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Die 10 spaßigsten Horrorfilme zu Halloween

Die 10 spaßigsten Horrorfilme zu Halloween
© 20th Century Fox
Thilo Nemitz
25.10.2017

Halloween naht und neben den Süßigkeiten für die kleinen Monster, Plastikkettensägen und Hirnvanillepuddings braucht es für ein gelungenes Fest vor allem eins: ein paar echt gute Horrorfilme – die am besten auch noch lustig sind. Hier ein paar Tipps.

Wieso lieben wir überhaupt das Horrorgenre? Die Antwort liegt für die meisten Gruselfans auf der Hand. Wir wollen erschreckt werden und verschiedene körperliche Reaktionen erleben; von einer zarten Gänsehaut, über ein solides Gruseln in der Magengrube, bis hin zu fast schmerzhaftem Herzrasen nach einem fiesen „Jump Scare“. In gewisser Weise möchten wir uns testen wie bei einer Achterbahnfahrt: Wieviel kann ich ertragen, bevor ich schreie wie ein kleines Mädchen?

Horrorfilme bieten dafür den perfekten Rahmen. In der ungefährlichen und meist auch wenig tödlichen Umgebung des eigenen Wohnzimmers können wir uns zur Not unter unserer Kuscheldecke verstecken, wenn der Protagonist des Films unliebsame Bekanntschaft mit einer Kettensäge macht. Filme begreife ich bei dieser freiwilligen „Selbstkasteiung“ als das derzeitige Mittelstück zwischen Buch und Computerspiel, wenn es um Intensität des Gruselns geht.

Seit der Blütezeit der Gothic Novels zu Beginn des 19. Jahrhunderts, sind Gruselromane beliebte Tore ins Reich des Schreckens. Da Vampire, künstliche Menschen oder lüsterne Mönche jedoch nur auf der Bühne des Kopfkinos ihr Unwesen treiben können, hält sich das Schaudern noch vergleichsweise im Rahmen. Filme hingegen, können uns mit ihren audio-visuellen Mitteln schon direkter mit dem Grauen konfrontieren und somit stärkere körperliche Reaktionen auslösen. Wer sich das Remake von Stephen Kings „Es“ in Dolby Atmos angeschaut hat, zuckt vermutlich gerade zusammen und weiß, wovon ich rede. Die vorläufige Krönung des freiwilligen Fürchtens dürfte dieser Tage durch die Interaktion in Spielen zu erreichen sein. Gerade im noch jungen Bereich der Virtual Reality können wir bereits „Mittendrin, statt nur dabei sein“. Und wenn demnächst das Problem der Motion Sickness gelöst ist und auch die Ränder des Sichtfelds überhaupt nicht mehr erkennbar sind, dann müssen vermutlich ärztliche Sicherheitshinweise auf den Geräten vor Herzinfarkten warnen.

Welche Steigerung bleibt der sensationsgeilen Menschheit dann noch übrig? Möchte ich das überhaupt wissen? Letztlich ist jedes Grauen erträglich, solange ich weiß, dass es nicht echt ist. Der logische letzte Schritt wäre also, ein VR-Horror-Spiel zu zocken, welches von der Realität nicht zu unterscheiden ist, und sich dann bis zum Ende des Spiels vergessen zu machen, dass es nur ein Spiel ist. Um es mit Colonel Walter E. Kurtz aus Joseph Conrad's Heart of Darkness zu sagen: The horror, the horror!

Schon mal im blassen Mondlicht mit dem Teufel getanzt?

Aber es ist natürlich nicht nur das Austesten eigener emotionaler und körperlicher Grenzen, das wir an Horrorfilmen schätzen. Monster, Verfall und Tod besitzen eine gewisse morbide Ästhetik und sogar eine ganz eigene Poesie. Schon die „graveyard poets“ in England oder die Vertreter der Schwarzen Romantik in Deutschland wussten die schaurig-schöne Atmosphäre zu schätzen, die von verfallenen Ruinen oder Gräbern im Mondschein ausgeht. Aus den Schatten solcher Kulissen erhoben sich dann, erst in der Literatur, und später auch im Film, lieb gewonnene Vertreter des Bösen wie Nosferatu, Dracula und andere Schreckensgestalten.

Eng verknüpft mit dieser Faszination des Makabren und Morbiden In Setting und Gestalt ist dieser Tage natürlich auch einfach der Spaß, der bei einem guten Horrorfilm aufkommen kann. Gerade zu Halloween, das ja ganz unter dem Zeichen der grinsenden Kürbis-Fratzen, der Monster unter dem Bett und dem Heulen des Windes in den herbstlichen Gassen steht, geht doch nichts über einen unterhaltsamen Horrorfilm.

Doch was ist unterhaltsam? Das ist sicherlich sehr subjektiv und hängt stark vom Geschmack des einzelnen ab. Für die einen müssen Vampire die Hauptdarsteller sein, für andere muss bei „Torture Porn“ möglichst viel Blut fließen und für wieder andere liegt der Reiz in der „Found Footage“-Form. Ich persönlich mag, gerade zu Halloween, am liebsten Horrorfilme, die dem Genre der Horrorkomödien zuzuordnen sind, sich selbst nicht so ernst nehmen oder zumindest unfreiwillig komisch sind. Durch den Kontrast zwischen Schock- oder Ekelmomenten und einer guten Portion Comic Relief, entsteht für mich einfach die größte Gaudi.

Deshalb habe ich euch im Folgenden mal meine fast schon familientaugliche Top 10 von Gruselfilmen für Halloween zusammengestellt, die ich immer wieder gucken könnte. Wenn ihr hier einige Titel schmerzlich vermisst, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn ihr sie in die Kommentare schreibt. Dann kann ich vielleicht meinen Horizont erweitern und dieses Halloween neue Perlen des Horrors kennen lernen. Nun denn, without further ado und geordnet nach Erscheinungsjahr:

Die 10 spaßigsten Horrorfilme zu Halloween

Warlock (1989)

Warlock – Satans Sohn, wie er für den deutschen Markt getauft wurde, wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Erst wollte Julien Sands sich für so einen trashigen Quatsch überhaupt nicht hergeben. Doch ich und eine treue Gemeinde von Liebhabern dieses Kultfilms sind ihm sehr dankbar, dass er uns belehrt hat, dass Hexen auch Männer sein können. Als kühler Blonder mit einer Vorliebe für Kinderfett, ist er auf der Suche nach der Grand Grimoire, einer Art Necronomicon, mit dem er die Schöpfung umkehren will. Mit einem schnuckeligen Hexenkompass und Akzent ausgerüstet, wird Hexenjäger Redferne durch die Zeit geschickt, um ihn aufzuhalten. Eine blutjunge und wunderbar ahnungslose Lori Singer gerät als Kassandra ebenfalls zwischen die Fronten und muss sich allerhand obskurer Flüche und anderem vergnüglichen Hexenwerk erwehren. Warlock ist zeitloser Hokuspokus.

Braindead (1992)

Ich glaube, über Peter Jacksons trashige Zombie-Komödie müssen nicht mehr viele Worte verloren werden, oder? Wer tatsächlich immer noch nichts von P.J.‘s filmischen Errungenschaften vor seiner Herr der Ringe-Karriere gehört hat, sollte schnellstens Meet the Feebles, Bad Taste und vor allem Braindead nachholen. Ich garantiere einen ganz neuen Respekt vor Rattenaffen, Pudding und Rasenmähern. In vielerlei Hinsicht ist Braindead der einzige Zombiefilm, den man je gesehen haben muss. Selten ist einem Regisseur so viel Freude an Schleim, Kunstblut und dem Spielen mit jeder Art von Ekel anzumerken.

Army of Darkness (1992)

Mit dem dritten Teil der Tanz-der-Teufel-Trilogie ist Sam Raimi endgültig im Genre der Komödie angekommen. Der Charme des dritten Teils speist sich zu großen Teilen aus seinem Setting. Wenn Bruce Campbell als Ash mit Kettensägen-Prothese und Schrotflinte im Mittelalter gegen Ritter und Zombies kämpft, ist die Ausgangslange schon komisch genug. Doch dieser Film ist und bleibt für mich auch so ein Fundus großartiger und erinnerungswürdiger Szenen, die vor Wahnwitz und Groteskem nur so strotzen. Ohne diesen Film wäre ich nie auf die geniale Idee gekommen einfach kochendes Wasser zu trinken, falls ich mal versehentlich einen bösen Däumling verschlucke. Ein absolutes Must See. In diesem Sinne: Klaatu Verata… Nektarine!

From Dusk Till Dawn (1996)

Ich weiß noch genau, wie wir aus dem Häuschen waren, als wir den Film damals nichts ahnend das erste Mal im Kino sahen. Niemand hatte vorher einen Trailer gesehen und alle trauten ihren Augen nicht, als aus dem Entführungsthriller mit einem herrlich gestörten Quentin Tarantino plötzlich ein trashiger Vampir-Splatter-Film wurde. Am Ende des surrealen Trips fasste George Clooney als Gauner Seth unser aller Verwunderung perfekt in Worte: „Das waren Vampire! Irre explodieren nicht, wenn das Sonnenlicht sie trifft, ganz egal, wie irre sie sind!" Salma Hayek als Santanico Pandemonium bei ihrem Schlangentanz zu beobachten, während Tito & Tarantula für die musikalische Begleitung sorgen, kommt außerdem nie aus der Mode.

Sleepy Hollow (1999)

Für mich einer der besten, wenn nicht DER beste Tim-Burton-Film. Sleepy Hollow ist ein Meisterwerk des atmosphärischen Horrors. Alles ist aus einem gruseligen gotischen Guss. Die Akteure, angeführt von einem grandiosen Johnny Depp als exzentrischer Ichabod Crane, der ständige Nebel in den unheimlichen Wäldern und natürlich die nicht zu verachtende Menge an abgeschlagenen Köpfen – hier stimmt einfach alles. Gerade zu Halloween mit seinen Kürbisköpfen passt die Geschichte des hessischen Söldners, der nachts als kopfloser Reiter umher irrt, um seinen Kopf zu suchen, besonders gut. Die Story basiert übrigens auf einer Kurzgeschichte von Washington Irving und unterstreicht mal wieder, wie wichtig eine gute Literaturvorlage für einen guten Film sein kann.

Jason X (2001)

Halt! Nicht überspringen! Das ist ein absoluter Geheimtipp. Von allen Horrorfilm-Serien, die sich irgendwann, scheinbar aus Ermangelung besserer Ideen, in den Weltraum gewagt haben, macht Jason Voorhees als von Nanorobotern rekonstruierter Killer die beste Figur. Frei nach der Devise „im Weltraum hört Dich niemand kichern“ lässt der Regisseur hier ein Bataillon jugendlicher Flachpfeifen aufmarschieren und dann von Jason möglichst kreativ zerstückeln. Ich habe selten so gelacht bei einem Horrorfilm. Ich möchte eigentlich kaum etwas verraten. Schaut ihn euch an und dankt mir hinterher. Erwähnenswert ist noch, dass B-Movie-Legende Peter alias „Candyman“ Mensah mitspielt und von einer Cyborg-Terminatrix irgendwann nur noch der Kopf übrig ist. 

Black Sheep (2007)

Wer mal in Neuseeland war, verschlingt ohnehin jeden Film, der dort spielt. Wer jedoch noch nicht da war, wird nach Black Sheep vermutlich auch erst mal keine Lust mehr haben, ins Land der flauschigen Schäfchen zu reisen. Dieser Film ist auf die beste Art und Weise verstörend und gehört in die Sammlung jedes Filmliebhabers. Der Stil des Regisseurs, Jonathan King, kann durchaus mit frühen Produktionen von Peter Jackson, wie Bad Taste oder Braindead, verglichen werden. Und wem dieses Lob und die Grundidee von Schafen als lebensgefährlichen Monstern noch nicht ausreichen, dem möchte ich noch sagen, dass Wer-Schafe darin vorkommen. Ja, Wer-Schafe.

The Cabin in the Woods (2012)

Das ist vielleicht DER unterhaltsamste Halloween-Horrorfilm aller Zeiten. Joss Whedon hat uns hier aus den gängigsten Klischees von Horrorfilmen einen Meta-Film gestrickt, der zu gleichen Teilen mystisch, gruselig und, mit genügend schwarzem Humor, auch verdammt ulkig ist. Ganz gewollt klischeehaft werden fünf partygeile, gutaussehende Teens, unter anderem Thor-Darsteller Chris Hemsworth, in eine einsame Waldhütte geschickt, um dort Drogen, Sex und verschiedenste Monster-Mythen über sich ergehen zu lassen. Und gerade, wenn wir als Zuschauer glauben, die Metastory des Films endlich durchschaut zu haben, wird alles mit einem grotesken, aber gleichermaßen spaßigen Finale auf den Kopf gestellt. 

Hansel & Gretel: Witch Hunters (2013)

Jeremy Renner und Gemma Arterton spielen Hänsel und Gretel in sexy Leder-Outfits. Sie kämpfen mit Pump Action Shotguns im Wald gegen Gift- und Geifer-spuckende Karate-Hexen im Evil Dead-Look. Hänsel ist durch seine Lebkuchenabenteuer in der Kindheit nun Diabetiker und wird gelegentlich von einer Art Zuckerwarnuhr am Handgelenk daran erinnert, sich wie Rambo eine gigantische Insulinspritze ins Bein zu jagen. Später im Film verbünden sich die Geschwister mit einer weißen Hexe, die mit einer Gatling-Kanone in einen Hexensabbat ballert. Ach kommt schon, muss ich wirklich noch mehr sagen?

Housebound (2014)

Mit Housebound haben wir einen weiteren Geheimtipp und mal wieder einen dieser “Kiwi-Filme”. Regisseur Gerard Johnstone erzählt uns die Geschichte der rebellischen Kylie Bucknell, die nach einem Überfall auf einen Bankautomaten zu Erziehungsurlaub und damit Hausarrest bei ihrer Mutter Miriam verdonnert wird. Ab sofort muss sie sich deshalb mit Vorstadt-Ödnis, der naiven Weltsicht von Miriam und zu allem Überfluss auch noch mit einem bösartigen Geist herumschlagen, der scheinbar irgendwie Kontakt mit ihr aufnehmen will. Johnstone schickt uns mit einer perfekten Mischung aus Schockmomenten und grandiosem Ulk auf viele verschiedene Fährten, bevor die Wahrheit auf äußerst befriedigende und blutige Weise ans Licht kommt. Meine Empfehlung! 

Thilo Nemitz

Thilos irdische Form wurde das erste Mal 1976 in der Matrix erzeugt. Er ist pädagogisch wertvoll mit Masters of the Universe, Star Wars und Ninja-Filmen aufgewachsen. Sein „Erwachsenwerden“ hat er in den Folgejahren weiter rausgezögert mit dem Besitz von beinahe jeder Spielkonsole, dem stundenlangen Tauschen von Magic-Karten und dem genussvollen Verzweifeln über Point & Click-Abenteuern wie Monkey Island. Den Umgang mit Menschen lernte er auf den letzten Drücker durch Dungeons & Dragons. Als großer Liebhaber von englischer Literatur, wie dem Herrn der Ringe oder Mary Shelly’s Frankenstein, hat er Anglistik, mit den Nebenfächern Germanistik und Philosophie, auf Magister studiert und als Beweis seiner Leidensfähigkeit auch abgeschlossen. Heute bezeichnet er sich selbst als Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasy-Nerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Sein Geld verdient er im Online Marketing, doch sein Herz gehört der Popkultur. Deshalb schreibt er gerne für das Magazin Geek!, verschiedene andere Webseiten und natürlich seinen Blog nerd-wiki.de.