KOLUMNE
Christian Handel, 25.01.2017
Die meisten Fantasy-Romane in meinem Regal spielen in einem ans europäische Mittelalter angelehnten Setting. Was mir gut gefällt, auf Dauer aber auch etwas eintönig werden kann. Da ist es erfreulich, wenn sich ein Autor von anderen Kulturkreisen inspirieren lässt und so für Abwechslung sorgt. Wie Guy Gavriel Kay, der sich für seinen Roman Im Schatten des Himmels vom China der Tang-Dynastie hat inspirieren lassen:
Im Buch belohnt die Jadeprinzessin den Gelehrten Shen Tai mit 250 Pferden dafür, dass er die in einer Schlacht gefallenen Krieger zur letzten Ruhe bettet. Dadurch steht er von einem Augenblick auf den anderen im Zentrum des öffentlichen Interesses. Sehr zum Missfallen einiger Adeliger, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, um den unliebsamen Emporkömmling zu beseitigen. Doch die Geister der gefallenen Krieger helfen dem Gelehrten, dem gedungenen Meuchler zu entkommen. Gemeinsam mit der Kriegerin Wen Song und einem jungen Poeten macht Shen Tai auf den Weg zum Hof des Kaisers, der bald selbst schon bedroht wird von einer verheerenden Rebellion.
Guy Gavriel Kay, zu Recht einer der geschätztesten Autoren der historischen Fantasy, ist nicht der einzige mit einer Vorliebe für bzw. dem Mut zu asiatischen Settings:
Der Clan der Otori von Lian Hearn
Intrigen, Clankriege und die große Liebe im feudalen Fantasy-Japan: Lian Hearns Romanreihe Der Clan der Otori wird hauptsächlich aus der Sicht des jungen Takeo erzählt. Nach der Ermordung seiner Familie wird er von einem Lord des Otori-Clans wie ein Sohn aufgezogen – und erhält damit eine umfassende Ausbildung, auch im Schwertkampf und dem Bogenschießen. Allerdings wird er dadurch in die Rivalitäten der verschiedenen Clans und Stämme hineingezogen. Im Verlauf der Reihe stellt Takeo nicht nur fest, dass übernatürliche Begabungen in ihm schlummern (er kann sich z. B. für kurze Zeit unsichtbar machen), sondern er lernt auch die schöne Kaede kennen, der man nachsagt, dass sie allen Männern, die für sie entflammen, den Tod bringe …
Lian Hearn ist zwar das Pseudonym der englischen Autorin Gilian Rubinstein, doch die Otori-Reihe zeichnet sich nicht nur durch den schönen britischen Touch in der Sprache aus, sondern wird auch dafür gelobt, dass sie das historische Japan authentisch beschreibt.