Fantasy

Fünf Verfilmungen des Artus-Mythos

Fünf Verfilmungen des Artus-Mythos
© eliabne cibene/pixabay

Christian Handel, 27.05.2020

Die Sage um König Artus ist so faszinierend und detailreich, dass sich schon zahlreiche Künstler an einer Interpretation des Stoffes versucht haben. Mit Cursed – Die Auserwählte kommt dieser Tage ein spannender Neuansatz von Thomas Wheeler und Frank Miller hinzu. Zur Einstimmung empfiehlt unser Autor Christian Handel die – bisher – fünf besten Artus-Verfilmungen.

 

Edle Ritter, magische Schwerter, geheimnisvolle Feen; ein Land im Krieg, verratene Liebe und ein bisschen Inzest: Der Sagenkreis um König Artus ist detailreich und bevölkert von so vielen faszinierenden Figuren, dass sich Künstler aller Art davon angezogen fühlen – kein Wunder. Die überlieferten Geschichten selbst sind so widersprüchlich, dass sie zur Neu- und Uminterpretation geradezu einladen. Während ich mich bereits auf Cursed – Die Auserwählte freue – sowohl auf das Buch als auch auf die Netflix-Verfilmung ­–, nutze ich die Zeit bis dahin für einen Rewatch meiner bisher liebsten Artus-Verfilmungen:

Excalibur

Regisseur: John Boorman (1981)

Symbolbeladen, wuchtig, visuell (für seine Zeit) beeindruckend und untermalt mit pompösen Opernklängen: Für seine Artus-Verfilmung ging John Boorman in die Vollen. Das mag mit heutigem Auge teils verkitscht wirken. Wer sich auf den 140-minütigen Streifen einlässt, kann sich seiner epischen Macht nur schwer entziehen. Die Dame vom See, die, aus den Fluten auftauchend, Excalibur dem Zauberer Merlin überreicht; silberne Ritterrüstungen, gebadet in Strömen von Blut; ein Wald, der in überirdischem Licht erstrahlt und Morgana Le Fay unter einem Baum, an dem Leichen baumeln ­– Boorman erschuf Bilder, die sich fest ins Gedächtnis einbrennen. Eigentlich hatte er in den 70er Jahren den Herrn der Ringe verfilmen wollen. Als dieses Projekt eingestampft wurde, entschloss er sich, einige seiner Konzepte und Set-Designs für seine ambitionierte Sagenadaption zu nutzen. In tragenden Rollen besetzte er u. a. Helen Mirren, Liam Neeson und Patrick Stewart. Inhaltlich folgt der Film der mittelalterlichen Artus-Geschichte von Sir Thomas Malory. Er erzählt die Ereignisse, die zu Artus‘ Zeugung führten, von seiner Jugend und seinem Weg zum König, der Erschaffung der Tafelrunde und ihrem Verfall bis hin Artus‘ Tod. Lancelots und Gueneveres Verrat greift er ebenso auf wie die Suche nach dem Gral. Nach dem fast zweieinhalbstündigen Film fühlt man sich ein bisschen erschlagen, hat aber auch das Gefühl, intensiv unterhalten worden zu sein.

Die Nebel von Avalon

Regisseur: Uli Edel (2001)

Boormans Excalibur mag mir ikonische Bilder zur Artus-Sage ins Gedächtnis eingebrannt haben. Keine Artus-Adaption hat mich jedoch so nachhaltig beeinflusst und fasziniert wie Marion Zimmer Bradleys gewaltiges Magnum Opus Die Nebel von Avalon, ihre über tausend Seiten starke Nacherzählung des Sagenkreises aus weiblicher Sicht. Protagonistin ist Arthurs Halbschwester Morgaine. In den mittelalterlichen Dichtungen ist sie die Antagonistin der Tafelrunde. Hier strahlt sie als Heldin, wenn auch nicht als fehlerlose. In der zweiteiligen TV-Verfilmung wird sie von Julianna Margulies verkörpert. Anjelica Huston spielt die Herrin vom See – hier kein Feenwesen, sondern Morgaines Ziehmutter und Hohepriesterin von Avalon. Die keltische Naturreligion und die Rolle der Frauen am Hof stehen im Zentrum des Geschehens. Im direkten Vergleich zur Buchvorlage kann der Zweiteiler nur enttäuschen. Für sich genommen ist er ein unterhaltsamer historisch-phantastischer Film, toll besetzt und untermalt mit einem atmosphärischen Soundtrack.

Die Hexe und der Zauberer

Regisseur: Wolfgang Reitherman (1963)

Der Film aus den 60ern ist der einzige Animationsstreifen in unserer heutigen Liste. (Leider, denn hätten wir mehr Platz, hätte ich gern auch über Das magische Schwert – Die Legende von Camelot oder die Prinz Eisenherz-Zeichentrickserie aus den 90ern gesprochen). Statt bekannte Episoden aus den mittelalterlichen Sagen zurückzugreifen, erfahren wir hier mehr über die Jugend des legendären Königs: Der Waisenjunge Floh arbeitet als Diener für seinen Ziehvater, Sir Hector. Bei einem Ausflug in den Wald lernt er den Zauberer Merlin (und dessen übellaunigen Kauz Archimedes) kennen. Die beiden nehmen den Jungen unter ihre Fittiche und beschließen, ihm mit Hilfe magischer Lektionen allerlei beizubringen. Im Verlauf des kurzweiligen Zeichentrickmusicals verwandelt sich Floh in einen Fisch, in ein Eichhörnchen und in einen Vogel – und in dieser Gestalt gerät er in die Gefangenschaft der Hexe Mim. Wie viele Disney-Klassiker lässt sich Die Hexe und der Zauberer heute noch ganz wunderbar ansehen. Auch er basiert auf einem Buch, und zwar auf dem ersten Band von T. H. Whites Der König auf Camelot- Tetralogie.

Merlin

Regisseur: Steve Barron (1998)

Neben König Artus selbst ist Merlin vermutlich die bekannteste Sagengestalt des Zyklus‘. Hallmark Entertainment nahm sich Ende der 90er Jahre vor, die Lebensgeschichte des berühmten Zauberers als TV-Zweiteiler zu erzählen. Naturgemäß spielt die Geschichte vom Aufstieg und Fall König Artus dabei eine wichtige Rolle. Im Mittelpunkt des Films stehen jedoch einerseits Merlins Liebe zur schönen Nimue als auch sein Kampf gegen Mab, die dunkle Königin der Anderswelt. Dargestellt wird das Trio von Sam Neill, Isabella Rossellini und Miranda Richardson. Helena Bonham-Carter, Rutger Hauer und Lena Headey verkörpern wichtige Nebenfiguren. Wie es sich für die Geschichte über einen Zauberer gehört, spielen Magie und die Welt der Fabelwesen hier eine große Rolle, was dem Streifen einen märchenhafteren Anstrich verleiht als den anderen Realverfilmungen in unserer heutigen Aufzählung.

Camelot

Mini-Serie (2011)

Zehn Folgen umfasst die Mini-Serie Camelot, mit der der US-Sender Starz 2011 versuchte, HBOs Game of Thrones etwas entgegenzusetzen. Die Schlacht war ziemlich schnell geschlagen. Camelot ging nicht einmal in eine zweite Staffel, auch wenn dies offiziellen Meldungen zufolge darin begründet war, lag man die einzelnen Mitglieder der hochkarätigen Besetzung zum Drehen nicht mehr unter einen Hut bekam. Was schade ist, denn Joseph Fiennes als Merlin und Eva Green als Morgan spielen hervorragend. Schon allein deshalb lohnt sich das Binge-Watching. Darüber hinaus ist die Serie opulent ausgestattet und an schönen Locations gedreht. Was sie für mich zu einem Must-See macht ist die Kreativität, mit der die Serienautoren die hinlänglich bekannte Geschichte adaptiert haben. Sie stellen vieles auf den Kopf, bleiben aber trotzdem dem Geist des Originals treu. Merlin ist hier kein weiser, alter Ratgeber, sondern ein hitzköpfiger Magier, der als Arthurs Tutor ganz schön zu kämpfen hat. Die Art und Weise, wie dieser das Schwert aus dem Stein zieht, ist clever und unerwartet. Wie er tatsächlich an Excalibur kommt, schockierend. Und dass die Serie Morgan zur legitimen Tochter des Hochkönigs macht und damit zu einer durchaus rechtmäßigen Thronerbin, ist ein intelligenter Twist, der den Machtkampf der beiden Halbgeschwister nicht nur verständlicher macht, sondern auf ein ganz neues Level hebt.

Was haltet ihr von diesen fünf Verfilmungen? Seit ihr König Artus-Fans? Welche Film- und Serienadaptionen mögt ihr besonders?

Christian Handel

Christian Handel bloggt seit 2007 auf seiner Website www.fantasy-news.com über phantastische Themen und liebt Stoffe über starke Frauen, märchen- und mythenhafte Motive und queere Themen. Im Oktober erschien im Drachenmond Verlag die von ihm herausgegebene Kurzgeschichtensammlung "Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln" Die Liebe zur Phantastik haben ihm vermutlich die Brüder Grimm, Hans Christian Andersen & Co. bereits in frühester Kindheit eingeimpft. Zum eingefleischter Urban Fantasy-Fan hat ihn Joss Whedon mit der TV-Serie "Buffy the Vampire Slayer" gemacht. Er arbeitet als Gutachter für unterschiedliche Verlage und moderiert seit 2012 Lesungen und Autorenveranstaltungen. http://www.fantasy-news.com