Mehr Phantastik

Bissig und blutig: Die 10 besten Vampir-Manga

Bissig und blutig: Die 10 besten Vampir-Manga
© rustamov/pixabay

BUCH

 

Judith Madera,  20.04.2022

Vampire faszinieren auch in Asien mit Melancholie und Grausamkeit. Ob Horror, Fantasy, Science Fiction oder Comedy, verschiedenste Genres warten mit den finsteren Wesen auf. Diese 10 blutigen Leckerbissen solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen!

Auch für Mangaleser*innen gehören Vampire zu den beliebtesten Fantasywesen, die mit ihrer düsteren Aura, tragischen Schicksalen und spektakulärer Action begeistern. Dabei entwerfen Mangaka ganz unterschiedliche Genremixe, die Vampire mal ganz klassisch als wunderschöne Blutsauger oder ganz modern als Cyborgs darstellen. Auf Glitzervampire trifft man dabei eher nicht, dafür mutiert so mancher Blutsauger zu einem hässlichen Monstrum. Manche tragen tiefen Schmerz in ihren kalten Herzen und kämpfen gegen ihre dunkle Natur, andere beherrschen zukünftige Welten, führen Krieg mit den Menschen oder sehnen sich nach Frieden. Auch wenn das Vampirbild der meisten Manga auf westlichen Horrorgeschichten basiert, bieten viele durch ihren Mut zu ungewöhnlichen Crossovern etwas wirklich Neues.   

Bevor es losgeht, noch ein kleiner Tipp für alle, die mit den schwarz-weißen Comics wenig anfangen können: Die meisten der hier vorgestellten Manga haben hervorragende Animeadaptionen erhalten!

Düstere Science Fantasy: Trinity Blood von Sunao Yoshida und Kiyo Kyūjō

In einer fernen Zukunft befindet sich die Welt in einem neuen Kalten Krieg: Im Westen bietet die katholische Kirche den Menschen als militärische Großmacht Schutz vor den Methusalea – Vampiren, über deren Reich im Osten eine mysteriöse Kaiserin herrscht. Der sanftmütige und naive Priester Abel Nightroad arbeitet für eine Geheimorganisation des Vatikans, die den porösen Frieden bewahren soll. Gleichzeitig sät der Rosenkreuzorden Terror und will einen neuen Krieg heraufbeschwören.

Trinity Blood ist die Mangaadaption der Light-Novel-Reihe von Sunao Yoshida, die SF- und Fantasyelemente auf äußerst spannende Weise verbindet. So sind die Methusalea keine mystischen Wesen, sondern Menschen, die mit einem außerirdischen Virus infiziert sind, das sie stärker und gesünder macht, aber gleichzeitig ihre roten Blutzellen zerstört. Doch in Trinity Blood gibt es weit gefährlichere Wesen als die Methusalea: Die Kresnik sind dank Nanomaschinen noch stärker und ernähren sich von Vampirblut.

Melancholische Dark Fantasy: Bloody Mary von Akaza Samamiya

Vampir Bloody Mary sehnt sich nach dem Tod und Exorzist Maria ist der einzige, der ihn töten könnte. Doch er verfügt noch nicht über die Macht dazu. Also schließt er mit Mary einen Pakt, dass dieser ihn so lange vor anderen Vampiren beschützt, bis er die Macht des Exorzismus erlangt. Im Gegenzug verspricht er, Mary dann zu töten. In zehn Bänden erzählt Akaza Samamiya die tragische Geschichte eines Vampirs, der zwei Persönlichkeiten zu haben scheint: Mary ist depressiv und anhänglich, Bloody dagegen eiskalt und skrupellos. Maria betont immer wieder, Mary nur zu benutzen und ihn dann zu töten, trotzdem entwickelt sich zwischen den beiden eine intensive Freundschaft. Die Szenen, in denen Mary Maria beißt und sein Blut trinkt, sind sehr ästhetisch gezeichnet und haben einen leichten Boys-Love-Touch, doch der Manga ist keine Liebesgeschichte.

Bloody Mary ist zutiefst melancholisch, düster und blutig und fasziniert mit morbidem Humor und dem schaurigen Geheimnis um Marys Vergangenheit, die einige Überraschungen bereithält.

Romantischer Thriller: Devil’s Line von Ryo Hanada

Ermittler Yūki Anzai jagt Vampire, die ihren Blutdurst nicht kontrollieren können und Menschen angreifen. Dabei nutzt er seine übernatürlichen Fähigkeiten, denn er ist ein Halbvampir, der seine innere Bestie mit Medikamenten im Zaum hält. Als er Studentin Tsukasa Taira bei einem Einsatz rettet, begleitet er sie nach Hause und verliert für einen kurzen Moment die Kontrolle. Tsukasa weicht jedoch nicht zurück und zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die Yūki an seine Grenzen bringt. Er kämpft gegen seine vampirische Natur und wird gerade dadurch zur Gefahr. Während Yūki und Tsukasa an ihrer fragilen Beziehung arbeiten, erklärt die CCC (Chosen Civil Community) den Vampiren den Krieg. Die Organisation unterscheidet nicht zwischen blutrünstigen Monstern und jenen, die friedlich mit den Menschen zusammenleben wollen. Auch Yūki gerät ins Visier ihrer Scharfschützen.

Devil’s Line bietet reichlich blutige Action, aber auch viele ruhige und nachdenkliche Szenen. Die Lovestory kommt ohne Kitsch und Klischees aus und Yūkis Kampf gegen seinen inneren Dämon ist glaubhaft und berührend.

Vampirische Post-Apokalypse: Vampire Hunter D von Hideyuki Kikuchi und Saiko Takaki

In der postnuklearen Zukunft gibt es kaum noch Menschen. Stattdessen bevölkern Mutanten die vom Krieg verwüstete Erde und Vampire bilden das neue Herrschergeschlecht, den Adel. Sie greifen auf Magie und Wissenschaft zurück, um die Welt wiederaufzubauen. So gibt es auch Blutersatzmittel, doch viele Vampire trinken lieber Menschenblut. D ist ein Dhampir, halb Mensch halb Vampir, und somit der perfekte Vampirjäger, der gleichermaßen gefürchtet wie unterschätzt wird. Für eine junge Frau soll der Kopfgeldjäger einen Grafen töten und bekommt es prompt mit verärgerten Dorfbewohnern zu tun. Und zu allem Übel wird er auch noch von Mutanten angegriffen.

Vampire Hunter D basiert auf der Romanreihe von Hideyuki Kikuchi und ist ein actiongeladener Mix aus Postapokalypse, Fantasy und Western. Mangaka Saiko Takaki hat die finstere Story in brillanten Bildern umgesetzt.

Actiongeladene Comedy: Blood Lad von Yūki Kodama

Vampir Staz herrscht über ein eigenes Territorium in der Dämonenwelt, doch statt Menschen zu jagen, schaut der Kaltblüter lieber Animes oder zockt Videospiele. Dabei hat er eine ausgeprägte Vorliebe für alles Japanische. Staz‘ heile Otaku-Welt gerät in Aufruhr, als Schülerin (und Japanerin!) Fuyumi in die Dämonenwelt stolpert. Er ist schockverliebt, doch sein Glück wird sofort wieder zerstört, als Fuyumi von einer Dämonenpflanze gefressen und zu einem Geist wird. Staz verspricht ihr, sie wiederzubeleben, doch bis dahin benötigt Fuyumi sein Blut, um nicht gänzlich zu verschwinden. Es beginnt ein rasanter und zuweilen komischer Trip durch die Dämonenwelt, bei dem es Staz und Fuyumi mit allerhand dunklen Wesen und Kriminellen sowie mit Sandkastenfreund und Erzfeind Wolf zu tun bekommen.

Blood Lad vereint Comedy und Action auf höchst unterhaltsame Weise. Staz hat wenig Lust auf Rivalitäten und Grausamkeiten, doch für Fuyumi geht er sprichwörtlich durch die Hölle. Ihr Abenteuer lebt von der Vielzahl skurriler Charaktere sowie Anspielungen auf bekannte Horror-Werke wie Frankenstein.

Dystopische Fantasy: Seraph of the End von Takaya Kagami, Daisuke Furuya und Yamato Yamamoto

Nachdem ein Virus fast alle Erwachsenen getötet hat, übernehmen Vampire die Weltherrschaft. Sie nehmen die Kinder in ihre unterirdischen Städte mit, angeblich, um sie zu schützen. Doch letztlich benutzen sie sie nur als Blutspender. Die Waisen Yūichirō und Mikaela versuchen diesem Schicksal zu entkommen, doch bei der Flucht werden sie getrennt: Yūichirō erlangt die Freiheit und erkennt, dass nicht alle Erwachsenen gestorben sind. Er schließt sich der „Japanischen Kaiserlichen Dämonenarmee“ an, die Vampire mit Hilfe dämonischer Waffen bekämpft, um Rache zu üben. Mikaela hingegen wird selbst zu einem Vampir, was ihn zutiefst anwidert. Doch er erträgt die Verwandlung, um Yūichirō vor den Vampirjägern zu retten.

Seraph of the End ist ein actiongeladener Mix aus Dystopie und Dark Fantasy, der mit Yūichirō einen impulsiven, leidenschaftlichen und extrem sturen Protagonisten hat (er könnte glatt mit Rin aus Blue Exorcist verwandt sein). Zunächst sieht es so aus, als würde Yūichirō mit den Vampirjägern auf der richtigen Seite kämpfen, doch auch diese haben finstere Geheimnisse. Und so müssen Yūichirō und Mikaela ihren eigenen Weg in dieser dystopischen Zukunft finden.

Cyborg-Vampirjäger: Vassalord von Nanae Chrono

Vampir Charley ist ein Cyborg, der für den Vatikan die wirklich widerlichen Jobs erledigt und Vampire jagt. Er hadert mit seiner dunklen Natur und weigert sich, Menschenblut zu trinken. Als einzige Nahrungsquelle dient ihm sein Meister Johnny, der ein selbstverliebter Playboy ist und großen Spaß daran hat, Charley anzumachen.

Vassalord ist jedoch kein Boys-Love-Manga, sondern ein düsterer, actionreicher Mystery-Thriller, wobei Nanae Chrono durchaus mit erotischen Andeutungen spielt. Die attraktiven und ungleichen Protagonisten lösen knifflige Kriminalfälle und kommen immer wieder mit dem Übersinnlichen in Kontakt. Brenzlig wird es, als sie mit dem Fall „Vassalord“ konfrontiert werden.

Nanae Chrono begeistert ihre Leser*innen nicht nur mit blutiger Action und finsteren Geheimnissen, sondern vor allem mit seinem temporeichen, humorvollen Erzählstil und seinen coolen Charakteren.

Bittersüß und romantisch: Vampire Knight von Matsuri Hino

Vampire Knight ist einer echter Shōjo-Klassiker und fasziniert bis heute seine Fans mit der tragischen Liebesgeschichte zwischen Yuki, Kaname und Zero: Yuki wuchs zusammen mit Zero beim Direktor der Cross Academy auf, in der es eine Day Class und eine Night Class gibt, deren Schüler möglichst wenig Kontakt miteinander haben sollen. Denn die Schüler der Night Class sind Vampire. Yuki sorgt zusammen mit Zero dafür, dass es keine blutigen Zwischenfälle gibt. Sie fühlt sich zu Kaname hingezogen, der von den Vampiren wir ein König behandelt wird und der Yuki als Kind vor einem mörderischen Vampir gerettet hat. Währenddessen kämpft Zero gegen seinen Blutdurst. Er war früher ein Mensch und unterdrückt seine vampirische Natur mit Medikamenten. 

Vampire Knight erinnert an Romantasy für Jugendliche, ist jedoch oftmals düsterer und blutiger. Die Geschichte ist unheimlich komplex und Yuki ist keine graue Maus, die beschützt werden muss, sondern eine sanfte und mutige Person mit einem dunklen Geheimnis, die sich gut selbst verteidigen kann. Ein melancholischer Manga (und Anime!), der mit seiner ernsthaften, dramatischen Geschichte überrascht und in dem die Vampire wunderschöne, grausame Wesen sind.

Blutige Liaison: He is my Vampire von Aya Shouoto

In Kanas Leben ist schon viel schief gelaufen, trotzdem ist sie eine überaus fröhliche und hilfsbereite junge Frau. Entsprechend überlegt sie nicht lange, sondern springt beherzt auf die Straße, als sie sieht, dass der Bus auf einen kleinen Jungen zurast. Sie stirbt dabei – und wird von Vampir Aki gerettet, indem er sie zu seiner Dienerin macht. Kana kann erst gar nicht glauben, dass der sanfte Aki ein Vampir sein soll, schließlich kennt sie ihn noch aus der Kindheit. Und sie glaubt ihm erst recht nicht, dass sie nur Nahrung für ihn ist. Schritt für Schritt enthüllt Kana Akis düstere Geheimnisse und zwischen den beiden entspinnt sich eine berührende und dramatische Liebesgeschichte, die allen Widrigkeiten trotzt.

He is my Vampire ist das bislang beste Werk der Mangaka Aya Shouoto, die für ihre comedylastigen und storymäßig eher schwachen Harem-Manga bekannt ist. Doch hier erzählt sie eine düstere, schwer romantische Geschichte, die kein bisschen kitschig daherkommt. Einen Werwolf gibt es auch, aber der ist kein Nebenbuhler, sondern ein echter Freund in der Not.

Vampirromanze im Gothic-Stil: Schattenarie von Anne Delseit und Zofia Garden

Eine verbrannte Leiche regeneriert sich auf mysteriöse Weise. Kaum ist der Vampir wieder zum Leben erwacht, stürzt er sich auf Pathologin Luca und tötet sie fast. Brayden, ein anderer Vampir, will ihr zuerst den Gnadentod schenken, doch dann entschließt er sich, sie zu verwandeln und in seine Familie aufzunehmen. Luca hadert mit ihrem neuen Leben als Vampir und sieht sich als blutrünstiges Monster. Zudem wird ihr neues Leben von Werwölfen bedroht. Als sie das erste Mal einen Menschen anfällt, wird sie von Werwolf Alfred entdeckt – und überlebt nur, weil es zwischen ihm und Brayden eine Verbindung, die weit in die Vergangenheit reicht, gibt.

Schattenarie lebt von den zarten, verspielten Zeichnungen und dem Retrocharme der Gothic-Kultur. Die Vampire beißen hier kräftig zu, auch Luca, die nach und nach ihre Abscheu überwindet. Abgerundet wird die dramatische Geschichte von geschmackvoller Erotik, wobei Luca sich nicht festlegen will.

 

***

Wer sich mit Manga auskennt, wird bemerkt haben, dass in dieser Aufzählung Hellsing von Kota Hirano fehlt. Das blutige Actionspektakel hat bereits einen Platz bei den 10 besten Vampir-Comics gefunden.

Judith Madera

Judith Madera ist Literatopia-Chefredakteurin und Herausgeberin des Online-Fanzines PHANTAST. Seit 2019 schreibt sie gelegentlich für TOR online über Science Fiction, Anime und Manga. Mehr unter www.literatopia.de