Unsterblich: Die 10 besten Vampir-Comics
In der Comic-Gruft von Dracula, Vampirella, Ferdinand, Buffy und Batman: Diese Vampircomics musst du einfach kennen!
Die Legenden von Graf Dracula und anderen Blutsaugern gibt es nicht nur in Literatur- und Filmkunst, sondern auch als bissige Comic-Bildergeschichten: Hier sind die 10 besten Vampircomics, die man unbedingt kennen sollte, wenn einen die Fledermaus zwickt.
Marvel-Meisterwerk: Die Gruft von Dracula
Nachdem der Psychiater Fredric Wertham Comics in der amerikanischen Öffentlichkeit als jugendgefährdend gebrandmarkt hatte, unterwarfen sich die US-Verlage ab Mitte der 50er einer erheblichen Selbstzensur. Erst in den 70ern lockerte sich der Bann, und Monster wie Vampire hielten wieder Einzug in den Comics. Marvel führte den lebenden Vampir Morbius in Spider-Mans Welt ein und startete „The Tomb of Dracula“ alias „Die Gruft von Dracula“, das Bram Stokers Übervampir zum Antihelden der damaligen Gegenwart machte, aber auch das Debüt von Vampirjäger Blade sah. Autoren wie Gerry Conway („Spider-Man“) und Marv Wolfman („New Teen Titans“) schrieben Draculas neuzeitliche, von Fans bis heute verehrte Horror-Abenteuer bei Marvel, die größtenteils der fantastische Gene Colan („Daredevil“, „Batman“) in seinem traditionellen, düsteren Stil bebilderte. Übrigens müssen sich die von Blade unterstützten Avengers in ihrer aktuellen monatlichen Heftserie von Autor Jason Aaron („Thor“) gerade mit einem Vampirbruderkrieg inklusive Dracula herumschlagen …
Eine genial einfache Idee: 30 Days of Night
Rückblickend betrachtet war eine ebenso geniale wie simple und naheliegende Idee für eine Vampirgeschichte geradezu überfällig: In Barrow, einer abgelegenen Kleinstadt im kalten Alaska, geht die Sonne im Winter 30 Tage lang gar nicht auf – für Vampire, die ungebremst über die Einwohner herfallen wollen, das Eldorado unter den All-You-Can-Eat-Buffets. Ein paar der Einheimischen und einige andere Vampire haben jedoch was dagegen. Autor Steve Niles („Criminal Macabre“) und Zeichner Ben Templesmith („Fell“) machten aus dem ursprünglichen, abgelehnten Filmpitch von Niles 2002 einen Comic-Erfolg und einen modernen, medienüberreifenden Klassiker des Blutsauger-Genres. Idee, Setting und Templesmith’ ungewöhnliches Artwork sind unvergessen. Der originalen Comic-Miniserie folgten diverse Sequels und Spin-offs, zwei Filme, ein halbes Dutzend Romane und sogar ein Comic-Crossover mit Scully und Mulder aus „Akte X“.
Fortsetzung folgt: Buffy – The Vampire Slayer
Joss Whedons Buffy debütierte 1992 auf der Leinwand, fünf Jahre später ging es ins TV, wo die Vampirjägerin zu einer fantastischen und feministischen Ikone reifte. Offizielle Tie-Ins in Comic-Form waren früh ein Teil des „Buffy“-Franchise, sollten nach Ende der Fernsehserie allerdings noch bedeutender werden. Denn im Anschluss an das Serienende setzten Whedon und seine Mitstreiter „Buffy“ in Comic-Form fort, Panel-Serien über Angel, Spike und Faith folgten. Während ein TV-Reboot aktuell in Arbeit ist, verwirklichte man beim US-Verlag Boom Anfang 2019 bereits einen Comic-Neustart. Joss Whedon überwacht den von der Kritik hochgelobten Relaunch seiner Jägerin des Übernatürlichen, die von Autorin Jordie Bellaire („Redlands“) und Zeichner Dan Mora („Klaus“) als Teenager wieder auf die Highschool geschickt und für eine neue Generation zugänglich gemacht wird.
Melancholischer Sargschläfer: Sfars Vampir
Der französische Comic-Star Joann Sfar („Die Katze des Rabbiners“) ist immer dann am Besten, wenn ihn die Lust am Fabulieren packt, ja wenn seine unverkennbar gezeichneten Geschichten nur so vor Charakteren und Leben überborden. Es kann aber auch das Unleben im Vordergrund stehen, wie in den Comics über den Vampir Ferdinand – den Großen Vampir, den Sfar im Original 2001 fast parallel zu seinem erfolgreichen Kleinen Vampir Desmodus ins Rennen schickte. Ferdinand ist ein melancholischer Sargschläfer, der Schallplatten sammelt, mit verhaltenem Erfolg die Richtige sucht, sich in der Gothic-Szene nicht gerade zuhause fühlt, das romantische untote Herz trotz allem am rechten Fleck hat und von Monsieur Sfar gekonnt zwischen den gängigen Klischees aufgestellt wird. Dazu kommen herrlich witzige Einfälle wie der Chauvi-Werwolf und Auftritte vieler alter Bekannter aus Sfars Comic-Kosmos.
Zwischen Hellboy und Hollywood: Bram Stoker’s Dracula
Anno 1992 fertigten Marvel-Legende Roy Thomas („Conan der Barbar“) und „Hellboy“-Schöpfer Mike Mignola eine Paneladaption von „Dracula“ nach dem Drehbuch zu Francis Ford Coppolas „Bram Stoker’s Dracula“-Streifen an. Mignola, der als Filmillustrator ganz nah an der Produktion dran war und zu Coppolas Vision beitrug, kanalisierte die Anmutung und Ästhetik der interessanten Verfilmung in einer atmosphärisch überragenden Comic-Adaption. Farbglanz und Format der Neuausgabe schmeicheln Mignolas Zeichnungen zusätzlich. Normalerweise will man sich vor Comics zu Filmen aus jener Ära lieber mit Knoblauchketten und Kruzifix schützen, „Bram Stoker’s Dracula“ von Thomas und Mignola bildet da eine wohltuende Ausnahme. Im Hellboy-Universum ließen sich über die Jahre einige Vampire blicken, zudem kreierten Mike Mignola und Christopher Golden 2007 den Vampirjäger Henry Baltimore.
Manga-Monster: Hellsing
Stellvertretend für die vielen Vampir-Comics aus Japan soll an dieser Stelle der Publikumsliebling „Hellsing“ genannt werden. Der Manga von Kota Hirano, der längst in verschiedenen Anime-Adaptionen umgesetzt wurde, widmet sich seit 1997 dem Kampf von Integra Wingates Hellsing und ihrem Vampirjäger-Orden, die gegen Blutsauger und andere Monster zu Felde ziehen. Doch die rabiate Monsterjägerkonkurrenz der katholischen Kirche ist Hellsing und ihren Assistenten genauso feindlich gesinnt. Ein über seine gedruckte Form hinausgewachsener Manga- und Anime-Klassiker, der dem Vampir-Horror auf die typisch japanische Comic-Art eine Bluttransfusion aus Witz und Science-Fiction-Elementen verpasst.
Mehr als Stephen King: American Vampire
2010 startete Scott Snyder, der heute zu den erfolgreichsten Autoren im Superhelden-Universum von Batman und Co. gehört, seine eigenständige Vertigo-Serie „American Vampire“ mit Stephen King als prominenten Co-Autor, ehe Snyder und Hauptzeichner Rafael Albuquerque („Huck“) alleine weitermachten. Im Mittelpunkt von „American Vampire“ stehen Skinner Sweet, der einer neuen Vampirart angehört, und seine menschlichen Feinde, die schon mal zu widerwilligen Verbündeten gegen eine noch größere Finsternis werden können. Ob Wilder Westen, Zweiter Weltkrieg oder Goldenes Hollywood: „American Vampire“ verknüpft den Vampir-Mythos spannend und bissig mit der Historie der USA. Dafür gab es 2011 einen Eisner Award als beste neue Serie. Treue Vertigo-Leser fanden obendrein in Titeln wie „Bite Club“ von Howard Chaykin, David Tischman und David Hahn, „Blood + Water“ von Judd Winick und Tom Coker, „Vamps“ von Elaine Lee und William Simpson und selbstverständlich in „Preacher“ von Garth Ennis und Steve Dillon weitere Beißer.
Klassischer Vamp: Vampirella
1969 waren Fantastik-Kenner und Sammler-Legende Forrest J Ackerman, Zeichnerin Trina Robbins, Cover-Maler Frank Frazetta und andere an Vampirellas Debüt im berühmten Horror-Comic-Magazin „Creepy“ von Warren beteiligt. Vampirella startete ihre Laufbahn als Blutsaugerin vom Planeten Drakulon, die auf der Erde als gute Vampirin das Böse bekämpft. Eine trashige Verfilmung von 1996 schadete der leicht bekleideten Antiheldin erheblich, im Comic widmeten sich ihr dafür mitunter Grant Morrison, Mark Millar, Warren Ellis, Amanda Conner, James Robinson und Nancy A. Collins. Den zeitgemäßen Neustart von 2019 inszenieren pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum gerade US-Autor Christopher Priest (der Ende der 90er Black Panther umkrempelte) und der international gefragte türkische Zeichner Ergün Gündüz.
Batman beißt zurück: Batman & Dracula – Roter Regen
Unter dem „Elseworlds“-Banner wurden viele Heroen von DC in launigen Alternativweltgeschichten neu erfunden. Einer der unsterblichen Elseworlds-Klassiker der 90er setzt sich aus den Comics „Batman & Dracula: Roter Regen“, „Batman: Blutsturm“ und „Batman: Blutroter Nebel“ von Autor Doug Moench („Batman: Knightfall“) und Zeichner Kelley Jones („Batman: König der Angst“) zusammen. Der Fledermausritter aus Gotham City kämpft im ersten Teil gegen Dracula und wird selbst zum Vampirmonster. Eine stilsichere Spielerei mit den Mythen von Batman und Dracula, die Kelley Jones als einer der besten Horror-Künstler aller Zeiten majestätisch zu Papier brachte. Auf Deutsch erschienen einst drei Einzelbände, auf Englisch gibt es mit „Elseworlds: Batman Vol. 2“ inzwischen einen Komplettsammelband.
Lüsterne Melancholie: Vampire Boy
Die Argentinier Carlos Trillo („Roter Mond“) und Eduardo Risso („100 Bullets“) realisierten gemeinsam allerhand Geschichten aus den Bereichen Fantasy, Science-Fiction, Horror und Krimi, die gerne zwischen lüstern und sexy pendeln, jedoch immer bestens unterhalten und dank Rissos lässigem Strich grandios aussehen. In ihrer schwarz-weißen Serie „Vampire Boy“ geht es um einen ägyptischen Prinzen, der in einen Kindervampir verwandelt wird, den die Sonne heilt und der nie der Pubertät entwächst. Er sieht seine zölibatäre Unsterblichkeit als Fluch, zumal er in den Großstädten unserer Zeit von seiner Erzfeindin gejagt wird, einer nymphomanischen Hohepriesterin. Tolle Comics, in denen Risso bis in die letzte Ecke der Panel-Hintergründe alles gibt, und Trillo die Vampir-Tropen wunderbar auf den Kopf stellt.