Mehr Phantastik

10 der besten Endzeitfilme aller Zeiten

Banner 10 der besten Endzeitfilme aller Zeiten
© Warner Home Video

FILM

 

Thilo Nemitz, 01.06.2019

Es ist nie zu spät, sich adäquat auf die Postapokalypse vorzubereiten. Zum Beispiel mit einem gepflegten Filmmarathon. Hier sind 10 Empfehlungen aus der Liste der besten Endzeitfilme aller Zeiten:

Es soll ja Leute geben, die sich einen unterirdischen Bunker mit Vorräten angelegt haben. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Gartenpartys durch Atomraketen, Außerirdische oder asoziale Zombies mal zu gefährlich werden. Ich versuche das etwas lockerer und positiver zu sehen. Denn ich glaube kaum, dass uns irgendein apokalyptisches Szenario in absehbarer Zeit bevorsteht. Egal wie oft Nostradamus, die Maya oder irgendwelche Okkultisten uns schon abgeschrieben haben. Und selbst wenn der Supergau passiert, werde ich nur in Unterhose im Garten stehen und der Feuerwalze wahnsinnig lachend die Stirn bieten. Dabei möchte ich eine CD mit deutschem Pop und meine alten Lateinbücher in den Händen halten, die mitverglühen sollen. Hui, zehntausend Grad und aus die Maus. Zumindest besser als auf einer unbewohnbaren Erde in einem Kaninchenbau ohne Internet und frisch gezapftes Bier dahinzuvegetieren.

Trotzdem ist es natürlich immer wieder vergnüglich, sich der Vorstellung einer Endzeit in Filmen hinzugeben. Wir Menschen sind ja ohnehin Weltmeister darin, nicht im Hier und Jetzt zu leben, sondern ständig sorgenvoll in die Zukunft zu blicken. Warum uns dabei also nicht wenigstens was Unterhaltsames vorstellen? Vielleicht, dass wir transparente Brustpanzer aus Plastik anziehen und uns gegenseitig mit albernen Autos über den Haufen fahren? So wie in The New Barbarians, aka Warriors of the Wasteland, von 1983.

Wenn ihr dann ausgelacht habt, würde ich euch gerne etwas weniger lächerliche Endzeitfilme vorstellen, die ich für Evergreens ihres Genres halte. Die Betonung wird dabei aber wirklich auf POST-Apokalypse liegen. Denn der Endzeitfilm möchte nicht unbedingt mit der Dystopie in einen Topf geworfen werden. Als düsteres Subgenre der Science Fiction zeigt der Endzeitfilm meist das Leben nach einer Katastrophe, während in der Dystopie die gesellschaftlichen Verhältnisse gerade erst den Bach runtergehen und sich auf eine kritische Masse zu bewegen. Damit scheiden Meisterwerke wie Gattaca oder Blade Runner also aus.

Auch Katastrophenfilme, in denen die Endzeit oft nur noch wenige Augenblicke entfernt ist, und die gerade in jüngerer Zeit dazu tendieren, bloße Eye-Candy-Materialschlachten zu sein, werden nicht Teil der folgenden Liste sein. Was mich an Endzeitfilmen so fasziniert, ist eben das Leben nach dem großen Knall. Wenn sich alles geändert hat und natürliche und gesellschaftliche Zustände bereits auf den Kopf gestellt wurden. Wenn wir schon mit Kronkorken bezahlen, um uns neue Politur für unseren Holzknüppel und ein paar Eidechsenschwänze fürs Mittagessen zu kaufen.

Das ist übrigens auch der Grund, warum der gefeierte Children of Men (2006) von Alfonso Cuarón es für mich nicht in die Liste schafft. Auch hier befindet sich die Katastrophe noch im Vollzug und die Erde ist für meinen Geschmack noch nicht leer genug gestorben. Aber genug der Vorrede, folgt mir nun bitte in die Wüste oder andere unangenehme Settings der Endzeit.

Platz 10: Logan’s Run (1976) von Michael Anderson

Wie sehr würde es euch den Tag versauen, wenn jemand einen Kristall in eurer Handfläche dazu brächte, rot zu blinken wie ein leerer Akku, um damit anzuzeigen, dass eure Lebenszeit abgelaufen ist? Genau - Logan, die Hauptrolle in Flucht ins 23. Jahrhundert, hat auch schon mal mehr gelacht. Der Film könnte mit einer lupenreinen Dystopie verwechselt werden, spielte er nicht lange nach der Zerstörung der Erde, als die Natur den Planeten bereits zurückerobert hat. Aus heutiger Sicht sind Effekte und Handlungsstränge teilweise sehr trashig, doch die abenteuerliche Flucht von Logan 5 ist vielen Science-Fiction-Fans in Erinnerung geblieben. Vermutlich wäre er nie aus dem gigantischen, unterirdischen Swingerclub geflohen, wenn nicht jemand sein Lebenslicht auf Sparflamme gestellt hätte. Nun, da bald ein Remake ansteht, hat Michael Hoh Logans Run nochmal für uns auf Herz und Nieren geprüft.

Platz 9: Waterworld (1995) von Kevin Reynolds

Gleich mehrmals sollen der Produktions-Crew damals durch schlechtes Wetter Kulissen für den Film abgesoffen sein. Das nenne ich mal endzeitliche Bedingungen für einen Filmdreh. Auch, wenn der Film an den Kassen damals eher floppte, wird er für mich immer ein geliebter Abenteuerfilm bleiben. Vielleicht, weil er die häufig vorgefundene Endzeitfilm-Prämisse einer riesigen Sandwüste in ihr Gegenteil verkehrt. Vielleicht, weil Kevin Costner schon eine Art Aquaman war, bevor Jason Momoa überhaupt wusste was ein Dreizack ist. Ja, vielleicht, weil sich dieser „Mariner“ selbst als Köder auswirft, um einen Riesenfisch zu fangen. Und vielleicht wegen einer Tonne an noch mehr Albernheiten, die diesen Film einfach zu einem sehr unterhaltsamen Kuriosum machen. 

Platz 8: The Blood of Heroes (1989) von David Webb Peoples

Eine der weniger bekannten Rollen des grandiosen Rutger Hauer finden wir in Die Jugger – Kampf der Besten. Als Jugger Sallow spielt er in einem barbarischen Sport um Essen, Alkohol und Sex. Während hundert Steine auf eine Metallscheibe geworfen werden, gilt es dabei, einen Tierschädel im gegnerischen Feld auf einen Pfahl zu spießen. Dass der Film absoluter Kult ist, zeigt spätestens die Tatsache, dass sich schon seit einigen Jahren Jugger als „Nerd-Sportart“ etabliert hat. Ich selbst habe hier in Bonn schon einmal mit gepolsterten „Pompfen“ (Knüppel- und Ketten-Ersatz) auf Spieler der Bonner Flying Juggmen eingeprügelt. Der Sport ist taktischer und anstrengender als man auf Anhieb glauben mag. Auf der Roleplay Convention in Köln sind die Jugger ebenfalls nicht mehr wegzudenken. 

Platz 7: Mad Max 2: The Road Warrior (1981) von George Miller

Mad Max 2 – Der Vollstrecker, wie er in Deutschland betitelt wurde, soll hier mal als Platzhalter für die gesamte Trilogie stehen. Doch besonders die legendäre Autoverfolgungsjagd des zweiten Teils, die für ihre Zeit als bahnbrechend galt, ist fest in den Köpfen der Endzeit-Fans verankert. Auch wenn mir die Rahmenhandlung des Films bis heute ein Rätsel ist: Wieso rasen die rivalisierenden Gangs rund um die Uhr durch die Wüste auf der Suche nach Öl und Benzin? Um wohin zu kommen? Beißt sich da die benzinbetriebene Katze nicht selbst in den Schwanz? Sollte nicht Wasser in der Wüste das höchste Gut sein? Vermutlich schon, aber Wasser hat einfach weniger PS. Letztlich lebt Mad Max von seinen 60er-Jahre-Outfits und den mental entgleisten Charakteren, die mit ihren Irokesenschnitten und Hockeymasken die Atmosphäre tragen. 

Platz 6: Zombieland (2009) von Ruben Fleischer

Die schockierende Variante der Zombie-Apokalypse hätte ich an dieser Stelle sicherlich mit 28 Days Later verewigt. Doch da leichtherzige Unterhaltung für mich immer vor blankem Horror kommt, darf in dieser Liste Zombieland die Flagge der Hirnfresser hochhalten. Wem sind nicht die witzigen „Zombieland-Regeln“ in Erinnerung geblieben? Oder ein abgehalfterter Bill Murray, der fälschlicherweise für einen Zombie gehalten wird? Der Film hat mich damals dazu bewegt, wieder um meiner Gesundheit willen joggen zu gehen. Denn wer schon Regel Nr.1, „Cardio“, vernachlässigt, ist im Falle einer Zombie-Apokalypse einfach eine zu leichte Beute. Mittlerweile laufe ich sogar mit einer Zombie-App (Zombies Run), die mich zum Beschleunigen zwingt, wenn mir eingebildete Zombies auf den Versen sind. Ziemlich motivierend. 

Platz 5: Oblivion (2013) von Joseph Kosinski

Oblivion ist sicherlich einer der optisch eindrucksvollsten Endzeitfilme. Wenn ich Tom Cruise über die Schulter gucke, wie er mit seinem schlanken Libellen-Raumschiff durch Canyons und Täler der zerstörten Erde fliegt, gerate ich ins Träumen. Zwar haben Aliens den Mond zerstört und damit verheerende Naturkatastrophen heraufbeschworen, doch die umherliegenden Tanker und die Trümmerwüsten sind dafür angenehm pittoresk. Auch wenn der Film lediglich eine Mischung bekannter Konzepte ist und der Twist am Ende auch dutzende andere Science Fiction-Filme ziert, kehre ich gerne immer mal wieder in Jack Harpers Apartment in den Wolken zurück und versuche mir vorzustellen, ob ich mutig genug für den Infinity-Pool mit Glasboden wäre. 

Platz 4: Turbo Kid (2015) von Anouk Whissell, François Simard, Yoann-Karl Whissell

Es ist schon länger kein Geheimnis mehr, dass das Fantasy Film Fest jedes Jahr Genreperlen für uns zu Tage fördert. Vor drei Jahren machte besonders der trashige Endzeit-Streifen Turbo Kid von sich reden. Darin radelt ein Junge mit seinem BMX-Rad durch ein postapokalyptisches 1997 und muss sich beim Müll sammeln gegen Bösewichter wehren, die ebenfalls Fahrrad fahren. Ein wunderschöner Gegenentwurf zum Öl- und Abgas-schwangeren Mad Max. Doch der Film hebt erst in richtig trashige (lies: grandiose) Sphären ab, als unser Endzeitbewohner das Equipment seines Lieblings-Comichelden „Turbo Rider“ findet. Mit dessen „Turbo Glove“ hat sich das Blatt im Ödland dann gewendet. Ich kann diesen zwar blutigen, aber wunderbar trashigen Spaß nur wärmstens empfehlen. 

Platz 3: A Quiet Place (2018) von John Krasinski

Übersichtliche 90 Minuten beträgt die Spieldauer dieses Horror-Thrillers. Was nicht weiter verwunderlich ist, da die Dialogzeilen der Akteure eher dünn gesät sind. Familie Abbott versucht nämlich auf einer postapokalyptischen Erde zu überleben, die von Außerirdischen überrannt wurde, die auf Geräusche reagieren. Unnötig zu erwähnen, dass dabei ein Film mit intensiven Bildern, vielsagenden Blicken und spannungsgeladener Ruhe entstanden ist. Wusstet ihr, dass man auch ein Kind zur Welt bringen kann, ohne viel Lärm zu machen? Die Abbots auch nicht. A Quiet Place konnte mich vor allem in seinen ruhigen Momenten überzeugen (no pun intended). Damit meine ich liebevolle non-verbale Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern. Besonders wenn es zu Konflikten kommt und der Wasserfall zum Schreien gerade zu weit weg ist. Grandioser Film mit einem dramatischen und abrupten Ende, das aber sehr befriedigend ist. 

Platz 2: 10 Cloverfield Lane (2016) von Dan Trachtenberg

Technisch gesehen ist die Katastrophe zu Beginn von 10 Cloverfield Lane noch nicht geschehen. Doch wenn ein ganzer Film in einem Fallout-Bunker spielt, nehme ich ihn mit Kusshand in meine Liste der besten Endzeitfilme auf. Und darin liegt auch das Geniale des Films: Wir wissen lange Zeit nicht, was genau das für ein Film ist, ob er irgendwas mit seinem Monsterfilm-Vorgänger zu tun hat und worum es überhaupt geht. Denn Michelle wacht nach einem Autounfall plötzlich im unterirdischen Schutzbunker von Ex-Militär Howard auf, welcher behauptet, sie vor der Apokalypse gerettet zu haben. Rausgehen und nachsehen, ob das stimmt, könnte gefährlich sein, wenn das Detail mit der toxischen Luft stimmt. Also lässt sie sich lieber erstmal auf unbehagliche Brettspielabende mit Fremden ein, bevor die Luft im Bunker allmählich zu dick wird. Ich möchte an dieser Stelle wirklich nicht mehr verraten, doch wer einen herrlich unheimlichen John Goodman und einige unerwartete Plot Twists erleben möchte, sollte sich diesen Endzeitfilm nicht entgehen lassen. 

Platz 1: Mad Max: Fury Road (2015) von George Miller

Der einzige Minuspunkt, der mir zu diesem diabolischen Meisterwerk aus Feuer und Benzin einfallen mag, ist, dass er seine Vorlage Mad Max 2: The Road Warrior fast überflüssig macht. Werde ich mir jemals noch mal den wortkargen Mel Gibson ansehen, wenn ich auch ein lebendes Höllengemälde von Hieronymus Bosch in den Bluray-Player legen kann? Selten, sag ich mal diplomatisch. Der Film toppt einfach alle Aspekte seines Vorgängers um Längen: Die grotesken Charaktere, die Besetzung der Hauptrolle mit der furiosen Charlize Theron als Furiosa, die Endzeit-Optik und natürlich die berühmte Autoverfolgungsszene, die in ihrem explosiven Irrwitz fast Arthouse-Charakter bekommt. Dieser Film ist flüssiges Dynamit, in die Hauptschlagader injiziert. Ich glaube, ich werde ihn mir dieses Wochenende mal wieder anschauen. Seid meine Zeugen!  

Kapp daneben ist auch vorbei: Die Honorable Mentions

12 Monkeys (1995) von Terry Gilliam

I Am Legend (2007) von Francis Lawrence

The Book of Eli (2010) von Albert und Allen Hughes

Und NEIN, The Road ist nicht in dieser Liste – und noch nicht mal in den Honorable Mentions -, weil er vermutlich der perfekteste post-apokalyptische Film dieses Universums ist. Die Vision des Autors Cormac McCarthy ist mir einfach zu düster und zu freudlos. Das ist mehr eine Endzeit-Doku als ein Film. Für mich fehlt in diesem Film das, was einen Kinobesuch unterhaltsam macht: Freude. Freude in irgendeiner Form! Jemandem, dessen Grundstimmung schon leicht betrübt ist, kann ich aus medizinischen Gründen nicht raten, diesen deprimierenden Film anzusehen.

So, das waren meine 50 Cent in radioaktiven Kronkorken. Was sind eure liebsten Endzeitfilme? Und warum gibt es immer noch keinen Fallout-Film?

Thilo Nemitz

Thilos irdische Form wurde das erste Mal 1976 in der Matrix erzeugt. Er ist pädagogisch wertvoll mit Masters of the Universe, Star Wars und Ninja-Filmen aufgewachsen. Sein „Erwachsenwerden“ hat er in den Folgejahren weiter rausgezögert...