Fantasy

Die 10 kultigsten Sword-&-Sorcery-Filme der 80er

Die 10 kultigsten Sword-&-Sorcery-Filme der 80er

Thilo Nemitz, 01.11.2018

Bei Sword & Sorcery der 80er denkt jeder sofort an Conan der Barbar, Highlander oder Willow. Doch auch in der zweiten Reihe warten Genre-Filme, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Viele sind heute noch trotz oder gerade durch ihre trashigen Effekte sehenswert.

Die 80er. Unendliche Weiten. Überschäumend wie eine zu leidenschaftlich gerührte Ahoi-Brause mit Vokuhilas, He-Man-Fellhöschen und Mix-Tapes.

Es war eine simplere Zeit, in der Fantasy-Fans nicht viel brauchten, um glücklich zu sein – aber auch nicht viel hatten. Röhrenfernseher, Videorekorder und Spielkonsolen mit durchschnittlich 8-Bit-Rechenpower waren die noch etwas primitiven Gateways in andere Dimensionen.

Auch die Welt der Filmunterhaltung steckte noch in neonfarbenen Kinderschuhen. Der Siegeszug der Fantasy hatte noch nicht begonnen, und die bescheidenen Anfänge mussten sich mit Gummimonstern, rudimentären Effekten und teilweise groschenromanhaften Storys behelfen. Kurzum: Es war großartig!

Gerade die sehr von der Pulp Fiction der 30er bis 50er beeinflussten Sword-&-Sorcery-Filme waren von einer kleinen, nerdigen Randgruppe sehr geschätzt. An dieser Stelle Conan der BarbarHighlander oder Willow, sprich die „Mainstream-Sword-&-Sorcery-Filme“, zu nennen, wäre jedoch zu einfach und beinahe unwürdig. Denn diese Perlen der phantastischen Unterhaltung gehören selbstverständlich in die Liste der besten Fantasyfilme aller Zeiten.

Nein, hier sollen alle zweiten Plätze genannt werden – Sword-&-Sorcery-Filme, die ihrem Genre noch sehr wörtlich entsprochen haben und heutzutage manchmal sträflich unterschätzt werden. Viele von uns werden sich in verstaubten und düsteren Ecken ihres Verstandes noch an Titel wie The Warrior and the Sorceress (1984) oder Conquest (1983) von Lucio Fulci erinnern. Und manchmal wird Nostalgie und eine romantisierte Sicht auf die Filme der Kindheit sogar dafür sorgen, dass wir dabei ein behaglich warmes Gefühl der Zuneigung verspüren. Aber welche dieser vorsintflutlichen Machwerke kann man sich heute wirklich noch anschauen, ohne danach wochenlang über die verlorene Lebenszeit zu klagen?

Ich habe die besten zehn Realfilme für euch gekürt (wenn ich von Gummimonstern und albernen Effekten rede, wären Trickfilme ja schlicht gefuscht). Wenn man die Barbarenfilme auf dem Trittbrett von Conan mal hinter sich gelassen hat, mit all ihren schillernden Namen wie Ator, Thor, Gor, Gunan oder Mystor, dann bleiben gar nicht so viele übrig, die ohne einen anwesenden Psychotherapeuten konsumiert werden können. Doch das Extrakt ist handgemacht mit Liebe, Latex und Kunstblut. Hier sind 10 meiner Guilty Pleasures, die manch anderer vielleicht sogar Evergreen nennen würde. Viel Vergnügen!

Platz 10: Krull (1983) von Peter Yates

Der Inhalt von Krull liest sich wie eins der frühen Dungeons & Dragons-Module. Auf dem Planeten Krull muss unser Held, Prinz Corwyn, seine Prinzessin aus dem Schloss eines fiesen Obermonsters befreien. Noch könnte es sich um Super Mario handeln. Doch die Suche nach einem magischen Artefakt, dem sagenumwobenen Fünfklingenschwert, und das Zusammenstellen einer vielseitigen Truppe von Mitstreitern lassen für Rollenspieler definitiv einen starken D&D-Vibe aufkommen. Mit Magie und Schwert gegen außerirdische „Slayer“ kämpfen? Das klingt nach genau der Art von trashiger Unterhaltung, zu der ich gerne Snacks und zwanzigseitige Würfel nehme. Ob der Regisseur von Gary Gygax’ D&D-Modul Expedition to the Barrier Peaks (1980) inspiriert war?

Platz 9: Beastmaster (1982) von Gabrielle Beaumont

Verglichen mit Howards berühmtem Barbaren tauschte der schlankere Dar physische Präsenz wohl gegen eine Horde von Tierfreunden ein. Ob das eine gute Idee war und nicht eher zu einem Zeichentrickfilm von Disney getaugt hätte, möchte ich nun mal dahingestellt sein lassen. Doch Marc Singer schafft es trotzdem, der Rolle des Beastmasters seinen eigenen Charme zu verleihen. Neben dem getrost zu vergessenden dritten Teil konnte ich als B-Movie-Fan auch dem trashigen Beastmaster 2: Through the Portal of Time ein paar vergnügliche Minuten abgewinnen. Doch Menschen mit normalen Wünschen und Gelüsten sollten nun vielleicht lieber zum nächsten Listenpunkt weitergehen. 

Platz 8: A Chinese Ghost Story (1987) von Ching Siu-Tung

Einen Eastern mit in diese Liste zu nehmen ist gewagt, denn Optik und Inhalt waren zumindest damals für ein westliches Publikum gewöhnungsbedürftig. Doch die übersinnliche Romanze zwischen dem Studenten und der hübschen Geisterfrau weiß auf eine kaum zu fassende Art zu bezaubern. Und das, obwohl eine seltsame Mischung aus Horror und Slapstick, seltsamen Songs und teilweise etwas zu offensichtlichen Spezialeffekten dem Zuschauer einiges an mentaler Resilienz abverlangt. Doch wer den typischen Asia-Mix aus famosem Schwert-Gefuchtel, fliegenden Kämpfern und magischen Tentakeln genießen kann, kommt um diese trashige Perle eigentlich kaum herum.

Platz 7: Dragonslayer (1981) von Matthew Robbins

Der Plot von Disneys düsterem Dragonslayer ist so simpel gestrickt wie der Boss-Kampf in einem Computerspiel: Held rettet Prinzessin vor bösem Drachen. Doch Zauberlehrling Galens hitziger Kampf gegen Vermithrax allein verdient schon einen Platz in dieser Liste. Wenn er sich hinter seinen Schild kniet, während er komplett vom Feuerodem des Drachen eingehüllt wird, können wir als Zuschauer die Hitze fast spüren. Genauso wie das Adrenalin, kurz bevor er mit seiner magischen Lanze aus seinem Versteck auf den Hals des Drachen springt. Für die Möglichkeiten der 80er war die geflügelte Echse ein bemerkenswerter und sogar Oscar-nominierter Spezialeffekt. Als einer der ersten ikonischen Leinwand-Drachen ist mir Vermithrax, mit seinem erinnerungswürdigen Namen, im Pen-&-Paper-Rollenspiel noch häufig begegnet.  

Platz 6: Excalibur (1981) von John Boorman

John Boormans künstlerische Interpretation der Artus-Legende im Genre der Sword & Sorcery zu nennen, dürfte einigen Liebhabern von metallisch glitzernden Ritterfilmen wie Blasphemie erscheinen. Dennoch nenne ich ihn hier, weil er als einer der erfolgreichsten Fantasyfilme der 80er gilt und die namensgebenden Elemente vorweisen kann. Zugegeben: Heldenmut, Liebe, Versuchung und letztlich der Kampf zwischen Gut und Böse wurden selten in einer so stimmigen Fiebertraum-Welt von glänzend-klobigen Rittern, düsteren Schlössern und mystischer Magie inszeniert. Doch bei aller optischer Grandeur und schwerer Nachdenklichkeit im Abgang war mir Excalibur immer ein wenig zu klobig und „overacted“. Er ist vielleicht, für Banausen wie mich, der schwere Rotwein in dieser Liste der sanften Biere …

Platz 5: Red Sonja (1985) von Richard Fleischer

So manch einer möchte mich bestimmt dafür köpfen, dass ich den zu vernachlässigenden Auftritt von Brigitte Nielsen als Red Sonja über Excalibur oder Dragonslayer stelle. Doch ich habe einfach eine Schwäche für viele der Barbarenfilme, die im Windschatten von Schwarzeneggers erstem Conan-Film geritten sind. Sie machen einfach so viel Spaß! Sowohl Nielson, als auch Sandahl Bergman (Königin Gedren) wurden dank ihres wunderbaren Overactings für die Goldene Himbeere nominiert. Na und? Mir doch egal. Dafür gibt es einen Roboterfisch, eine sofort wiederzuerkennende Titelmelodie und nochmal Arnie-Conan in einer Nebenrolle, der aus lizenzrechtlichen Gründen in Kalidor umbenannt werden musste. Ist doch grandios! Ok, zugegeben, da ist Platz nach oben. Daher könnte das bereits 2009 angekündigte Remake mal langsam aus den Sandalen kommen.  

 

Platz 4: Die Barbaren (1987) von Ruggero Deodato

Ja, wir bleiben bei den Fellhöschen. The Barbarians sind ein unterschätztes Juwel der seichten Popcorn-Unterhaltung. Denn spätestens in diesem Italo-Barbarenfilm nimmt sich nichts und niemand mehr so wirklich ernst. Und das ist auch gut so. Die beiden Zwillingsbrüder Kutchek und Gore (toller sprechender Name!) grunzen, flexen und blödeln sich so amüsant durch die Ländereien des brutalen Herrschers Kadar, dass mir das Grinsen mit einer Barbarenaxt aus dem Gesicht entfernt werden muss. Die auch im richtigen Leben verbrüderten Hauptdarsteller David und Peter Paul konnten sich mit ihren Rollen ebenfalls die Goldene Himbeere sichern. Wer den Gummi-Lindwurm gegen Ende ertragen kann, darf sich den schwarzen Gürtel im Barbarenfilm-Schauen aufschreiben. 

Platz 3: Masters of the Universe (1987) von Gary Goddard

Damals eine herbe Enttäuschung für He-Man-Fans, zählt Dolph Lungrens „Jugendsünde“ heute zu den Kultfilmen der 80er. Von den schamlos geklauten „schwarzen Storm Troopern“ über den von Frank Langella genial gespielten Skeletor bis hin zum wirklich gelungenen Ohrwurm des Soundtracks ist dieser Film nicht nur für Kinder der 80er eine Guilty Pleasure der Schwergewichtsklasse. Leider musste der Film aus Budget-Gründen größtenteils auf der Erde spielen. Daher rührt für mich optisch und inhaltlich sein Trash-Faktor. Ein Remake, das hoffentlich eine anständige Prinz-Adam-Verwandlung und ein Dinosaurier-überranntes Eternia zu bieten hat, ist für Dezember 2019 angekündigt.

Platz 2: Conan the Destroyer (1984) von Richard Fleischer

Warum dieser Film von vielen Fans des ersten Teils als Flop bezeichnet wird, ist mir so schleierhaft wie der Nebel über dem See um Toth-Amons Eispalast. Natürlich bleibt die Origin-Story in Conan the Barbarian unerreicht, aber die Fortsetzung knüpft doch an die wichtigsten Erkennungsmerkmale der Conan-Welt an. Wir haben einen brachial den Atlantean schwingenden Schwarzenegger, eine grandiose Grace Jones als stockkämpfende Amazone, eine erinnerungswürdige Szene mit magischen Spiegelbildern und ein gigantisches Boss-Monster, dem Conan – die grafische Intensität der Comics ehrend – brutal das magische Horn aus dem Gesicht reißt. Was ist denn bitte für Schwarzenegger-Conan-Fans an diesem Streifen auszusetzen? Ich gebe allerdings zu, dass der Film mit seiner „Heldentruppe“ um Conan einen Dungeons & Dragons-Nerv bei mir trifft. 

Platz 1: Tag des Falken (1985) von Richard Donner

Der Tag des Falken (Ladyhawke) schlittert bei mir sehr knapp an der Ruhmeshalle der besten Fantasyfilme aller Zeiten vorbei. Im Kern geht es um diese wunderschöne Liebesgeschichte zwischen Navarre und Isabeau, die leider nicht zusammen sein können, weil, Fluch-bedingt, immer einer gerade ein Tier ist, während der andere sich seiner menschlichen Anatomie erfreuen darf. Das ist wirklich ungünstig für die körperliche Bekundung von Zuneigung. Doch nach vielen ungelenken Kämpfen und ein wenig Durch-die-Prärie-Reiten zu eigentlich völlig unpassender Elektro-Mucke kann der Fluch gebrochen und Isabeau überschwänglich in die Luft gehoben werden. Hach. Doch irgendwie ist es gerade das Kantige des Films, was den Tag des Falken so kultig macht. Außerdem trägt der charismatische Cast aus Rutger Hauer, Matthew Broderick und Michelle Pfeiffer den Film erstaunlich weit.

Knapp daneben: Die Honorable Mentions

Ein Zauberschwert mit leuchtendem Knauf, ein magischer Bogen, der Pfeile schießt wie ein Raketenwerfer, und ein Dreifachschwert, dessen schießbare Klingen irgendwo zwischen „awesome“ und albern rangieren. Reichen solche Artefakte, um drum herum einen gelungenen Film zu stricken? Sagt ihr es mir! Für mich sind Hawk the Slayer (1980) von Terry Marcel, The Archer: Fugitive from the Empire (1981) von Nicholas Corea und The Sword and the Sorcerer (1982) von Albert Pyun nennenswert, aber außerhalb der Top 10 anzusiedeln.

Thilo Nemitz

Thilos irdische Form wurde das erste Mal 1976 in der Matrix erzeugt. Er ist pädagogisch wertvoll mit Masters of the Universe, Star Wars und Ninja-Filmen aufgewachsen. Sein „Erwachsenwerden“ hat er in den Folgejahren weiter rausgezögert mit dem Besitz von beinahe jeder Spielkonsole, dem stundenlangen Tauschen von Magic-Karten und dem genussvollen Verzweifeln über Point & Click-Abenteuern wie Monkey Island. Den Umgang mit Menschen lernte er auf den letzten Drücker durch Dungeons & Dragons. Als großer Liebhaber von englischer Literatur, wie dem Herrn der Ringe oder Mary Shelly’s Frankenstein, hat er Anglistik, mit den Nebenfächern Germanistik und Philosophie, auf Magister studiert und als Beweis seiner Leidensfähigkeit auch abgeschlossen. Heute bezeichnet er sich selbst als Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasy-Nerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Sein Geld verdient er im Online Marketing, doch sein Herz gehört der Popkultur. Deshalb schreibt er gerne für das Magazin Geek!, verschiedene andere Webseiten und natürlich seinen Blog nerd-wiki.de.