Becky Chambers hat mit Die Galaxie und das Licht darin ihre WAYFARER-Serie abgeschlossen. Wie es ihr dabei ging, was Hope Punk und Found Family für sie bedeuten, erzählt sie uns im Interview.
Hi Becky, lass uns über deine Wayfarer-Bücher sprechen – ein letztes Mal. Würdest du für unsere Leser*innen den vierten und letzten Band Die Galaxie und das Licht darin in drei Sätzen pitchen?
Drei völlig Fremde, Angehörige unterschiedlicher Spezies, stranden an einem intergalaktischen Rastplatz. Sie alle haben alle Geschichten zu erzählen und Orte, die sie erreichen wollen, doch bevor sie ihre Reise fortsetzen können, müssen sie rausfinden, mit wem sie dort festsitzen. Durch die Augen der zufälligen Gefährten erkunden wir die Kulturen, Konflikte und Gemeinsamkeiten der Galaxie, die wir alle miteinander teilen.
Denkt man an das Genre der Space Opera, hat man gleich Bilder von intergalaktischen Kriegen und männliche Raumschiffkapitäne vor Augen. In den letzten Jahren scheint sich jedoch eine Art „New Space Opera“ gebildet zu haben – ich denke da zum Beispiel an THE EXPANSE oder die letzten STAR WARS-Filme. Glaubst du, dass sich da etwas Neues entwickelt – vielleicht sogar etwas Gutes?
In der Science Fiction, nicht nur in der Space Opera, lässt sich definitiv der Trend beobachten, die Vielseitigkeit der Menschheit zu repräsentieren. Einer der aufregendsten Aspekte, jetzt in diesem Genre zu schreiben, ist die Vielfalt der Stimmen, die erstaunliche Geschichten erzählen. Schon immer haben Menschen, die keine weißen cis-Männer sind, Science Fiction geschrieben, aber erst in der jüngsten Geschichte des Genres bekommen wir die uns zustehende Anerkennung. Also, ja, ich glaube, dass es phantastisch ist, dass wir mehr fiktive Zukünfte lesen, die nach mehr Inklusion streben. Das ist lange überfällig.
Wo wir gerade von der „New Space Opera“ sprechen: Ein Bild, dass in diesem Zusammenhang immer wieder aufgegriffen wird, ist das Konzept der „Found Family“. So auch in deinen Romanen. Warum ist es deiner Meinung nach wichtig, das althergebrachte Bild, Familie sei an Blutlinien gebunden, zu überkommen?
Weil es einfach nicht wahr ist. In meinem Bekanntenkreis teilt niemand die Familienstruktur eines anderen, und für die große Mehrheit von uns ist die „Found Family“ lebenswichtig. Es ist unwichtig, ob du mit den Menschen, die dich umgeben, verwandt bist. Manchmal ist die Beziehung zu denjenigen, mit denen du die Gene teilst, sehr eng, aber manchmal auch nicht. Deshalb wollte ich in den WAYFARER-Büchern auch unterschiedliche Arten der Liebe erkunden – nicht nur Romantik, aber auch Liebe zwischen Freunden und Geschwistern, unerwartete Verbundenheit mit Fremden. Es ist unwichtig, wie eine Person in dein Leben tritt oder in welche Kategorie sie fällt. Was zählt, ist, dass sie dir ein Gefühl von Sicherheit und Vollständigkeit in einem chaotischen Universum gibt. Ich finde es nicht revolutionär, Beziehungsformen zu beschreiben, die außerhalb des traditionellen Familienbildes existieren. Es ist ehrlich.