Otherland, 10.07.2025
Regelmäßig gibt euch das Team der Berliner Fantasy- und Science-Fiction-Buchhandlung Otherland Tipps zu den interessantesten neuen Büchern aller Verlage. Heute mit zwei Empfehlungen und einem ... na ja, lest selbst.
Otherland, 10.07.2025
Regelmäßig gibt euch das Team der Berliner Fantasy- und Science-Fiction-Buchhandlung Otherland Tipps zu den interessantesten neuen Büchern aller Verlage. Heute mit zwei Empfehlungen und einem ... na ja, lest selbst.
Lev Grossman ist ja vor allem wegen der Serienverfilmung von The Magicians bekannt - weder die Bücher noch die Serie haben mich unbedingt beeindruckt - aber sein neues Buch, in der Übersetzung von Heide Franck und Alexandra Jordan, hat mich voll am Haken!
The Bright Sword ist ein Artus-Roman. Nun habe ich da ja schon viele in meinem Leben gelesen, zuletzt By Force Alone von Lavie Tidhar (brillant!) und ich dachte, das war jetzt der finale Artus. ABER ich muss gestehen, The Bright Sword ist grandios erzählt.
Der junge Collum ist auf einer fernen Insel als Waisenkind mit dem Traum aufgewachsen, einmal ein Ritter an Artus' Tafelrunde zu sein. Kaum ist er alt genug, zieht er los nach Camelot. Leider zu spät. Artus ist tot und die Tafelrunde besteht nur noch aus der zweiten Liga der ehemaligen Helden - alle außer Lancelot sind tot. Dennoch gibt Collum nicht auf und stolpert in eine neue Geschichte, die eng mit Artus und der Tafelrunde verbunden ist.
Wie gesagt, ich habe wenig erwartet und hab eben mal rein gelesen. Bäm! Die Artus-Saga mit vielen neuen Drehs und Wendungen, lustigen Ideen, guter Action, echten Charakter-Rittern und saubösen Bösewichtern. Tolle Sommerlektüre, nicht nur für den Englandurlaub.
[Wolf]
Auf die Gefahr hin, dass ich mir damit keine Freunde mache: Von mir gibt’s keine Lorbeeren für den Serienauftakt der neuen Riesenreihe von Benedict Jacka. Zehn Bücher soll Haus Ashford bekommen. Nach der Einverleibung von Teil 1 Magie verpflichtet muss ich feststellen, es kann nur besser werden.
Die Idee ist ganz ok: Junge verliert seine Eltern, diesmal nicht durch Tod oder Mord, sondern weil sie aus nebulösen Gründen früh aus seinem Leben verschwinden. Jetzt muss sich der inzwischen 20-Jährige alleine durchschlagen und das im teuren London. Er dilettiert mit Magie herum und gerät wegen dünner Verwandschaftsbeziehungen in den Dunstkreis des mächtigen Hauses Ashford, wo Magie und Ränkespiele die Hauptrolle spielen. Sein Leben ist also ziemlich zweigeteilt. Er hängt einerseits mit seinen Buddys rum, erörtert Beziehungs- und Jobprobleme. Und dass es Magie gibt, weiß die Allgemeinheit irgendwie schon, es wird aber als Spinnerei abgetan, so als würde dein Kumpel dir eröffnen, dass er sich ab jetzt als Wünschelrutengänger verdingt und versichert, doch, das würde schon werden. Und andererseits bewegt sich Stephen, so heißt unser 20-Jähriger, nun in den Kreisen, in denen Magie und die Fähigkeiten und Macht, die sie verleiht, ganz alltäglich sind. Was für magische Fähigkeiten man sich angedeihen lassen kann, hängt vor allem vom Geldbeutel ab. Und so ist es vielleicht kein Wunder, dass das Haus Ashford ausschließlich aus Arschlöchern besteht. Nun gibt es ja Arschlöcher, über die man gerne liest, vor allem, wenn man ahnt, dass sie früher oder später auf die Fresse kriegen. Ich habe die Kotzgeschmack auslösende Vermutung, dass Jacka extra viele Arschlöcher eingeführt hat, um den völlig übernutzten Enemies to Lovers Tropus mannigfaltig einbauen zu können, würg. Ist aber bisher unbestätigt: In Teil 1 bleiben Ashfords Arschlöcher einfach langweilige Arschlöcher.
Was mich genauso sehr genervt hat, war die Magie. Bei Sanderson wird oft kritisiert, wie sehr er die magischen Vorgänge auserzählt: Figur wirft eine Münze, stößt sich von ihr ab, landet auf Fensterbrett, wirft wieder Münze, landet auf Nachbardach, und so weiter. Das kann man sich wenigstens noch wie eine Filmsequenz vorstellen. Bei Jacka aber wird ständig ausdiskutiert und erörtert, wie was und wo. Und so interessant ist das Magiesystem dann leider nicht, dass man gerne dabei folgt, wenn Figuren sich seitenweise quälend darüber auslassen.
Tja, und die Hauptfigur? Ist für mich seltsam blass geblieben. Da kann natürlich noch was passieren in zehn Büchern, aber nach aktuellem Stand, gibt es Dinge, die mich brennender interessieren als das restliche Leben von Stephen Oakwood. Ich versuche noch irgendwas Positives zu finden… Seine Katze vielleicht? Sie sagt immer genau an den richtigen Stellen Miau und scheint ein süßer Fratz zu sein. Aber gerade sie kriegt es schon am Anfang der Story richtig dicke ab. Und süß ist sie ab da auch nicht mehr. Wie ihre Geschichte weitergeht, würde mich aber tatsächlich interessieren! Ich würde mir wünschen, dass sie ein weniger passiver Charakter wird, und ein bisschen wird das auch tatsächlich angedeutet. Also: mehr Katze! Weniger von allem andern! Dann kehre ich vielleicht für Teil 2 zurück.
[Caro]
Wer Schottland und seine Mythologie mag und gerne Spaß hat beim Lesen, kommt um Hearnes Siegelmagier nicht herum!
So wie der dritte Teil ausgegangen ist, vermute ich, wir haben es mit dem letzten Teil von Tinte und Siegel zu tun. Siegelmagier Al MacBharrais kümmert sich endlich um die beiden Flüche, die auf ihm lasten! Wer hat sie verhangen und wie wird man sie wieder los? Auf dem Weg zur Fluchbrechung muss der Glasgower mehrere kleine Aufträge erfüllen und Zwistigkeiten zwischen Menschen und den Wesen von den anderen Ebenen schlichten, Verträge neu verhandeln und auf ihre Einhaltung pochen. Natürlich ist hier nichts so wie es auf den ersten Blick scheint! Und für jene, die sich nicht an Vereinbarungen halten, wird im Finale eine herrliche Lösung gefunden! Wenn’s im echten Leben doch nur manchmal auch solch eine fantastische Option gäbe.
Die alten Bekannten sind wieder mit von der Partie: Hobgoblin Buck Foi, Nadia und die mysteriöse Gladys Who Has Seen Some Shite. Und vielleicht kann Al, wenn alles gut ausgeht, endlich einen Nachfolger ausbilden (der nicht an einem Scone erstickt) und sich zur Ruhe setzen. Vielleicht ist dieses letzte Abenteuer aber auch eine Spur zu hoch für ihn und er kommt dieses Mal nicht mit dem Leben davon?
Hearne erzählt so kurzweilig wie eh und je, die Figuren sind lustig, aber keine Hampelmänner und man fiebert mit ihnen mit, denn sie haben das Herz am rechten Fleck. Und für alle andern? Gibt’s eins auf die Nuss.
Spoilcherchen und hypothetische Frage zum Schluss:
Wenn es nun gut ausgeht, und Al sich in den Ruhestand verabschieden darf, könnte er doch trotzdem in einer deiner zukünftigen Serien wieder auftauchen, nicht wahr, Kevin? Mich würde das mega freuen.
[Caro]