Ewig 25 Jahre alt
Andrew Niccols In Time (2011) erzählt von einer nahen Zukunft, in der der Mensch ab dem 25. Lebensjahr nicht mehr altert, aber genetisch so verändert wurde, dass er nur noch ein Jahr lebt, wenn er nicht zusätzliche Lebenszeit kauft. Das ist den Reichen vorbehalten, die damit ewige Jugend genießen. Zugleich ist sichergestellt, dass die Armen nicht allzu alt werden, so dass Überbevölkerung erst gar nicht entstehen kann.
Hier ist es kein totalitäres System, das dahintersteckt, sondern ein klares Kastensystem, das die Idee des einen Prozent auf die Spitze treibt.
Das Thema ist gerade wieder aktueller denn je, steht doch Tommy Wirkolas What happened to Monday? in den Startlöchern. Auch hier hat die Überbevölkerung ein Maß erreicht, das alles Leben auf der Erde bedroht. Darum verhängt die Regierung den Erlass, dass jede Familie nur noch ein Kind haben darf. Werden mehr geboren, so werden diese Kinder in Cryostase-Kammern eingefroren, bis man sie dereinst wiedererweckt, wenn die Bevölkerung zurückgegangen ist.
Für Terrence Settman ist das ein Problem, denn seine Tochter hatte Siebenlinge, die er nicht aufgeben will. Er erzieht die sieben eineiigen Schwestern so, dass jede von ihnen an einem Tag der Woche das Haus verlassen und das Leben von Karen Settman leben darf. Entsprechend benennt er seine Töchter nach den Wochentagen, aber alles gerät aus dem Ruder, als Monday nicht mehr zurückkehrt.
Was sich in der Folge entspinnt, ist ein Thriller-Plot mit allerhand Action-Einlagen und Überraschungen, interessanter ist aber der Unterbau des Films, erinnert die Ein-Kind-Politik doch an China, wo es sie auch gab, um der Überbevölkerung Herr zu werden. Wie bei Jahr 2022 … Die überleben wollen gibt es auch bei What happened to Monday? am Ende eine Überraschung. Einerseits in Hinblick auf Monday, vor allem aber auf das System, in dem die Menschen leben.
Wer nicht wissen will, wie der Film endet, sollte diesen Absatz überspringen. Und nein, aus den Kindern wird nicht Futter für die übrigen Massen. Vielmehr sind die Cryostase-Kammern nicht das, was sie vorgeben zu sein. (Schon weil es unmöglich wäre, Millionen solcher Kammern zu errichten, mit Strom zu versorgen und zu lagern.) Stattdessen setzt das System auf Wirtschaftlichkeit. Diese Kammern sind Hochöfen, die Menschen spurlos verschwinden lassen. Eine Radikallösung, die die von Glenn Close gespielte Politikerin am Ende auch verteidigt, da nur so das Überleben der Spezies gesichert werden kann. Aber das ist natürlich ein inhumaner Schritt, der von der Bevölkerung nicht getragen wird. Die Amoralität des Regimes hat sich hier noch nicht auf das Volk übertragen, ein Systemwechsel findet statt. Aber das Problem bleibt bestehen, so dass die im Grunde interessanteste Frage des Films am Ende offenbleibt: Wie mag die Welt in weiteren 50 Jahren aussehen?
Das ist die eigentliche Frage. Eine, die auch die anderen Dystopien nicht zu beantworten bereit sind. Das haben sie mit der Realität, mit der Gegenwart, gemein, in der Lösungsansätze auch nicht vorhanden sind. Ein schwacher Trost ist, dass aber zumindest keine Ideen wie die in den Filmen gezeigten ausgebrütet werden – soweit man weiß, und für den Moment.