefan Cernohuby, 31.07.2025

Das Phantastik-Autor*innen-Netzwerk PAN feiert sein 10-jähriges Jubiläum. Was es mit dem Verein auf sich hat, wie er entstanden ist und was er alles im letzten Jahrzehnt gemacht hat, fassen Christina Löw und Stefan Cernohuby für uns zusammen.

Manchmal ist es erlaubt, ein wenig vorzufeiern. Besonders, wenn eine Location wie das Gelände der Burg Linn in Krefeld und eine dort stattfindende Phantastik-Convention wie die KrähenFee so gut zu einem Jubilar wie dem Phantastik-Autor*innen-Netzwerk passen. Und so feiert PAN dort seinen 10. Geburtstag mit einem vielfältigen Jubiläumsprogramm am 2. und 3. August 2025.

Wie alles begann …

Gegründet wurde PAN, damals noch als Phantastik-Autoren-Netzwerk, am 15.11.2015 von insgesamt 15 Phantastikbegeisterten, darunter 13 Autor*innen, ein Lektor und ein Buchhändler. Als Mission wurde schon damals die Förderung der deutschsprachigen Phantastik und ihrer Akteur*innen ausgerufen.

Zu den Gründungsmitgliedern zählen gleich so einige Menschen, die bis heute sowohl das Genre als auch die Literaturlandschaft generell beeinflussen: Hier lassen sich beispielsweise Diana Menschig, langjährige 1. Vorsitzende von PAN, und Lena Falkenhagen, aktuelle Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller*innen, nennen oder auch Genregrößen wie Bernhard Hennen und Kai Meyer. Dr. Frank Weinreich beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten wissenschaftlich mit dem Genre und Alessandra Reß ist eine der versiertesten Genre-Expert*innen im Hinblick auf Phantastik.

Doch warum überhaupt ein Netzwerk für Phantastik-Schreibende?

Rückblickend betrachtet gab es viele gute Argumente für die Gründung von PAN. Eines davon war, Phantastik-Autor*innen eine Stimme am Buchmarkt zu geben, um den Veränderungen der Branche gemeinsam begegnen und gegebenenfalls auf sie reagieren zu können. Denn obgleich sich die Phantastik mit ihren großen Subgenres Fantasy, Science Fiction und Horror auch schon 2015 bei den Rezipient*innen großer Beliebtheit erfreute, so mangelte es gerade für deutschsprachig veröffentlichende Autor*innen an Anerkennung innerhalb des Literaturbetriebes.

Aber auch die Tatsache, dass andere Genres bereits ihre organisierte Vertretung hatten, war ein guter Anreiz für die Gründung von PAN. Krimis und Thriller werden schon seit dem letzten Jahrtausend durch das Syndikat und die Mörderischen Schwestern vertreten. Lieberomane haben seit 2003 mit DELIA eine starke Lobby, die beim Netzwerken und Organisieren unterstützt. Etwas, das der Phantastik damals noch fehlte.

Seit 2016 nutzt PAN seine Stimme auch politisch: Einerseits als Gründungsmitglied des Netzwerk Autorenrechte (NAR), das sich als Interessenvertretung für Schreibende gegenüber Gesetzgebung und Rechteverwertung engagiert. Andererseits seit 2018 als erste Genrevereinigung in der Deutschen Literaturkonferenz, die wiederum die Sektion Literatur im Deutschen Kulturrat stellt.

Ein sich wandelnder Verein

Von Anfang an hat sich PAN sowohl an Branchengrößen als auch an Autor*innen mit noch nicht so langjähriger Veröffentlichungserfahrung gerichtet. 2017 öffnete sich das Netzwerk als erster Genre-Verein auch für Selfpublisher*innen und führte zudem eine (zeitlich begrenzte) Nachwuchsmitgliedschaft für Schreibende mit nur einer bzw. noch ohne Veröffentlichung ein. 2017 wurden außerdem die Voraussetzungen für eine Vollmitgliedschaft angepasst (zwei Veröffentlichungen statt vorher zwei Romane), sodass seitdem auch Kurzgeschichtenautor*innen und Herausgeber*innen bei PAN aufgenommen werden können. Im Laufe der Jahre hat PAN noch weitere Schritte unternommen, um offener und vielfältiger zu werden. Neben der Einführung eines Awareness-Teams und Verhaltensleitlinien (auch in einfacher Sprache verfügbar) wurde 2023 die Umbenennung des Vereins in Phantastik-Autor*innen-Netzwerk beschlossen.

Zusätzlich zu den schreibenden Mitgliedern sind auch weitere phantastikbegeisterte Buchmenschen wie Verleger*innen, Lektor*innen, Übersetzende, Buchhändler*innen sowie andere Genre-Vereine und -Organisationen als Fördermitglieder wichtiger Teil des Vereins. Insgesamt zählt das Phantastik-Autor*innen-Netzwerk derzeit über 500 Mitglieder.

Branchentreffen der Phantastik

Auch über das eigene Netzwerk hinaus war PAN stets am Austausch mit anderen Akteur*innen der Branche gelegen. Ein erster Baustein dafür wurde 2016 mit der Ausrichtung des ersten Branchentreffens der Phantastik gelegt, das als Plattform für den Austausch über die Entwicklungen des Genres diente und als Schnittstelle zwischen Autor*innen, Buchprofis und Lesenden.

In den Folgejahren richtete PAN weitere Branchentreffen aus, zunächst jährlich, seit 2023 in zweijährlichem Turnus und teils in Kooperation mit anderen Veranstaltungen, wie z.B. der MetropolCon, und/oder in Kombination mit einer phantastischen Lesenacht. Jedes Branchentreffen steht dabei immer unter einem Motto, das sich mit aktuellen Themen befasst – von „Die deutschsprachige Phantastik: Kulturgut oder doch nur gut?“ (2016) bis hin zu „Welten erschaffen, um die Welt zu retten – Phantastik und Realität“ (2025).

Kooperationen mit Buchmessen und Conventions

Neben den selbst organisierten Branchentreffen ist PAN schon früh Kooperationen mit großen Buchmessen eingegangen, um auch in diesem Rahmen die Sichtbarkeit und Anerkennung der Phantastik weiter zu fördern. So betreut PAN z.B. seit 2017 auf der Leipziger Buchmesse die Phantastik-Lounge, einerseits Rückzugsort für Autor*innen, andererseits brancheninterne Anlaufstelle zum Austausch und Netzwerken. Auf der Frankfurter Buchmesse ist PAN seit 2018 jährlich vertreten, sowohl mit eigenem Präsentationstand als auch mit diversen Programmpunkten – von Lesungen über Meet & Greets und Podiumsdiskussionen bis hin zu Thementagen rund um die Phantastik.

Ebenfalls 2018 erweiterte PAN die Messe-Kooperationen über die Grenzen Deutschlands hinaus nach Österreich – mit Autor*innentischen und Lesebereich auf der Vienna Comic Con. Diese Zusammenarbeit wurde in den Folgejahren weiter ausgebaut: So gibt es seit 2019 jährliche Headliner, Podiumsdiskussionen, szenische Lesungen, Schreibwettbewerbe und vieles mehr.

Regelmäßige Präsenzen des Vereins (inklusive Programmpunkten) gibt es aktuell außerdem auf dem Buchmesse Convent und der Austria Comic Con in Wels.

Lesereihen und Unterstützung von Leseveranstaltungen

Auch außerhalb von Messen und Conventions sind Lesungen eine gute Möglichkeit, um Phantastik-Autor*innen mit (potentiellen) Lesenden zusammenzubringen und die Sichtbarkeit der Vielfalt des Genres weiter zu steigern. Daher hat PAN 2022 eine Kooperation mit der Phantastischen Bibliothek Wetzlar gestartet, in deren Rahmen thematische Leseabende mit jeweils mehreren Autor*innen stattfinden, zunächst einmal im Quartal, seit 2025 einmal im Halbjahr. 2023 hat PAN zudem die Organisation der von Bernhard Hennen initiierten Lesereihe „Verwunschene Nacht“ auf Burg Linn (Krefeld) übernommen. Diese Leseabende, die jeweils einer*m Autor*in gewidmet sind, finden aktuell zweimonatlich statt.

Darüber hinaus sponsort PAN auch Veranstaltungen wie das Erftstädter Lesefest, die Lesenacht an der M8 im Kulturhochhaus Marzahn, die Buchmesse Saar und die Grazer Fantasynacht, die ebenfalls für die Repräsentation der Phantastik einen wichtigen Beitrag leisten.

Förderung durch Preise und Arbeitsstipendien

Ein weiteres strategisches Ziel von PAN ist es, die Akzeptanz der Phantastik durch die mediale Breitenwirkung dotierter und attraktive Preise zu stärken. Eine wichtige Instanz ist dabei die Phantastische Akademie mit dem jährlich ausgeschriebenen Phantastikpreis Seraph, den PAN als einer der Hauptsponsoren unterstützt. Seit 2023 fördert das Phantastik-Autor*innen-Netzwerk außerdem den Vincent Preis finanziell, um den seit vielen Jahren etablierten Horror-Award zu würdigen. Die Förderung weiterer Genrepreise ist derzeit im Gespräch.

Neben der Würdigung veröffentlichter Werke ist es dem Verein auch wichtig, Phantastik-Autor*innen direkt bei ihrem Schreiben zu unterstützen. Aus diesem Grund wurde das PAN-Stipendium ins Leben gerufen, das die Arbeit an noch unveröffentlichten phantastischen Projekten fördert. 2025 geht das PAN-Stipendium ins fünfte Jahr – mit den Kategorien Debüt, Roman, Kinder- und Jugendbuch sowie der aktuellen Sonderkategorie Cozy Fantasy. Die diesjährigen Stipendiat*innen werden im Rahmen eines Events auf der Frankfurter Buchmesse verkündet. Wie in den Vorjahren erhalten die Gewinner*innen ein Mentoring, das bei der Fertigstellung des jeweiligen Werks unterstützen soll, eine finanzielle Unterstützung von 1.500 Euro sowie die Möglichkeit, als ‚Writer in Residence‘ in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar zu arbeiten und ihr prämiertes Werk im Rahmen einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung zu präsentieren.

Interne Weiterbildung

Auch vereinsintern möchte PAN den Schreibenden möglichst vielseitige Möglichkeiten zur Weiterbildung geben und hat daher 2023 die PAN-Academy ins Leben gerufen – eine monatlich stattfindende Reihe mit Vorträgen, Panels und Workshops rund um die verschiedensten Themen, die Autor*innen bewegen. So gab z.B. gleich zum Start Christian von Aster Tipps und Tricks in der Nutzung von Patreon als Crowdfunding-Plattform für Schreibende.

Seitdem haben viele weitere Termine stattgefunden, die sich z.B. mit Themen wie Weltenbau, Buchsatz, Sensitivity Reading sowie dem Schreiben von queeren und neurodivergenten Figuren befasst haben. Für die nächsten Monate sind u.a. auch die Vorstellungen verschiedener Schreibprogramme geplant.

Buchhandlungspartnerschaften und Veröffentlichungsnewsletter

Regale mit den großen Genres der Phantastik sind in vielen Buchhandlungen zu finden, ebenso die Werke so einiger PAN-Autor*innen. Allerdings gibt es in Bezug auf die Sichtbarkeit von Büchern aus phantastischen Indie-Verlagen ebenso wie aus dem Selfpublishing noch Luft nach oben. So stellt PAN Buchhandlungen aus den Neuerscheinungen jeden Quartals eine repräsentative Bandbreite aus Großverlags-, Kleinverlags- und Selfpublishing-Neuerscheinungen vor. Buchhandlungen können daraus Anregungen für ihr Sortiment entnehmen. Premium-Partnerbuchhandlungen arrangieren diese dann in ihrem Laden, sei es als Bücherregal, Büchertisch oder Bücherwand. Fotos davon findet man auch auf unserer Website.

Um gerade Nicht-Genre-Expert*innen die Navigation durch die große Vielfalt an phantastischen Veröffentlichungen zu erleichtern, verschickt der Verein monatlich einen Veröffentlichungsnewsletter über alle Neuerscheinungen der PAN-Autor*innen und quartalsweise über Übersicht der Neuerscheinungen aus den PAN-Förderverlagen.

Die Zukunft der Phantastik beginnt an den Schulen

Mit die wichtigsten Orte, an denen die Phantastik in der Vergangenheit kaum dezidiert ein Thema war, sind jene, an denen Lesen und Schreiben erst vermittelt werden: die Schulen., Dabei machen diese den Unterschied aus, ob Kinder und Jugendliche Literatur interessant finden oder sie nur als lästige Pflicht wahrnehmen.

Um hier eine Lücke zu schließen, hat der Verein das Lese- und Schreibförderprogramm PAN-Junior konzipiert. Das Projekt richtet sich an Schüler*innen bis 18 Jahre und vermittelt Spaß beim Lesen und Schreiben von literarischer Phantastik in all ihren Formen – angepasst an die jeweilige Altersstufe. PAN-Junior ist bereits an mehreren Schulen in Deutschland und Österreich als Pilotprojekt angelaufen.

Schon einiges erreicht und noch viel vor

In den letzten zehn Jahren hat PAN seinen ursprünglichen Fokus um viele Themen erweitert. So haben für die Arbeit des Vereins neben den Autor*innen selbst auch andere Akteur*innen der Buchbranche an Bedeutung gewonnen ebenso wie der zukünftige lesende und schreibende Nachwuchs. Dabei freut sich PAN immer über neue Impulse und Kooperationsanfragen – gerne direkt auf Events, wie z.B. dem baldigen 10-jährigen Jubiläum im Rahmen der Krähenfee auf Burg Linn, oder auch per Mail.

Die Förderung der Phantastik und ihrer Schreibenden steht bei allen Bestrebungen natürlich weiterhin im Mittelpunkt. Denn gerade angesichts aktueller gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen, einschließlich der Problematiken, mit denen sich Autor*innen aufgrund der KI-Thematik auseinandersetzen müssen, ist eine gemeinsame Stimme umso wichtiger.

Und bei all dem gilt: Wir sind PAN – wir erschaffen Welten.

Christina Löw
© Lisa Reitinger

Christina Löw

Christina Löw arbeitet als Literatur-Übersetzerin und Lektorin sowie Journalistin und Kunsthistorikerin/Kunstvermittlerin. Außerdem ist sie als Autorin und (Mit-)Herausgeberin tätig: Ihre Romanen, Novellen und Kurzgeschichten lassen sich meist in verschiedenen (Sub-)Genres der Phantastik verorten. Als Schriftführerin und Archivarin ist sie Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands von PAN und ein essentieller Bestandteil der PAN-Projektkoordination.

Stefan Cernohuby
© Seirer Photography

Stefan Cernohuby

Stefan Cernohuby arbeitet in der IT, ist (Chef-)Redakteur bei verschiedenen Medien und auch als Autor und Herausgeber tätig. Der gebürtige Wiener hat schon Gedichte, Kurzgeschichten, Heftromane und Romane verfasst und veröffentlicht - meist in phantastischen (Sub-)Genres. Seit Mai 2019 ist Stefan Cernohuby 2. Vorsitzender des Phantastik-Autor*innen-Netzwerks (PAN) e.V.

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