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Die 10 besten Superheldenfilme der 80er und 90er

Die 10 besten Superheldenfilme der 80er und 90er
© Warner Home Video

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Thilo Nemitz, 15.11.2018

Welche Superhelden tummelten sich eigentlich auf der Leinwand, bevor Marvel alles zuspammte? Thilo Nemitz hat seine persönliche Top 10 von Superheldenfilmen der 80er und 90er zusammengestellt. 

In Zeiten großer Not beten wir manchmal zu ihm. Dann suchen wir den Himmel ab nach einem hellen Schein und hoffen, dass er noch einmal zur Erde hinab schwebt. Auf dass er sich den Sünden dieser Welt entgegenstelle und die Geschosse des Hasses an seiner unzerstörbaren Haut abprallen lasse. Die Rede ist natürlich von Iron Man, unserem Macho-Milliardär fürs Grobe.

Iron Man war 2008 der erste Marvel-Superheldenfilm, der direkt in Eigenfinanzierung von Marvel Studios produziert wurde und als Startschuss des großen „Marvel Cinematic Universe“ gilt. Die bloße Erwähnung dieser Tatsache führt bei manchen DC-Fans zu genervtem Augenrollen.

Ich persönlich gehöre nicht zu den Marvel-Superfans, die DC schon aus Prinzip verteufeln. Ich halte diese künstlichen Fehden, egal ob zwischen Trekkies und Star Wars-Fans oder Batman- und Superman-Fanboys für konstruiert und irgendwie albern. Auch wenn es vielleicht manchmal ein wenig Spaß macht, sich gegenseitig an die Fan-Meile zu pinkeln. Mit Man of Steel (2013), dem unerreichten The Dark Knight (2008) oder Wonder Woman (2017) hat DC gezeigt, dass sie immer noch im Windschatten von Marvel zu finden sind. Und der kommende Momoa-Man, Entschuldigung, Aquaman sieht im jüngsten Trailer ebenfalls nach bester Popcorn-Unterhaltung für das Vorweihnachtsprogramm aus.

Doch es gab ja auch mal eine Zeit vor dem „Marvel Cinematic Universe“. Eine Zeit, in der die Erde als Spielplatz der Umhangträger reichen musste. Von den Tiefen des Alls und den Guardians of the Galaxy hatte damals – außer ein paar Comic-Supernerds - noch nie jemand etwas gehört. Und überhaupt waren ganze Zusammenschlüsse von Superhelden, wie The Avengers oder Justice League, nur feuchte Träume, die mit den vorhandenen Mitteln kaum oder gar nicht zu realisieren waren.

Doch waren Superheldenfilme vor dem Millennium-Bug deswegen schlecht oder albern? Manchmal leider schon, wenn wir ehrlich sind und uns hingeschluderte Lieblosigkeiten wie Superman IV: The Quest for Peace (1987) oder kuriose Albernheiten wie Batman & Robin (1997) in Erinnerung rufen. 

Ok, die Szene „Batman on Ice” ist so schlecht, dass sie schon fast wieder gut ist. Doch ich möchte mich im Folgenden mal bemühen und Himmel und Hölle sowie sämtliche zwielichtigen Hinterhöfe vor 2000 nach Filmen des Genres absuchen, die wir auch heute noch anschauen können, ohne uns vorher halb besinnungslos saufen zu müssen. Spoiler: Es wird insgesamt sehr viel düsterer, als wir es dieser Tage vom Gute-Laune-Marvel-Land gewöhnt sind. Denn Filme von DC, Horror-Koryphäe Todd McFarlane und dem Meister des Schräg-Morbiden, Tim Burton, beherrschen diese Liste.

Im Sinne von DC kann beim Blick in die 80er und 90er also nur festgestellt werden, dass neben „bunt und leichtherzig“ die Stilrichtung „düster“ definitiv ein valider Ansatz ist.

Platz 10: The Rocketeer (1991) von Joe Johnston

Damals wegweisend, erscheinen mir heute die Special Effects des Raketenmanns eher wie die aus einem Fanvideo auf Youtube. Trotzdem gehört The Rocketeer zu den Vintage-Filmen, die gar nicht mal schlecht gealtert sind. An die „Amazing Stories“ der Pulp-Romane erinnernd, bezieht der Film seinen Charme durch die Oldtimer-Al-Capone-Optik und den durchgehend leichtherzigen Stil. Zudem kann der Filme mit seinem bunten Gegner-Arsenal aus Schlägern und Nazis beinahe so etwas wie Indiana-Jones-Feeling aufbauen. Ich hätte lediglich gerne Johnny Depp anstatt Bill Campbell an der Seite von Jennifer Connelly gesehen, der nämlich ursprünglich die Hauptrolle spielen sollte – schade.

 

Platz 9: Superman III – Der stählerne Blitz (1983) von Richard Lester

Der stählerne Blitz wird gemeinhin sehr unterschätzt. Ich gebe zu, dass er sich ein wenig wie das seltsame Adoptivkind der Superman-Filme mit Reeve anfühlt, doch genau das macht ihn so erinnerungswürdig. Hier wurden gnadenlos Konzepte ausprobiert, die einfach Spaß machen, weil sie so kurios sind. Clark Kents Jekyll-und-Hyde-Kampf gegen sein böses Selbst, welches sich zuvor erdreistete, das Olympische Feuer auszublasen und den schiefen Turm von Pisa geradezurücken, ist eins davon. Außerdem ging meinem jüngeren Selbst ganz schön die Düse, als der Supercomputer im Grand Canyon diese Vera in einen Zombie-Cyborg verwandelte, der direkt aus Tanz der Teufel hätte stammen können. Aus heutiger Sicht albern, hat dieser kurze Ausflug ins Horrorgenre Superman III für immer in mein Gedächtnis gebrannt.

Platz 8: Spawn (1997) von Mark A.Z. Dippé

Wo wir gerade bei unterschätzten und zu Unrecht aus den DVD-Regalen entfernten Filmen sind: Spawn. Ich habe diese wunderbar düstere Verfilmung des Todd-McFarlane-Stoffs schon immer vor Kritikern verteidigt, die ihn meistens auf die lächerliche Darstellung von Oberteufel Malebolgia reduziert haben. Natürlich lebt der Film nicht gerade von seiner tiefschürfenden Story oder seiner nachvollziehbaren religiösen Botschaft. Doch die Spezialeffekte, die Action und, allem voran, der glorreich-eklige Dämonen-Clown „Violator“ machen Spawn für mich zu einem zwar wenig profunden, aber ansehnlichen Stück Anti-Superhelden-Kino. Da kann ich auch bei dem albernen Stofftier-Teufel am Ende mal nur mit halbem Auge hinsehen.

Platz 7: Superman (1978) von Richard Donner

Hach, der Klassiker! Strahlemann Christopher Reeve mit der roten Unterhose über der Strumpfhose und die ikonische Titelmelodie, die jeder auf Anhieb summen kann. Allerdings muss ich sagen, dass er für mich recht schlecht gealtert und darum nur auf Platz 7 gelandet ist. Die kitschigen Flugszenen mit Louis Lane über den Wolken und die stoffeligen Gespräche zwischen Alien-Gott und Journalistin mit Rechtschreibschwäche beschwören Fremdscham herauf. Außerdem beinhaltet der Film für mich die fragwürdigste Szene aller Superman-Filme bislang. Zwar ist durch die Comics hinlänglich bekannt, dass die Kräfte des Kryptoniers extrem schwanken können, doch ihn aus Wut über sein Versagen einfach, ohne jegliche Konsequenzen, die Zeit zurückdrehen zu lassen, sprengt schon arg jede Skalierbarkeit und Glaubwürdigkeit. Das ist ja fast so, als würde ich bei Star Wars plötzlich einführen, dass man Schiffe unter Lichtgeschwindigkeit als unbesiegbare Waffe benutzen kann. Also bitte!

Platz 6: Batman Returns (1992) von Tim Burton

Ohne den Joker als Vorzeige-Schurken von Gotham kann Batman Returns nicht ganz so laut den Kult-Gong schlagen wie sein Vorgänger. Doch auch mit dem kauzigen Pinguin Danny DeVito als Reibungspunkt besticht der Film wieder durch seine unverwechselbare Tim-Burton-Optik. Außerdem kann er mit der reizenden Catwoman Michelle Pfeiffer noch einen zweiten Bösewicht liefern, der das Gebot „Liebet eure Feinde“ ganz neu definiert. Der erneut gequält und stoisch Leute verprügelnde Michael Keaton rundet mit Christopher Walken den sensationellen Cast ab, in einem Werk, das einige Fans sogar über seinen Vorgänger stellen. Doch für mich persönlich driftete die Gothic-Atmosphäre mit den raketenbestückten Pinguinen dann doch ein wenig zu sehr in Adam-West-Gefilde ab.

Platz 5: Superman II – Allein gegen alle (1980) von Richard Lester und Richard Donner

In Superman II waren die Spezialeffekte aus heutiger Sicht immer noch überholt und der gelegentliche Slapstick immer noch nur leidlich witzig. Doch endlich wurde bedacht, dass den Mann aus Stahl in den Comics nicht nur seine Schwäche zu Klatschreporterinnen ausmacht. Endlich bekommt er mit General Zod und dessen kryptonischen Kollegen würdige Gegner, die den Action-Balken des Films nach oben schießen lassen. Doch anders als in Zack Snyders Zerstörungsorgie in Man of Steel (2013) achtet unser Superman der Herzen darauf, dass der Kampf der Titanen nicht zu viele Casualties und verbrannte Erde zurücklässt. Das ist charmant und sorgt für weniger Zähneknirschen unter den Überlebenden der Alien-Invasion.

Platz 4: RoboCop (1987) von Paul Verhoeven

Was RoboCop in dieser Liste verloren hat? Ist die Frage ernst gemeint? Na, er ist doch der Iron Man der 80er! Lange bevor sich Robert Downey junior in seinen Kampfanzug schwang, hat schon Peter Weller als Officer Alex J. Murphy seine überlegene Ausrüstung genutzt, um Ganoven das Fürchten zu lehren. Er hat dabei vielleicht nicht mit den Avengers die Welt gerettet, aber immerhin einem Ganoven durch den Rock seiner Geisel die Eier weggeschossen. Und er bekommt, genau wie Tony Stark, im Verlauf seiner Karriere diverse Upgrades, bis er in RoboCop 3 (1993) sogar fliegen kann. Leider werden die drei Teile der Alex-Murphy-Trilogie jedoch sukzessive schlechter. Doch das Remake von 2015 mit Joel Kinnaman (Hauptrolle in Altered Carbon) ist durchaus unterhaltsam.

 

Platz 3: Batman (1989) von Tim Burton

Ich weiß gar nicht, wen ich mehr verehren soll: den Film oder das Computerspiel zum Film, das ich damals auf meinem glorreichen Amiga 500 bis zur Verwesung gezockt habe. Tim Burtons Batman hat den Test der Zeit bestanden. So viele tolle Erinnerungen! Kim Basingers ängstliche Blicke als Vicki Vale, als sie im Batmobil „entführt“ wird; Jack Nicholsons erster Blick in den Spiegel nach seiner „Notoperation“ zum Joker; Batmans Flug mit dem Batwing durch Straßen voller Riesenballons – ich könnte mir den Film jetzt sofort noch mal anschauen. Selten haben sich so viele Szenen und Zitate eines Films so gut eingeprägt. Und wenn jetzt jemand sagt, er könne diesem düsteren Comic-Meisterwerk nichts abgewinnen, dann sage ich nur: „Bob, Kanone!“

 

Platz 2: Blade (1998) von Stephen Norrington

Black Panther ist der erste schwarze Superheldenfilm“, war in weniger gut informierten Ecken des Internets zu lesen, als Kritiker überschwänglich den gelungenen Beitrag zum Afrofuturismus feierten. Natürlich wussten sie, tief in ihren Herzen, dass Wesley Snipes diesen Thron schon lange vorher bestiegen hatte. Zwar hatte sein Zerfetzen von Vampiren in der Blut-Disko etwas weniger politischen Subtext zu bieten als die Geschehnisse in und um Wakanda, doch als erinnerungswürdige schwarze Hauptrolle diente es allemal. Blade gehört zu den gelungeneren Comicverfilmungen der 90er und weiß durch Style und Cast zu begeistern. Und während der dritte Teil mit einem missratenen Dracula gerne in irgendeinem Sarg vermodern darf, konnte unter denselben Gesichtspunkten auch Blade II (2002) noch weitestgehend überzeugen.

 

Platz 1: The Crow (1994) von Alex Proyas

Natürlich muss die Krähe auf Platz 1 sitzen. Kaum einen Film umranken so viele Legenden wie die düstere Geschichte um den untoten Racheengel Eric Draven - nicht zuletzt weil Hauptdarsteller Brandon Lee, der Sohn von Kung-Fu-Legende Bruce Lee, bei den Dreharbeiten unglücklich durch eine vertauschte Pistole erschossen wurde. Wenn ich nur an The Crow denke, möchte ich am liebsten sofort im Regen auf einem Mausoleum sitzen und The Cure hören. Alex Proyas führte bei seiner Comicverfilmung ungemein visuell Regie und überbietet selbst Batman und Spawn in puncto gotischer Mystik. Der so schonungslos melancholische und schwarzromantische Film löste während meiner Schulzeit eine wahre Grufti-Welle aus. Der geniale Soundtrack von Nine Inch Nails, Stone Temple Pilots und vielen anderen Grunge- und Gothic-Bands trägt die apokalyptischen Bilder perfekt. Ein Film, beinahe wie ein überlanges Musikvideo mit blutiger Action-Einlage.

Knapp daneben: Die Honorable Mentions

Supercop (Original: Poliziotto superpiù) (1980)

Super, super, super! He’s a Super Snooper! Kaum jemand kennt Terence Hill als Bullen mit Superkräften, doch als witziges Kuriosum mit typischem Terence-Hill-„Humor“ verdient er es hier genannt zu werden. Das bekam man eben, wenn man in seiner Kindheit zu oft heimlich nachts Tele 5 geguckt hat.

Swamp Thing (1982)

Ebenfalls durch das Nachtprogramm geisterte diese B-Movie-Perle, die gerne eine Verfilmung des gleichnamigen Comics wäre. Die Verwandlung des Bösewichts in das alberne Werwölfchen hat mich als Kind immerhin gelehrt, nicht aus leuchtenden Gefäßen zu trinken, deren Inhalt ich nicht ganz genau kenne.

The Toxic Avenger (1984)

Und wer B-Movie sagt, muss auch The Toxic Avenger sagen. Der Low-Budget-Horrorfilm um den, im wahrsten Sinne des Wortes, verstrahlten Superhelden der legendären Troma Entertainment Company besticht durch billige Nackt-, Splatter- und Ekelszenen. Da dies nicht jedermanns toxische Suppe ist, aber mit zig Fortsetzungen so etwas wie Kultstatus erreicht hat, soll es zumindest hier erwähnt werden.

Thilo Nemitz

Thilos irdische Form wurde das erste Mal 1976 in der Matrix erzeugt. Er ist pädagogisch wertvoll mit Masters of the Universe, Star Wars und Ninja-Filmen aufgewachsen. Sein „Erwachsenwerden“ hat er in den Folgejahren weiter rausgezögert mit dem Besitz von beinahe jeder Spielkonsole, dem stundenlangen Tauschen von Magic-Karten und dem genussvollen Verzweifeln über Point & Click-Abenteuern wie Monkey Island. Den Umgang mit Menschen lernte er auf den letzten Drücker durch Dungeons & Dragons. Als großer Liebhaber von englischer Literatur, wie dem Herrn der Ringe oder Mary Shelly’s Frankenstein, hat er Anglistik, mit den Nebenfächern Germanistik und Philosophie, auf Magister studiert und als Beweis seiner Leidensfähigkeit auch abgeschlossen. Heute bezeichnet er sich selbst als Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasy-Nerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Sein Geld verdient er im Online Marketing, doch sein Herz gehört der Popkultur. Deshalb schreibt er gerne für das Magazin Geek!, verschiedene andere Webseiten und natürlich seinen Blog nerd-wiki.de.