Fantasy

Die 10 besten Fantasy-Soundtracks

Die 10 besten Fantasy-Soundtracks
Bernd Perplies
21.06.2020

Schon immer hatte es die Fantasy im Kino schwer. Schwerter, Drachen und Zauberer gab und gibt es deutlich seltener zu sehen als Raumschiffe, Aliens und Axtmörder. Doch natürlich existieren auch hier Filme mit tollen Geschichten, talentierten Darstellern, Top-Spezialeffekten – und großartiger Musik. Zehn besonders hörenswerte Soundtracks stellt euch Bernd Perplies vor.

Da ich es in meinem letzten Artikel über Science-Fiction-Soundtracks anscheinend nicht deutlich genug gesagt habe, möchte ich es hier gleich an den Anfang stellen: Diese Liste ist nicht vollständig. Kann sie mit nur zehn Einträgen gar nicht sein angesichts von über 120 Jahren Filmgeschichte. Wenn also ein Soundtrack, den ihr persönlich großartig findet, nicht auf der Liste erscheint, liegt es genau daran. Weil er auf meiner Hitliste Platz 11 eingenommen hätte.

Nach welchen Kriterien habe ich zehn (alphabetisch sortierten) Titel nun ausgewählt? Nach filmhistorischer Bedeutung? Nach kompositorischer Komplexität? Nein. Nach Eingängigkeit. Ein Soundtrack ist für mich dann besonders gelungen, wenn mir jemand den Titel des entsprechenden Films an den Kopf wirft und bei mir sofort das mentale Orchester zu spielen beginnt. „Star Wars“ wäre so ein Beispiel oder „Indiana Jones“ – aber das sind andere Film-Genres. Wie es nun in der Fantasy aussieht, werdet ihr gleich erfahren.

Noch zwei Anmerkungen, bevor es losgeht: Die Titel der Einträge – mal Englisch, mal Deutsch – entsprechen, zwecks leichterer Auffindbarkeit, der jeweiligen Beschriftung der CD-Ausgabe. Und: Horror und Mystery klammere ich an dieser Stelle explizit aus, also erwartet nicht „Ghostbusters“, „Dracula“ oder „Halloween“ in diesem Artikel. Die kommen später mal zu verdienten Ehren.

Conan the Barbarian

„Between the time when the oceans drank Atlantis and the rise of the sons of Aryas there was an age undreamed of and onto this, Conan, destined to wear the jeweled crown of Aquilonia upon a troubled brow. It is I, his chronicler, who alone can tell thee of his saga. Let me tell you of the days of high adventure!“ Ganz ehrlich? Es gibt vielleicht zwei oder drei Soundtracks, die mich schon in den Bann geschlagen haben, bevor sie auch nur richtig losgegangen sind. „Conan“, von Basil Poledouris, gehört dazu. Der gesprochene Prolog atmet bereits Epos pur, und die danach einsetzenden Pauken und Trompeten treiben das Ganze atmosphärisch auf die Spitze. Der „Conan“-Soundtrack ist auf eine archaische Weise brachial – und dann auch wieder so still und fast zärtlich –, dass man als Zuhörer direkt in die Welt des Barbaren entführt wird, an die Seite von Arnold Schwarzenegger, der – wir erinnern uns schmunzelnd – nicht nur das Schwert zu schwingen, sondern auch in Denkerpose vor Schriftrollen zu verharren wusste. Neben der klassischen 12-Track-Version (die aktuell mit ein paar Bonustracks aus anderen Filmen verkauft wird), existieren zudem ein 2-CD-Neueinspielung von Nic Raine und dem The City of Prague Orchestra (das für seine Soundtrack-Arbeit berühmt ist) sowie eine 3-CD-Deluxe-Edition aus dem Haus Intrada.

Dragonheart

„Dragonheart“, von Randy Edelman, ist als Soundtrack großartig und ein wenig enttäuschend zugleich. Großartig, weil er einfach ein wunderschönes Hauptthema aufweist, das streicherlastig direkt ins Herz geht. Ein wenig enttäuschend, weil dieses Thema beginnend direkt mit Track 1 über den Soundtrack hinweg immer und immer wieder wiederholt wird, gemeinsam mit zwei, drei anderen Themen, die in Variation dazu gespielt werden. Für Leute, die Abwechslung suchen, ist diese Musik nicht sehr erfüllend. Aber um ihn nebenher laufen zu lassen und dabei in einen Zustand bittersüßer Sehnsucht nach weisen Drachen (mit der Stimme von Mario Adorf) und dem alten Kodex der Ritter („Ein Ritter gelobt die ewige Tapferkeit …“) zu verfallen, ist dieser Soundtrack perfekt. Die lediglich 45 Minuten dauernde CD ist gegenwärtig nur gebraucht zu finden, aber es gibt die Digitalversion des Soundtracks zum völlig akzeptablen Preis bei einschlägigen Anbietern.

The Princess Bride

„Die Brautprinzessin“ oder zu gut Englisch „The Princess Bride“ war schon immer einer meiner liebsten Fantasy-Filme, und der märchenhafte Soundtrack von Mark Knopfler (Kopf und Mitgründer der Rockgruppe „Dire Straits“) ist daran alles andere als unschuldig. Ganz anders als viele andere Fantasy-Score trumpft Knopfler nicht mit großem Orchester auf, sondern verlässt sich ganz auf ein kleines Ensemble (mit modernen Instrumenten), für das er mal beschwingte, mal dräuende, aber vor allem viele sanft gefühlvolle Weisen komponiert hat. Wer „I Will Never Love Again“ hört, ohne dabei ins Träumen zu geraten, der muss dringend zum Kardiologen. Er könnte ein Problem mit dem Herzen haben. ;-) Bemerkenswerterweise betreiben die einzelnen Tracks fast gar kein Micky-Mousing. Sie fließen harmonisch vor sich hin und lassen sich auch problemlos ohne die Filmbilder hören, die sie tatsächlich deutlich weniger im Geist hervorrufen als etwa mancher eng am Filmgeschehen entlanglaufende Score von James Horner oder John Williams. Zum Dahinschmelzen ist auch der Schluss-Song des Albums, „Storybook Love“ von Willy DeVille, der das Hauptthema des Soundtracks verarbeitet und 1988 eine Oscarnomierung als Bester Song erhielt. Die CD gibt es zum Mitnehmpreis bei praktisch jedem größeren Online-Händler.

Harry Potter und der Stein der Weisen

„Harry Potter“ als Gesamtkunstwerk wurde von einer ganzen Gruppe Komponisten musikalisch untermalt, wobei jeder seine eigenen Stärken hat. Mit persönlich gefallen die Beiträge von John Williams am besten, vielleicht, weil er damals den Anfang gemacht hat. Die ikonischen Themen, die man mit „Harry Potter“ verbindet – allen voran das spieluhrartige Magie-Thema, auch genannt „Hedwig’s Theme“ –, hat er entwickelt. Er verleiht Hogwarts seine ehrwürdige Note (pun intended ;-) ), entführt uns mit Fanfaren zum ersten Quidditch-Spiel und führt uns mit schleichenden Geigen dem Unheil entgegen. Und auch wenn mein persönliches Lieblingsstück aus Williams’ Feder, „Buckbeaks Flight“, im Soundtrack zu „Der Gefangene von Askaban“ zu finden ist, empfehle ich zum Einstieg doch diesen hier. Die handelsübliche CD ist ein Doppelpack, wobei allerdings die zweite CD eine CD-ROM ist, die Videogame Previews und Trailer enthält – heute nicht mehr sonderlich interessant. Wer richtig viel Geld ausgeben will, investiert stattdessen in die auf 5000 Exemplare limitierte Deluxe Edition, die auf üppigen sieben CDs alle drei Scores präsentiert, die John Williams für die Reihe geschrieben hat (also „Der Stein der Weisen“, „Die Kammer des Schreckens“ und „Der Gefangene von Askaban“) – mehr Potter geht nicht.

How to Train Your Dragon

Der von John Powell komponierte Soundtrack zum Animationsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht“ ist einer dieser Fälle, bei denen man schon nach wenigen Takten Musik sofort gute Laune bekommt. Das Hauptthema zur Wikingerstadt Berk, in der die Kids als tolldreiste Drachenreiter unterwegs sind, ist dynamisch, verspielt und episch zugleich. Großes Orchester und Nordmannen-Chor nehmen einen als Hörer direkt in eine fantastische Welt der Drachenboote und Drachen (ohne Boote) mit. Auch der Rest der CD enttäuscht nicht. John Powell, der seit 1998 an gefühlt jedem Nicht-Disney-Animationsfilm mitgearbeitet hat, von „Antz“ über „Shrek“ und „Happy Feet“ bis zu den „Ice Age“-Fortsetzungen, erhielt für den Soundtrack 2011 seine erste Oscarnominierung. Ich höre die CD immer wieder gern zum Schreiben, weil sie einfach motiviert. Wer von dieser Art Musik übrigens nicht genug bekommen kann, dem seien die Soundtracks der zwei Fortsetzungsfilme ans Herz gelegt. Auch sehr gut.

Das letzte Einhorn

Bei den meisten Erwachsenen, die ihn schätzen, gilt der Film wohl als „guilty pleasure“. Ich mag die ganz eigentümliche Atmosphäre zwischen Humor, Magie und Düsterkeit. Allein König Haggard, gesprochen von Christopher Lee, macht „Das letzte Einhorn“ für mich sehenswert. Der Soundtrack, geschrieben von Songwriter Jimmy Webb (der sonst vor allem Unterhaltungsmusik geschrieben hat) fängt diese eigenartige Atmosphäre treffend ein. Auf der einen Seite präsentiert er empfindsame, mitunter etwas melancholische Lieder, gesungen von der Gruppe AMERICA, um die Geschichte des Einhorns, seine Einsamkeit sowie seine aufkeimende Liebe zu Prinz Lear zu schildern, auf der anderen überrollt er den Hörer mit treibender Wucht, etwa wenn der Rote Stier erscheint. Nicht jedes Stück auf der CD ist für mich ein Volltreffer, aber diejenigen, die funktionieren, hallen lange im Gedächtnis nach. Die CD ist heutzutage leider nur noch gebraucht zu finden, bei entsprechenden Preisen.

Game of Thrones

Schon im Kino sucht man Fantasy-Filme oft vergeblich. Im Fernsehen war es lange Jahre noch schlimmer. Dann kam mit „Game of Thrones“, nach den Romanen von George R. R. Martin, ein Epos in die Wohnzimmer, das sich an Effekten vor den meisten Kinoproduktionen nicht zu verstecken braucht – und diese an Komplexität noch locker übertraf. Auch der Soundtrack von dem Deutsch-Iraner Ramin Djawadi kann sich absolut hören lassen! Stellvertretend für das Gesamtwerk, das acht Staffeln (und neun CDs) umfasst, sei hier die erste hervorgehoben, die sich bereits mit einem markanten Introthema einführte. Danach wechseln sich ruhige Stücke mit Pauken und Trompeten ab – absoluter Anspieltipp „The King’s Arrival“ – und bilden ein höchst gefälliges Ganzes. Das klingt ein wenig wie vom „Battlestar Galactica“-Reboot (Musik von Bear McCreary) inspiriert, aber wenn das so sein sollte, hat sich Djawadi jedenfalls ein gutes Vorbild gewählt. Alles CDs bis auf Staffel 3 sind nach wie vor leicht erhältlich und rangieren im Preisniveau von normal bis spottbillig.

The Lord of the Rings

Keine Liste über Fantasy-Soundtracks kann komplett sein, ohne Howard Shores wahrhaft monumentale Musikuntermalung zu Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“-Filmepos zu nennen. Die Themenvielfalt ist unglaublich und weckt beim Hörer die ganze Palette der Emotionen: Man spürt die Lebenslust der Hobbits, wird in Khazad-dûm von Goblinhorden zur Flucht gepeitscht, staunt über das Wunder der Elfenmagie und wird mindestens fünf Zentimeter größer, wenn man den Pathosklängen der Königsstadt Minas Tirith lauscht. Dürfte ich nur einen Fantasy-Soundtrack auf eine einsame Insel mitnehmen (zugegeben ein etwas seltsames Szenario), es wäre der hier! Shores Werk ist wirklich große Musikerzählkunst, die mit jeder Note die Atmosphäre von Mittelerde verströmt, und zu recht gleich drei Mal mit dem Oscar ausgezeichnet wurde: 2001 für „Fellowship of the Ring“ und 2003 für „Return of the King“ sowie den Song „Into the West“. Wer es sich leisten kann und möchte, sollte übrigens unbedingt nach den „Complete Recordings“ schauen, die deutlich mehr Musik liefern als die Standard-Handels-CDs. Als Tonträger ziemlich teuer, gibt es sie als Downloads zum relativ guten Preis.

Zumindest eine Erwähnung ehrenhalber verdient auch der „The Lord of the Rings“-Soundtrack von Leonard Rosenman zu der eigenwilligen Ralph-Bakshi-Adaption aus dem Jahr 1978. Einer der Scores, der auf einer größeren Top-Liste definitiv seinen Platz gefunden hätte.

Legend

Der Soundtrack zu „Legend“ von Regisseur Ridley Scott hat eine etwas wechselhafte Geschichte. Zunächst wurde er von Jerry Goldsmith komponiert. Dann fiel der Film beim US-Testpublikum durch. Daraufhin wurde er spürbar umgeschnitten und außerdem verpasste man ihm einen Elektro-Score der Pop-Gruppe Tangerine Dream. (Der meinem Empfinden nach überhaupt nicht zum Film passt, aber hier scheiden sich die Geister.) In Europa blieb jedoch der Goldsmith-Soundtrack bestehen. Und dafür dürfen Fantasy-Fans sehr dankbar sein. Goldsmiths Soundtrack verzaubert durch märchenhafte Choräle und Streicherpassagen und den lieblichen Gesang der Prinzessin Lili (im Film anscheinend wirklich Mia Sara, auf der CD nicht), gleichzeitig bringt er durch einzelne Instrumente immer wieder Störungen in die Harmonie, ebenso Momente des düsteren Dräuens. Der Kampf zwischen Märchenwald und den Wesen der Dunkelheit wird so großartig ins Musikalische übertragen. Sehr einprägsam ist das Titelthema „My True Love’s Eyes“. Alle CD-Versionen des Soundtracks sind leider nur noch gebraucht zu bekommen, es gibt aber – für die Retro-Fans unter uns – eine wunderschöne 2-Vinyl-LP-Edition, die zum 30-jährigen Jubiläum des Films 2015 erschienen ist.

Willow

Der Film, der unter der Regie von Ron Howard entstand, aber eindeutig die Handschrift seines Mentors George Lucas trägt, hat alles, was ein schmissiges Fantasy-Abenteuer braucht: einen Schwert schwingenden Schurken, einen General mit Totenschädelmaske, eine fiese Zauberin, Pseudo-Hobbits und einen zweiköpfigen Drachen. Vor allem aber hat er einen echt guten Soundtrack aus der Feder von James Horner. Schon im ersten Track „Elora Danan“ beginnt er geheimnisvoll, um sich dann zum wundervoll ausgreifenden Hauptthema mit Flöte und Streichern zu erheben. Plötzlich wird er treibend und hektisch, dann kündet uns ein Chor von weiteren Mysterien. Horner nimmt uns in den wenigen, aber dafür umso längeren Tracks auf eine wahre musikalische Reise mit, die von Abenteuern und Magie erzählen. Eine CD, die so vielfältig ist und doch ein so klangvolles Ganzes ergibt, dass man sie auch leicht ohne die Filmbilder genießen kann und sich dennoch in eine fantastische Welt versetzt fühlt. Die CD mit satten 73 Minuten Spielzeit gibt es übrigens für so läppisch kleines Geld, dass dieser Soundtrack in keiner Sammlung fehlen muss.

Am Schluss noch einen Tipp für Neugierige

Obwohl viele der oben vorgestellten Soundtracks leicht und zum passablen Preis erhältlich sind und kostspielige Deluxe-Editionen eher die Ausnahme darstellen, ist manche CD doch etwas schwieriger zu ergattern. Hier lohnt sich ein Blick in die internationale Musik-Community Discogs (www.discogs.com), in der sich unter anderem eine Menge an Soundtrack-Liebhabern versammelt hat. Ich habe Discogs erst jüngst für mich entdeckt, aber bereits in der kurzen Zeit ein paar sehr schöne Neuerwerbungen tätigen können. Man muss bloß aufpassen, wo in der Welt man einkauft, denn Porto und Einfuhrgebühren können da rasch ordentlich zu Buche schlagen.

So, und nun: Was haltet ihr von meiner Favoritenliste? Habe ich euren Geschmack getroffen? Oder ein paar essenzielle Soundtracks glatt übersehen? Dann schreibt mir in die Kommentare. Ich freue mich nach wie vor über Anregungen, um seine Sammlung zu ergänzen.

Bernd Perplies

Bernd Perplies, geboren 1977 in Wiesbaden, studierte Film- und Literaturwissenschaft in Mainz. Parallel zu einer Anstellung beim Deutschen Filminstitut (DIF) in Frankfurt am Main, wandte er sich nach dem Studium dem professionellen Schreiben zu. Heute ist er als Schriftsteller, Übersetzer und Journalist tätig. Er ist Redakteur der Website Ringbote.de sowie des "Corona Magazine" und gehört zum Übersetzungsteam der "Star Trek"-Romane von Cross Cult. Im August 2008 kam sein Debütroman "Tarean - Sohn des Fluchbringers" auf den Markt, weitere Werke folgten."Drachengasse 13" ist sein erstes Kinderbuch. Bernd Perplies lebt in der Nähe von Stuttgart, zusammen mit etwa 1000 Büchern und einer einzelnen tapferen Grünpflanze. Mehr über ihn erfahrt ihr auf: www.bernd-perplies.de