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Und täglich grüßt das Murmeltier – Die besten Filme mit Zeitschleife

Die besten Filme mit Zeitschleife
© Warner Bros. Pictures

Peter Osteried, 08.11.2020

Variation & Wiederholung ad infinitum: Die Idee einer Zeitschleife gab es in der literarischen Science Fiction schon lange, bevor Hollywood sich damit befasste. Aber richtig populär geworden ist sie erst im Kino. Peter Osteried über die besten zehn Filme, in denen unendlich oft fast dasselbe passiert.


10. The Infinite Man (2014)

Diese australische Produktion ist eher obskur, aber sehenswert. Es geht um einen Mann und seine Versuche, das ultimative, romantische Wochenende zu gestalten, aber sein Streben nach Perfektion führt dazu, dass seine Freundin in eine Zeitschleife gerät. Der Film wurde mit ganz kleinem Budget gemacht, zeigt aber auch, dass man für packende Science Fiction nicht mehr als eine gute Idee, ein tolles Skript und enthusiastische Schauspieler benötigt.

9. 12:01 (1993)

Der Film wirkte, als würde er sich an Und täglich grüßt das Murmeltier anhängen, die Geschichte gab es aber schon zuvor. Richard Lupoff hat sie bereits im Jahr 1973 geschrieben. Eine erste Verfilmung gab es bereits 1990 unter dem Titel 12:01 PM für die 30 Minute Movie-Anthologie von Showtime. Jonathan Silverman spielt einen Mann, der in eine Kollegin verliebt ist. Er muss mitansehen, wie sie ermordet wird, woraufhin er sich betrinkt. Am nächsten Morgen erlebt er denselben Tag nochmal und hat eine Chance, sie zu retten. Bis die Zeitschleife von Neuem beginnt. Der Film ist ein wenig altbacken inszeniert, die Grundidee hat aber auch nach fast 30 Jahren noch Bestand, auch wenn es mittlerweile viele Filme dieser Art gibt.

8. Source Code (2011)

Die amerikanisch-französische Ko-Produktion ist ein SF-Film, der komplex erzählt ist und sich dabei für den menschlichen Aspekt der Geschichte interessiert. In einem Zug erwacht ein Soldat im Körper eines Fremden und hat nur wenige Minuten, einen Terroristen zu stoppen, der den Zug in die Luft sprengen will. Der Anschlag gelingt und der Tag beginnt von Neuem. Es wäre ein Leichtes gewesen, einen Twist im Film einzubauen, so dass der Zuschauer am Ende denken kann, dass er das ja nie erwartet hätte (oder eben schon erwartete...). Etwa, dass der Bombenleger eigentlich Jake Gyllenhaals Figur ist. Eine der populärsten Thesen, die im Vorfeld geäußert wurden. Doch das würde am Kern vorbeigehen. Source Code braucht solch einen billigen Aha-Effekt nicht. Er ist clevere Science Fiction, wie man sie in der Regel eher zwischen zwei Buchdeckeln, denn auf der Leinwand vorfindet.

7. Repeaters (2010)

Diese kanadische Produktion spielt in einer Rehabilitationseinrichtung für Suchtkranke. Die drei Hauptfiguren müssen sich bei jenen entschuldigen, denen sie mit ihrem Verhalten Schmerz zugefügt haben. Einen emotional beschisseneren Tag kann man sich kaum vorstellen. Und dann beginnt er von Neuem – wieder und wieder und wieder. Insgesamt erleben sie den Tag neunmal.

Dies ist ein kleiner, effektiver Film, der so etwas wie die dunkle Seite von Und täglich grüßt das Murmeltier darstellt. Nur der finale Twist ist etwas überzogen.

6. Triangle – Die Angst kommt in Wellen (2009)

Die britisch-australische Ko-Produktion ist ein exzellenter Film, der den Horror einer Zeitschleife sehr schön zur Anschauung bringt. Einige Freunde havarieren mit ihrer Yacht, können sich aber auf ein verlassenes Kreuzfahrtschiff retten, das auf offener See treibt. Die Hauptfigur Jess hat ein ungutes Gefühl. Schon bald sterben die ersten und Jess erlebt die Ankunft von sich und ihren Freunden noch mal. Immer mehr Versionen ihrer aller Selbst laufen herum und enden, wie es die Zeit eben vorsieht. Eine der beeindruckendsten Szenen ist, als Jess über die Leichen all ihrer Vorgängerinnen stolpert.

Der Film lebt von seinem cleveren Skript, aber auch der hohen, glaubwürdigen Emotionalität, die mit der Hauptfigur einhergeht.

5. The Endless (2017)

Dies ist der dritte Film des Duos Justin Benson und Aaron Moorhead. Zwei Brüder kehren hier zu einer Sekte zurück, der sie als Teenager entkommen sind. Im Verlauf der Handlung manifestiert sich eine Entität, die mit ihnen allen spielt. Es wird klar, dass viele Menschen in ihren eigenen Zeitschleifen gefangen sind, diese sich aber für jeden unterscheiden. Die Brüder wollen fliehen.

Der Film ist nicht nur seiner Stimmung und Atmosphäre wegen faszinierend, sondern auch, weil die Regisseure ihr eigenes Universum aufbauen. Denn in einer der Zeitschleifen gefangen sind auch die Protagonisten von Bensons und Moorheads erstem Film Resolution.

4. Happy Deathday (2017)

Die Studentin Tree erwacht in einem Zimmer des Studentenheims. Sie war in der Nacht zuvor schwer betrunken und wurde von Carter nach Hause gebracht, um sich auszuschlafen. Just an diesem Tag hat Tree nun Geburtstag, was ihr ohnehin schon nicht behagt. Sie stürmt also aus dem Studentenheim und macht, was zu tun ist, bevor abends eine große Party steigt, zu der sie auch gehen will. Doch auf dem Weg dorthin wird sie von einem maskierten Killer ermordet. Danach wacht Tree wieder auf – und zwar am Tag ihres Geburtstages. Alles wiederholt sich, auch wenn sie kleinere Änderungen vornimmt.

Das Drehbuch schrieb Scott Lobdell, der in den 1990er Jahren als Comic-Autor der „X-Men“ bekannt wurde. Das Skript ist natürlich von Und täglich grüßt das Murmeltier inspiriert, greift aber ein Genre auf, in dem diese Ein-Tag-wiederholt-sich-Routine noch nicht abgespult wurde: der Slasher-Film.

In erster Linie steht hier der Spaß auf der Tagesordnung. Davon gibt es reichlich, zumal die Todesarten, mit denen Tree aus dem Leben befördert wird, angenehm kreativ sind und sich nicht wiederholen. Happy Deathday bewahrt das Geheimnis, wieso die Hauptfigur diesen Tag überhaupt wieder und wieder erlebt. Zwar will Christopher Landon ein paar Erklärungen im Film untergebracht haben, die bedürfen aber schon der Interpretation. Das Sequel Happy Deathday 2U kam 2019 und setzt noch mehr auf den SF-Aspekt der Geschichte.

3. Timecrimes (2007)

Die spanische Produktion ist ein höchst komplexer Film, bei dem ein Mann um etwa eine Stunde in die Vergangenheit zurückversetzt wird, sich selbst jagt, der Zeitreisevorgang noch mehrmals stattfindet und verschiedene Versionen des Protagonisten unterwegs sind, während man sich in einer selbst kreierten Zeitschleife bewegt.

Nacho Vigalondo hat mit Timecrimes einen spannenden Thriller vorgelegt, der überrascht, aber auch damit punktet, dass er so exzellent die verschiedenen Versionen der Hauptfigur mit- und gegeneinander agieren lässt.

2. Edge of Tomorrow (2014)

Tom Cruise und Science Fiction, das passt einfach perfekt zusammen. Edge of Tomorrow von Doug Liman basiert auf dem Roman von Hiroshi Sakurazaka. In der nahen Zukunft haben die Mimics die Erde angegriffen. Die Zivilisation liegt in Schutt und Asche, aber die Erdstreitkräfte starten eine letzte Offensive. Cruise ist ein Soldat, der in einer Zeitschleife gefangen ist, die er immer nur dann beenden kann, wenn er stirbt: Live. Die. Repeat. So auch der Alternativtitel des Films.

Der ursprüngliche Titel hatte noch mehr Wucht: All You Need Is Kill. Hier gibt es coole Action, coole Aliens und eine Zeitschleife, die man so noch nicht gesehen hat. Das ist tatsächlich auch mit Humor versehen, etwa dann, wenn Cruise‘ Figur sich vor einen Lastwagen wirft und Bill Paxton entsetzt den Toten anschreit, wieso er das getan hat.

1. Und täglich grüßt das Murmeltier (1993)

Harold Ramis‘ Komödie ist nach wie vor der Goldstandard, wenn es um Zeitschleifen geht. Bill Murray spielt einen griesgrämigen Wettermoderator, der sich in einem kleinen Kaff einfindet, um über den Murmeltiertag zu berichten und in einer Zeitschleife gefangen ist. Man bekommt im Film 38-mal denselben Tag zu sehen – ganz oder in Auszügen. Im Lauf der Jahre haben verschiedene Leute versucht zu kalkulieren, wie lange die Hauptfigur in der Zeitschleife feststeckt. Die Berechnungen reichen von acht über zwölf bis zu 33 Jahren, da Murrays Figur in der Zeit ein meisterhafter Pianist wurde, aber auch Französisch lernte und sich andere Professionen meisterhaft aneignete.