Mehr Phantastik

Hugo, Nebula, Seraph & Co.: Die zehn wichtigsten Preise für phantastische Literatur

Banner Hugo, Nebula, Seraph & Co.: Die zehn wichtigsten Preise für phantastische Literatur
© 95C / pixabay

NEWS

 

Markus Mäurer, 16.02.2017

Literaturpreise wie der Deutsche Buchpreis oder der Pulitzer kitzeln das Ego der Literaten und hieven Bücher auf die Bestsellerliste. Fantasy- und Science-Fiction-Bücher haben hier leider selten eine Chance, abzuräumen. Aber auch die Phantastische Literatur hat ihre Preise. Die zehn wichtigsten wollen wir euch hier kurz vorstellen.

 

National

Der Deutsche Phantastik Preis (DPP) wird seit 1999 jährlich in zahlreichen Kategorien (wie z. B. Bester Roman, Bestes Romandebüt, Beste Kurzgeschichte usw.) an Werke der Science Fiction und Fantasy verliehen. Organisiert wird er von den Machern der Internetseite Phantastik-News.de. Bis 2016 fand die Preisverleihung auf dem Buchmesse Convent Dreieich satt, 2017 wird er erstmals auf der neuen Phantastika in Oberhausen verliehen werden. Der DDP ist ein Publikumspreis, nach einer Nominierungsphase kann jeder über die Internetseite des Preises an der Abstimmung über die nominierten Titel teilnehmen.

Der Kurd Laßwitz Preis (KLP) wird seit 1980 jährlich von SF-Schaffenden (AutorInnen, ÜbersetzerInnen, Journalisten, LektorInnen, Grafikern usw.) im deutschsprachigen Raum in verschiedenen Kategorien an herausragende Werke der Science-Fiction verliehen. Organisiert wird er von einem Treuhänder, der während der Nominierungsphase die Vorschläge der Abstimmungsberechtigten erhält, gefolgt von einer Abstimmungsphase über die nominierten Titel. In den Kategorien Beste Übersetzung und Bestes Hörspiel entscheidet eine Fachjury über die Preisträger. Benannt wurde er nach dem deutschen Science-Fiction-Schriftsteller Kurd Laßwitz (*1848 - †1910).

Der Deutsche Science Fiction Preis (DSFP) wird seit 1985 jährlich in den Kategorien Bester Roman und Beste Kurzgeschichte verliehen, Organisator ist der Science Fiction Club Deutschland e. V. (SFCD), über die Preisträger des mit jeweils 1.000 Euro dotierten Preises entscheidet eine Jury von ca. zehn Personen, das sogenannte DSFP-Komitee. Die Preisverleihung findet während des SFCD-Jahreskongresses statt, der auf wechselnden Cons veranstaltet wird. Neben dem Preisgeld erhalten die Gewinner auch eine vom deutschen Science-Fiction-Autor Andreas Eschbach gestiftete Medaille.

Der Seraph wird seit 2012 in den Kategorien Bester Roman und Bestes Debüt für Werke der deutschprachigen Phantastik verliehen. Organisiert wird er vom Phantastische Akademie e. V., der vor der Verkündung der Preisträger eine Longlist aus allen für den Preis eingesandten Titeln erstellt, aus denen dann eine Jury fünf Titel pro Kategorie für die Plätze eins bis fünf auswählt. Die Verleihung findet auf der Leipziger Buchmesse statt. Die Kategorie Bestes Debüt ist mit 2.000 Euro dotiert.

Der Phantastikpreis der Stadt Wetzlar wurde seit 1983 jährlich (mit Ausnahme der Jahre 2014 und 2015) an deutschsprachige Erstveröffentlichungen aus dem Genre der Phantastik von einer von der Stadt Wetzlar ernannten Jury aus Wetzlarern Bürgern vergeben. Seit 2016 wird er alle zwei Jahre verliehen. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Tage der Phantastik statt, die von der Phantastischen Bibliothek Wetzlar veranstaltet werden. Der Preis ist mit 4.000 Euro dotiert.

International

Die Hugo Awards werden seit 1955 jährlich in zahlreichen Kategorien für Werke der Science-Fiction und Fantasy verliehen. Organisiert werden sie von der World Science Fiction Society, abstimmungsberechtigt sind alle, die eine Mitgliedschaft für den Worldcon des entsprechenden Jahres erworben haben. Benannt wurden die Awards nach dem amerikanischen Verleger und Science-Fiction-Schriftsteller Hugo Gernsback (*1884 - †1967). Er gilt als einer der renommiertesten und wichtigsten Preise im Genre; 2015 gab es heftige Kontroversen um die Kampagnen der sogenannten Sad Puppies. Bis 1992 hieß der Hugo offiziell Science Fiction Achievement Awards. Die Preisträger erhalten eine kleine Statue in Form einer Rakete.

Die Nebula Awards werden seit 1966 jährlich in den Kategorien Best Novel, Best Novella, Best Novelette und Best Short Story an englischsprachige Werke der Science Fiction und Fantasy vergeben. Organisiert wird er Preis von den Science Fiction and Fantasy Writers of America (SFWA), also dem amerikanischen Autorenverband der Science-Fiction- und Fantasyschriftsteller. Die Gewinner erhalten eine Trophäe, die aus einem Glasblock besteht, der ein Model des titelgebenden Spiralnebels (Nebula) enthält. Der Nebula gehört wie der Hugo zu den wichtigsten und renommiertesten Genrepreisen. Die Preisverleihung findet auf einem jährlichen Bankett statt.

Der World Fantasy Award wird seit 1975 jährlich in mehreren Kategorien verliehen, auch an Werke, die ins Englische übersetzt wurden (wie z. B. 1987 an Patrick Süskind für „Das Parfüm“). Anders als der Titel vermuten lässt, gibt es unter den Nominierten und Preisträgern einen relativ hohen Anteil an Horrorwerken. Die Gewinner werden durch die Teilnehmer der World Fantasy Convention (auf der auch die Preisverleihung stattfindet) und einer Gruppe von Juroren, die meist aus AutorInnen besteht, ermittelt. Bis 2015 erhielten die Gewinner eine Büste des amerikanischen Horrorautors H. P. Lovecraft; nach einer Kontroverse um Lovecrafts rassistische Ansichten wurde sie abgeschafft.

Der Locus Award wird seit 1973 vom Phantastikmagazin Locus jährlich in verschiedenen Kategorien an englischsprachige Werke aus den Genres Fantasy, Science Fiction und Horror vergeben. Anders als bei anderen Preisen werden hier auch die Verlage und Verleger mit ausgezeichnet. Abgestimmt wird von den Lesern des Magazins. Preisverleihung und Bekanntgabe der Gewinner finden auf einem Bankett statt.

Der Arthur C. Clarke Award wird seit 1987 für den besten in Großbritannien veröffentlichten Science-Fiction-Roman des Jahres in englischer Sprache (auch Übersetzungen) vergeben. Die Jury setzt sich aus Mitgliedern der British Science Fiction Association, der Science Fiction Foundation und einer dritten Organisation (seit 2012 das Sci-Fi-London Filmfestival) zusammen. Sie stellen eine Shortlist aus sechs Titeln zusammen, aus der dann der Gewinner ermittelt wird. Der Award ist mit einem Preisgeld in Höhe der jeweils aktuellen Jahreszahl dotiert. 2017 werden es also 2017 Pfund sein. Dazu gibt es noch eine gravierte Buchstütze. Benannt wurde der Preis nach dem britischen Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke (*1917 - †2008).

 

Markus Mäurer

Der ehemalige Sozialpädagoge und Absolvent der Nord- und Lateinamerikastudien an der FU Berlin, der seit seiner Kindheit zwischen hohen Bücherstapeln vergraben den Kopf in fremde Welten steckt, verfasst seit über zehn Jahren Rezensionen für Fantasyguide.de, ist ebenso lange im Science-Fiction- und Fantasy-Fandom unterwegs (Nickname: Pogopuschel) und arbeitet seit einigen Jahren als Übersetzer phantastischer Literatur. http://lesenswelt.de/