Science Fiction

10 Filme, in denen ein Virus um die Welt geht

10 Filme, in denen ein Virus um die Welt geht
© Warner Bros. Pictures/Universal Pictures

Peter Osteried, 05.03.2020

Ausmalen, was passieren kann, wenn ein Virus auf Weltreise geht: Das muss man sich nicht länger selbst - Hollywood und Co. übernimmt das bereits seit Jahren fürs Publikum. Hier unsere Top 10 der Virus-Filme.

10. Black Death (2010)

Der Pesterreger wird von der Weltgesundheitsorganisation zu den zwölf gefährlichsten biologischen Kampfstoffen gezählt. „Die Pest ist auch heute noch nicht besiegt“, heißt es in der Wikipedia. Das Wort „Pest“ jagt uns immer noch einen Schauder über den Rücken – um wie viel schlimmer muss es für die Menschen des 14. Jahrhunderts gewesen sein ...

Heute weiß man, dass Flöhe das Bindeglied zwischen Ratten und Menschen sind, wenn es darum geht, die Pest zu verbreiten. Im Mittelalter erschien sie vielen Menschen als Geißel Gottes. Deshalb schossen in ihrem fauligen Dunstkreis sowohl finsterer Aberglaube als auch hemmungslose Orgien empor. Die Welt versank im Chaos, während der schwarze Tod im Land wütete.

Im Jahre des Herrn 1348 liegt das Land öde und leer da. Die Überlebenden leiden unter Hungerqualen. Die Macht des Vatikans bröckelt. Vielweiberei und Satanswahn breiten sich unter dem Volk aus. Und das Gerücht, dass ein Dorf König Pest widerstanden hat – weil es mit dem Satan im Bunde ist! Die Kirche will mit allen Mitteln verhindern, dass dies weiter bekannt wird, würde es doch bedeuten, dass der Teufel mehr Schutz böte als Gott der Herr. Deshalb beauftragt der Bischof den Ritter Ulric, einen Söldnertrupp zusammenzustellen der dieses geheimnisvolle Dorf finden und von der Landkarte tilgen soll, um Ketzerei im Keim zu ersticken.

Die Story ist im Grunde simpel, ganz wie in einer mittelalterlichen Moritat, und besteht wie in den großen ritterlichen Epen aus einer Aneinanderreihung von Begegnungen, die bisweilen in recht harte Action-Sequenzen ausarten. Neben Kämpfen und Attacken kommen aber auch die Worte nicht zu kurz.

Der Film hat faszinierende Bilder vorzuweisen, obwohl er vor allem die rau Seite der Epoche ungeschminkt zeigt und sich in keiner Sekunde in höfische Ideale flüchtet. Dieses Mittelalter ist dreckig, blutig und düster. Wie eine schillernde Blume des (vermeintlich?) Bösen erstrahlt die schöne Holländerin Carice van Houten in dieser von Intoleranz regierten Welt und zieht fast alle in ihren Bann.

9. Warnzeichen Gen-Killer (1985)

Aus heutiger Sicht mag der Film ein wenig angestaubt wirken, aber damals waren die Sicherheitsprotokolle, die mit der Handhabung waffenfähiger Viren einhergingen, sehr akkurat. Der Film erzählt, wie Wissenschaftler an der Modifizierung eines Virus arbeiten, der das Wutzentrum im Gehirn anspricht und Menschen zu rasenden Bestien werden lässt. Diese sind alle innerhalb der Anlage eingesperrt, aber die Gefahr besteht, dass der Virus an die Öffentlichkeit gelangen könnte.

Im Grunde könnte man Warnzeichen Gen-Killer als Vorgeschichte für so ziemlich jeden Zombie-Film sehen. Zudem nimmt er vorweg, was sich Jahre später in der britischen Produktion 28 Days Later tun sollte.

Was im Film gemacht wird, ähnelt der Theorie, die in zahlreichen wissenschaftlichen Magazinen der 1980er Jahre durchgekaut wurde. Anhand des Borna-Virus, der sich bei Pferden schlagartig ausbreitet und zu massenhaftem Sterben führt, dachte man die Möglichkeit durch, per Gene-Splicing den Virus zu verändern und waffenfähig zu machen.

 

8. The Crazies (1973)

The Crazies war George A. Romeros bewusster Versuch, einen Film mit soziopolitischem Kommentar zu machen – also genau das, „von dem die Leute dachten, dass ich es bei Night of the Living Dead versucht hatte”, so der Regisseur, als er zu seinem kleinen Klassiker befragt wurde.

Er erzählt davon, wie ein Militär-Flugzeug, das biologische Kampfstoffe transportiert, in der Nähe eines kleinen Orts abstürzt. Die Vieren geraten ins Trinkwasser und sorgen dafür, dass die Menschen sterben oder aber das Gehirn irreparabel geschädigt wird und die Leute wahnsinnig werden lässt. Das Militär schottet die Stadt ab, Misstrauen und Panik breiten sich aus – und das hochansteckende Virus infiziert auch schon bald Soldaten.

Der Film basiert auf dem Drehbuch „The Mad People“ von Paul McCollough, der es Romero gab und zustimmte, dass er es nach persönlichem Gusto umschreiben konnte. Das tat der Regisseur, der hier auch eine Variation des Zombie-Horrors seines Erstlings ablieferte, aber dem Schrecken ein sehr viel realistischeres Gesicht gab.

Noch heute bemerkenswert sind die Szenen, in denen die Crazies die Labore überrennen, in denen die Wissenschaftler verzweifelt an einer Heilung arbeiten. Bemerkenswert deswegen, weil es kein Blutbad ist, sondern weil die Verrückten einfach nur in enormer Masse da sind und das durch sie verbreitete Chaos die letzte Hoffnung auf Heilung vernichtet.

Im Jahr 2010 gab es ein Remake. Was hielt George A. Romero vom Remake?  „Ich mag das Remake sehr. Als das, was es ist. Aber ihm fehlt der soziopolitische Kommentar, der meiner Meinung nach für die Wirkung des Originals so unabdingbar ist.”

7. Cabin Fever (2002)

Mit seinem Debütfilm lieferte Horror-Spezialist Eli Roth einen beeindruckenden Film ab, weil er den Ausbruch eines Virus sehr konzentriert auf eine Hütte und die wenigen Menschen darin darstellt. Es ist ein fleischfressender Virus, der die Menschen auf unschöne Art und Weise langsam und schmerzhaft aus dem Leben befördert. Interessant ist der Film weniger wegen seiner blutigen Effekte, als vielmehr der exakten Beobachtung, wie Menschen reagieren, wenn einer von ihnen krank ist und sie Gefahr für sich selbst wittern. Das mag extrem erscheinen, wenn man aber Nachrichten liest, dass Anwohner Nachbarn, die aus der Quarantäne kommen und offensichtlich nicht krank sind, mit Steinen beworfen haben, um sie von sich fernzuhalten, dann merkt man, wie viel Wahrheit in der Figurenzeichnung steckt

6. Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All (1971)

Die Grundlage bildet Michael Crichtons Roman aus dem Jahr 1969, in dem er davon erzählt, wie ein Raumschiff ein außerirdisches Virus mitbringt, das für die Menschheit absolut verheerend sein könnte. Einige Wissenschaftler müssen in fünf Tagen eine Lösung finden, oder alles ist verloren.

Die Verfilmung folgte im Jahr 1971 und ist einer der großen Science-Fiction-Filme – nicht nur jener Dekade, sondern generell. Weil hier ein sehr realistischer Ansatz gewählt wurde und man zeigt, wie die akribische Arbeit an einem Gegenmittel stattfindet. Dabei haben die Wissenschaftler in dem Areal, in dem alle Menschen gestorben sind, einen Mann gefunden, dem das Virus nichts anhaben konnte. Er scheint der Schüssel zur Lösung des Problems zu sein, aber den Wissenschaftlern läuft die Zeit davon.

Es gab im Jahr 2008 einen Fernseh-Mehrteiler mit derselben Geschichte, der aber jeden Anflug von Authentizität aufgab und stattdessen eine hanebüchene SF-Story herunterkurbelte.

 

5. Carriers (2009)

Eine Pandemie ist über die Welt gekommen. Ein tödlicher Virus hat die Bevölkerung dezimiert. Heilung gibt es nicht, Prävention gibt es nicht. Wer überleben will, darf sich nicht infizieren! Wie lange die Seuche schon herrscht, weiß man am Anfang von Carriers nicht. Wenn man in den Film einsteigt, ist man mitten in der Handlung: Vier junge Leute fahren durchs Land, meiden größere Populationen, versuchen, der Infektion aus dem Weg zu gehen. Trifft man andere Menschen, geht man am besten davon aus, dass sie infiziert sind. Jeder Tag ist ein neuer Kampf ums Überleben. Doch als der Wagen des Quartetts liegen bleibt, befinden sich die Überlebenden in einer fatalen Lage. Die Vier müssen nicht nur dem Virus entgehen, sondern auch den sogenannten Carriers, also jenen, die noch nicht tot sind, aber ihn übertragen.

Das Brüderpaar Alex und David Pastor gab mit dem Film sein US-Debüt. Zuvor kam die Schweinegrippe, die eigentliche Inspiration fanden die Brüder jedoch in einer Reportage des „New Yorker“ über den Erreger der Vogelgrippe. Sie fragten sich, wie normale Menschen auf eine Pandemie reagieren würden.

Sie schrieben ein Skript zu einem Film, den sie selbst gerne sehen würden. Das Virus-Thema ist dabei sehr kommerziell, erlaubte es den Filmemachern aber auch, dunklere, mehr auf Charakteren denn Action basierende Elemente in die Handlung einzubringen.

“Es ist wie ein trojanisches Pferd”, erklärt Alex Pastor. “Mit einem kommerziellen Ansatz kann man in einem Genrefilm viel einbringen, das weit abseits des Kommerziellen liegt.”

Was die Pastor-Brüder nicht wollten, war der Bedrohung einen Namen zu geben. Im Film wird nie erwähnt, um was für eine Seuche es sich handelt oder wie alles begann. Die Brüder wollten verhindern, dass der Film schneller veraltet, als es notwendig ist. Indem die Seuche diffus bleibt, bleibt sie aktuell.

4. 12 Monkeys (1995)

Aus der Zukunft, die durch eine schreckliche Krankheit verheert wurde, schickt man in Terry Gilliams 12 Monkeys einen Sträfling zurück in das Jahr 1995, wo er Informationen über den von Menschen entwickelten Virus, der einen Großteil der Menschheit ausgelöscht hat, finden soll. Die Informationen sind karg, man glaubt, die Armee der 12 Monkeys sei dafür verantwortlich. Aber viel ist das nicht, mit dem der von Bruce Willis gespielte Zeitreisende arbeiten kann.

Es geht weniger darum, zu zeigen, was der Virus anrichten kann, als vielmehr zu verhindern, dass dies geschieht. Das verleiht der Geschichte eine immense Dringlichkeit. Zugleich hat man die Bilder der öden Zukunft vor Augen, während die komplexe Geschichte sich immer weiter entfaltet und zeigt, wie der Viren-Horror wirklich begann.

Im Jahr 2015 gab es eine Serien-Version von 12 Monkeys, die es auf vier Staffeln brachte.

3. Die Hamburger Krankheit (1979)

Der einzige deutsche Beitrag in dieser Liste ist Peter Fleischmanns Die Hamburger Krankheit. Fleischmann war einer der wenigen deutschen Filmemacher, die sich immer wieder mit Science Fiction befasst haben. In dem Film bricht in Hamburg eine Epidemie aus, die sich im ganzen Land verbreitet. Einige Menschen flüchten aus der Stadt und suchen nach einem sicheren Ort, der sie bis in die bayerischen Berge bringt. Aber auf dem Weg erleben sie eine Bundesrepublik im Zerfall, da die sich immer weiter ausbreitende Krankheit auch für eine Kluft zwischen den Infizierten und den (noch) Gesunden gesorgt hat.

Der Film debütierte im Jahr 1979 und erhielt mehrheitlich gute Kritiken. Die „Abendpost“ etwa schrieb: „Dieser Film des Regisseurs Peter Fleischmann […] ist eine merkwürdige, aber über weite Strecken faszinierende Mischung aus Science Fiction, Katastrophenfilm und deutscher Realität:“

Aus heutiger Sicht wirkt der Film einigermaßen grob und ist in der Inszenierung trist, aber das Thema ist noch immer brandaktuell.

2. Outbreak (1995)

Wolfgang Petersens Outbreak hat eine der besten Werbezeilen aller Zeiten: „Es verbreitet sich über die Luft. Es tötet in wenigen Stunden. Und es gibt kein Heilmittel.“

Es geht um ein tödliches Virus aus dem afrikanischen Dschungel, das nach Kalifornien gelangt. Sein todbringender Vormarsch ist fast unaufhaltbar. Ein dramatischer Wettlauf beginnt: Gegen die Zeit – und gegen die brutalen, unglaublichen Pläne des amerikanischen Militärs, das nur an Eindämmung denkt.

Petersen hatte ursprünglich ein sehr düsteres Ende gedreht, bei dem die von der Infektion getroffene Stadt von der Landkarte getilgt wird. Bei Test-Screenings kam dieses Ende aber nicht an, weswegen man noch einmal nachdrehte.

Der Film ist in erster Linie ein rasanter Thriller, schafft es aber, ein Gefühl dafür zu geben, wie die Gefahr eines Virus-Ausbruchs wirklich aussehen könnte. Bemerkenswert ist dabei auch die Szene am Anfang, als jemand im Kino sitzt, hustet und man in der Vergrößerung die virulenten Partikel sieht, die sich durch die Luft bewegen.

1. Contagion (2011)

Schon in den ersten Momenten zeigt der Film, wie leicht sich Viren übertragen lassen. Ohne dass man es im Alltag wahrnimmt, berühren wir unentwegt andere Menschen oder Dinge, die verseucht sein könnten. Das perfekte Netzwerk für ein neues Virus, gegen das es kein Heilmittel gibt.

Steven Soderberghs Film Contagion beginnt am zweiten Tag der Infektion. Er zeigt Patient Null, die erste infizierte Person, die der Auslöser für eine weltweite Epidemie ist. In Zeiten von Schweinegrippe, Vogelgrippe und SARS und jetzt Corona ist Soderberghs Film nicht nur erschreckend aktuell, sondern auch ein Mahnmal für jeden, dass unser eigener Umgang mit dem Planeten und der Natur um uns herum, zu unserem Untergang führen könnte. Das macht der erste Tag klar.

Ein neuer Krankheitserreger breitet sich durch die Luft rasend schnell aus und tötet seine Opfer innerhalb von Tagen. Als sich die Epidemie auf die ganze Welt ausdehnt, arbeiten internationale Ärzte fieberhaft an der Entwicklung eines Gegenmittels und planen geeignete Maßnahmen zur Eindämmung der um sich greifenden Panik – denn die ist noch ansteckender als das eigentliche Virus und bringt auch gesunde Menschen in Lebensgefahr, weil sich die sozialen Strukturen im Chaos zunehmend auflösen.

Contagion hätte Gefahr laufen können, ein steriles Doku-Drama zu werden. Aber die weit aufgefächerte Geschichte mit unzähligen Handlungsträgern lebt nicht nur von der exzellenten und hochqualitativen Besetzung, sondern auch davon, dass der Film es versteht, die globale, aber auch die persönliche Dimension dieses Schreckens greifbar zu machen.

So hat man viele Wissenschaftler auf der einen Seite, die versuchen, ein Heilmittel zu finden, die Familie Emhoff auf der anderen, die innerhalb ihres Mikrokosmos ums Überleben kämpft. Dazwischen bewegt sich ein Journalist, der vorgibt aufzuklären, aber eigentlich nur daran interessiert ist, mit dieser Katastrophe größtmöglichen Reibach zu machen.

Der Film entwirft das beängstigende Bild einer Gesellschaft, die durch den Tod von 30 Millionen erschüttert und eingeschüchtert ist. Die Zivilisation, wie man sie kennt, bröckelt, die Fassade fällt, zum Vorschein kommt das hässliche Antlitz puren Überlebenswillens, der auch gerne auf Kosten anderer gehen darf.

Soderbergh erschafft mit Contagion eine Warnung davor, was passieren könnte. Dabei kommt er jedoch nicht mit dem Holzhammer daher und versucht auch gar nicht zu predigen. Vielmehr zeigt er mit klinischer Präzision wie die ersten 150 Tage einer Epidemie ablaufen, wie sich aus Einzelfällen so genannte Cluster – Ansammlungen – bilden und wie die filigran verästelte globalisierte Welt im Nullkommanichts von einem Virus überrannt wird. Das ist spannend, furchteinflößend, mahnend, aufklärend. Ein großer, ein wichtiger Film, der für ein mulmiges Gefühl sorgt – dieser Tage mehr denn je!

 

Viren im Serienformat

Abgesehen vom Kino gab es auch ein paar Serien, die sich der Thematik annahmen, ob The Burning Zone während des Mystery-Booms der 1990er Jahre oder vor kurzem The Hot Zone, die Miniserien-Adaption des Sachbuch-Bestsellers über Ebola.