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Die Braut des Prinzen

Die Braut des Prinzen
© 20th Century Fox

REWATCH

 

Bernd Perplies, 09.09.2017

Fechten, Boxen, Folter, Rache, Riesen, Monster, Verfolgungen, Fluchten, wahre Liebe, Wunder. Eigentlich könnte ich meine Kolumne an dieser Stelle beenden. Ich meine, wer kann einen Film nicht mögen, der all das zu bieten hat? Hm? Wie, da hinten hebt jemand zögernd die Hand? Raus aus meinem Publikum! Ach so, du kennst den Film gar nicht, von dem ich hier spreche? Ach ja, die jungen Leute ... Manchmal vergesse ich, dass auch Die Braut des Prinzen – denn um den Film geht es heute – schon dreißig Jahre auf dem Buckel hat. Tatsächlich sind es 2017 exakt dreißig Jahre: Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle zum Jubiläum, du zeitlos wunderbares Märchen!

Dread Pirate Roberts

Na schön, für all die jungen Padawane auf dieser Website will ich doch ein paar Worte über den 1987 von Regisseur Rob Reiner realisierten Film verlieren. Die Vorlage dazu war das Buch Die Brautprinzessin (1973) aus der Feder von William Goldman (deutsch bei Klett-Cotta), übrigens ein Kult-Werk für sich. Die Geschichte, an der sich über ein Jahrzehnt lang verschiedene Regisseure versucht hatten, ohne dass sie imstande gewesen wären, mit dem eigentümlichen Tonfall der Vorlage klarzukommen, erzählt von der wahren Liebe zwischen dem Stallburschen Westley (Cary Elwes) und der Bauerstochter Buttercup (Robin Wright). Weil die beiden dem Irrtum erliegen, dass wahre Liebe für ein gemeinsames Leben nicht reicht, sondern auch Geld im Haus sein muss, zieht Westley los, um sein Glück in der Ferne zu machen. Und damit beginnt der Schlamassel.

Westleys Schiff wird vom grausamen Piraten Roberts angegriffen und der junge Mann kommt scheinbar ums Leben. Nach fünf trauervollen Jahren fällt das Auge des Landesherren, Prinz Humperdinck (Chris Sarandon), auf Buttercup – was die Sache für Buttercup nicht besser macht, aber wer kann sich schon einem Prinzen verwehren, der sagt: „Du wirst meine Braut!“? Bevor es allerdings zur Hochzeit kommt, wird die Prinzessin in spe von drei Schurken – dem schmierigen Vizzini, dem sanften Riesen Fezzik und dem Edelschurken Inigo Montoya – entführt, die sie töten sollen, um damit einen Krieg vom Zaun zu brechen, für dessen Inszenierung sie bezahlt wurden. Allerdings heftet sich eine geheimnisvolle schwarze Gestalt an ihre Fersen, um ihnen Buttercup wieder abzuluchsen.

Foto Die Braut des Prinzen
20th Century Fox Home Entertainment

Skurriler Humor trifft blutige Rache

Mehr will ich zum Inhalt gar nicht sagen. Was folgt, steht ja schon im Eingangssatz.

Ich schrieb, dass der Film aufgrund seiner Vorlage nicht ganz einfach umzusetzen war. Tatsächlich wurden Namen wie Richard Lester, Robert Redford und Christopher Reeves zuvor mit dem Projekt in Verbindung gebracht, aber irgendwie wurde nie etwas daraus. Schaut man sich den Film von Rob Reiner an, lässt sich erahnen, wo die Schwierigkeiten lagen. Die Braut des Prinzen ist im Kern ein Mantel-und-Degen-Film, der – obwohl im fiktiven Land Florin angesiedelt – eindeutig auf der Erde irgendwo in Europa im 15. oder 16. Jahrhundert verortet zu sein scheint. Sizilien, Spanien und andere Orte werden namentlich genannt. Gleichzeitig ist das Werk aber auch reine Fantasy, denn es tauchen die berühmten RVAG (Ratten von außergewöhnlicher Größe) und blutrünstige Riesenaale auf, es gibt einen Zauberer/Wunderheiler und eine diabolische Maschine, die Lebenskraft absaugt. Stilistisch wird das Ganze obendrein als Märchen aufgezogen, das ein Großvater (Peter Falk) in einer Rahmenhandlung seinem kranken Enkel vorliest – und, ja, die Filmhandlung wird immer wieder unterbrochen, wenn der Junge sich über Teile des Buchs bei seinem Opa beschwert! Skurriler Humor trifft auf blutige Rache, lockere Sprüche werden durch Folter konterkariert. Und obwohl sich die Geschichte scheinbar an ein kindliches Publikum richtet, zieht sich eine komplette Ebene der ironischen Kommentierung durch das Ganze, die eigentlich nur von Erwachsenen begriffen und geschätzt werden kann. Durch all das entsteht eine ganz eigene Stimmung aus Albernheit und Ernst, aus Verspieltheit und Drama, die vielleicht tatsächlich nur ein Regisseur wie Rob Reiner (Stand By Me, Harry & Sally) eingefangen werden konnte. 

Foto die Braut des Prinzen
20th Century Fox Home Entertainment

„Mein Name ist Inigo Montoya!“

Für mich lebt Die Braut des Prinzen vor allem von den tollen Figuren, die von einem wirklich sehenswerten Schauspielerensemble verkörpert werden. Cary Elwes gibt seinen zum Mann gereiften Westley in bester Errol-Flynn-Manier (inklusive Oberlippenbärtchen). Seine Klinge ist so flink wie sein Verstand, sein Selbstbewusstsein unerschütterlich und seine Liebe für Buttercup bezwingt alle Widrigkeiten. Die Angebetete selbst bleibt dagegen etwas blass. Es ist eine noble Blässe, ohne Zweifel. Robin Wright bringt eine elfenhafte Schönheit auf die Leinwand, die Westley in seinem Sehnen seinerzeit gewiss viele Nebenbuhler aus dem männlichen Kinopublikum eingebracht hat. Gut, man kann Buttercup den Mut anrechnen, dem fiesen Prinzen trotzig die Stirn zu bieten. Dennoch hat sie im Wesentlichen die Rolle der „damsel in distress“ inne, die von ihrem Westley immer und immer wieder gerettet werden muss.

In den Nebenrollen glänzt für mich vor allem Mandy Patinkin als Fechtmeister Inigo Montoya, der den Mann sucht, der einst seinen Vater tötete. „Hallo. Mein Name ist Inigo Montoya. Du hast meinen Vater getötet. Jetzt bist du des Todes.“ Diese Rede (bitte mit spanischem Akzent vorstellen), die Inigo zwanzig Jahre lang immer wiederholt, um sich auf die finale Konfrontation mit seiner Nemesis vorzubreiten, kann die glühende Fangemeinde des im Herzen edlen Schurken im Schlaf aufsagen. Aber auch Billy Crystal als spleeniger Alchemist Wundermax, Peter Cook als Bischoff mit herrlichem „Spwwachfehler“ oder Wallace Shawn als überdrehter Fiesling Vizzini setzen kleine Highlights. Absolut liebenswert wirkt der Hüne Fezzik, der von dem damals sehr bekannten Wrestler André the Giant verkörpert wird und der aufgrund seiner enormen Körpergröße eine Attraktion für sich ist.

In einem Interview zum 25. Geburtstag des Films erinnert sich Regisseur Rob Reiner an einen der bizarrsten Momente der Dreharbeiten: Der Franzose André war ein großer Weinliebhaber – und ein großer Trinker, der – so erzählt man sich – schon mal ein Dutzend Flaschen Wein am Tag leeren konnte. So auch an besagtem Tag, an dem André eine frische Kiste Beaujolais Nouveau erhalten hatte. Sie drehten gerade eine (im Film nicht vorkommende) Szene, in der Westley, Buttercup, Inigo und Fezzik am Ende der Handlung auf weißen Pferden durch den Himmel am Fenster des Jungen vorbereiten sollten. Umgesetzt wurde das in den Shepperton Studios vor vollständig schwarzem Hintergrund. Da André zu dem Zeitpunkt etwa 250 kg wog und kein Pferd ihn tragen konnte, wurde er zur Entlastung des Tiers in ein Geschirr geschnallt und man hängte ihn von der Hallendecke. Die Szene war vorbei, die Arbeiter öffneten die Tore der Halle, es war 20 Uhr, draußen herrschte der typische britische Nebel, der langsam in die Halle hineinwallte. Und da schwebte er, der 2,13m-Mann, volltrunken, von weißem Dunst umwabert vor schwarzem Hintergrund und lallte winkend „Hallo, Boss.“ Ein Bild wie aus einem Film! Oder wie es Vizzini sagen würde: „Unvorsstellbar!“