Andrea Bottlinger, 11.02.2018
Aus George R. R. Martins Lied von Eis und Feuer ist ein ganzes neues Fantasy-Subgenre entstanden, das düsterer und dreckiger ist als die übliche Heldenreise nach dem Vorbild Tolkiens. Andrea Bottlinger stellt ihre Highlights zu dem Thema vor.
Bei "Game of Thrones" gibt es kein Gut gegen Böse. Jede Einzelne von Martins Figuren hat nachvollziehbare Motive und Ziele. Oft genug fängt man nach eine Weile an, jemanden zu mögen, den man anfangs für ein Arschloch gehalten hat, oder ein anfangs sympathischer Protagonist entpuppt sich als weniger freundlich, als man dachte.
Martin schilderte damit Konflikte, die viel mehr der Realität entsprechen als der typische Kampf gegen den generischen Dunklen Lord. Es gibt kein Richtig oder Flasch, nur Leute mit unterschiedlichen Interessen und miteinander in Konflikt stehenden Zielen.
Aus diesen Grundzutaten ist ein ganzes neues Fantasy-Subgenre entstanden, das düsterer und dreckiger ist als die übliche Heldenreise nach dem Vorbild Tolkiens. Viele andere Autoren haben ihren eigenen Beitrag zu diesem Genre geleistet. Hier sind meine persönlichen Highlights.
Joe Abercrombie: Kriegsklingen (und Folgebände)
Joe Abercrombie nennt sich auf Twitter selbst Lord Grimdark, weil ihm so oft vorgeworfen wird, viel zu düster zu schreiben. In Wahrheit sind seine Fifuren nur sehr realistisch gezeichnet, ganz nach dem Motto: Die meisten Menschen, die man mitten in einen Krieg wirft, werden eben keine Helden. Sie werden stattdessen eher auf ihren eigenen Vorteil bedacht sein und selbstsüchtig und feige handeln.
In Kriegsklingen und den nachfolgenden Bänden nimmt Joe Abercrombie dem ganzen Fantasy-Genre die rosarote Ruhm-und-Glorien-Brille ab und zeigt, wie es im Krieg wirklich zugeht.
Anthony Ryan: Die Rabenschatten-Trilogie
Vaelin hat den Thronfolger und Hoffnungsträger Hope ermordet, oder zumindest glaubt man das. Auf dem Weg zu seiner Hinrichtung erzählt er seine Lebensgeschichte, angefangen bei seiner erbarmungslosen Ausbildung in einem Orden voller Kämpfer und Meuchelmörder bis hin zu den Schlachten, die er im Namen seines Königs geführt hat.
Diese Trilogie liest sich ein wenig wie der düsterere Bruder von Patrick Rothfuss’ Königsmörder-Chroniken. Und vieles ist nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint.