Fantasy

Fünf Fantasy-Bücher über den Zauber der Weihnacht

Fünf Fantasy-Bücher über den Zauber der Weihnacht

BUCH

 

Christian Handel, 15.12.2019

Wir sind in Vorweihnachtsstimmung! Und haben für euch fünf Fantasy-Bücher herausgesucht, die zur Weihnachtszeit spielen.

Obwohl es als eine der magischsten Zeiten des Jahres gilt, spielt das Weihnachtsfest in nur wenig Phantastik-Romanen eine Rolle. Charles Dickens unsterblicher Klassiker Eine Weihnachtsgeschichte und Terry Pratchetts Schweinsgalopp fallen einem vermutlich sofort ein. Vielleicht erinnern wir uns noch an den Auftritt des Weihnachtsmanns in C. S. Lewis Der König von Narnia. Aber danach wird’s schwieriger. Deshalb stellen wir euch heute fünf Bücher vor, die zur Weihnachtszeit spielen, aber allesamt ganz unterschiedliche Geschichten erzählen: 

Werwölfe zu Weihnachten (herausgegeben von Charlaine Harris & Toni L. P. Kelner)

Was machen übernatürliche Wesen an Weihnachten? Diese Frage beantworten die Verfasserin der Sookie Stackhouse-Romane, ihre Herausgeber-Kollegin und dreizehn andere Autorinnen und Autoren, unter ihnen Genre-Größen wie Patricia Briggs, Carrie Vaughn und Simon R. Green. Sie bieten den Leser*innen die Gelegenheit, einen Blick in die unterschiedlichen Romanwelten der jeweiligen Schriftsteller zu werfen. Vorkenntnisse sind dabei nicht notwendig. Die Geschichten sind recht unterschiedlich: Sookie Stackhouse zum Beispiel feiert Weihnachten mit ihrem andersweltlichen Urgroßvater. Eine Hexe hingegen braut an den Feiertagen einen Zaubertrank, der zu unerwarteten Resultaten führt. Mal melancholisch, mal humorvoll und mal actionreich wird es – und diese Abwechslung macht die Urban-Fantasy-Geschichtensammlung zu einem wahren Fest.

Briefe vom Weihnachtsmann (J. R. R. Tolkien)

Polarbären, Schnee-Elben und Kobolde – J. R. R. Tolkien schrieb nicht nur über Hobbits, Zwerge und Zauberer und erschuf für seine Mittelerde eine eigene Mythologie. Er befasste sich auch mit einem ganz modernen Mythos. Weil sein Erstgeborener fragte, wer der Weihnachtsmann sei und dieser wohne, begann Tolkien, jährlich Briefe zu schreiben, die angeblich der Feder des Weihnachtsmannes selbst entstammten. Ebenso wie die Illustrationen sind diese Briefe, die im Verlauf von rund zwanzig Jahren entstanden sind, in diesem Buch abgedruckt. In ihnen erzählt der Weihnachtsmann von turbulenten Abenteuern am Nordpol wie etwa dem Verlust seiner Zipfelmütze, Umzugsstress und dem Ärger mit ausgebüchsten Rentieren. Das Büchlein eignet sich wunderbar, um es gemeinsam mit Kindern zu lesen oder daraus vorzulesen.

Krampus (BROM)

Sicher nichts für Kinder ist der Weihnachtsroman des amerikanischen Künstlers BROM. Nachdem sich der vor allem durch seine Illustrationen bekannt gewordene Autor in Der Kinderdieb bereits des Peter-Pan-Mythos’ angenommen hat, erzählt er hier vom blutigen Rachefeldzug des unheimlichen Krampus, in den der vom Leben enttäuschte Musiker Jesse verwickelt wird. Dieser erfährt: Bis vor fünfhundert Jahren galt der Krampus als Herr des Julfestes. Damals wurde er aber vom Heiligen Nikolaus entmachtet und in eine Höhle verbannt. Jetzt ist der Gestürzte bereit, seine Fesseln zu sprengen, und einen Kampf aufzunehmen, dessen Wurzeln bis zurück in die Zeit der germanischen Götter reichen. Und dabei ist ihm jedes Mittel recht.

Winterkind (Lilach Mer)

Lilach Mers Winterkind ist ein bedrückendes, düsteres Wintermärchen im Jahr 1880, das mit Motiven von Schneewittchen spielt: Kurz vor dem Weihnachtsfest kehrt der Glashüttenbesitzer Johann von Rapp mit nichts als einem riesigen Spiegel von der Beerdigung seiner Schwiegermutter zurück. Er ist das letzte Vermächtnis der Toten an ihre Tochter Blanka. Obwohl diese viele Jahre lang keinen Kontakt mehr zur Mutter hatte, fasziniert sie der Spiegel auf beinah magische Weise. Er lässt vergessen geglaubte Erinnerungen und Ängste wieder lebendig werden. In jeder einzelnen Szene deutlich spürbar ist die lauernde Dunkelheit, die erdrückende Schwere frisch gefallenen Schnees und die klaustrophobische Stimmung im Herrenhaus, unter der der Leser fast ebenso sehr leidet wie Blanka selbst. Aber genau das macht diese ungewöhnliche Adaption zu einem so faszinierenden Weihnachtsroman.

Nussknacker und Mausekönig (E. T. A. Hoffmann)

E. T. A. Hoffmanns Novelle gilt als Klassiker der phantastischen Literatur. Das Kunstmärchen inspirierte bereits vor über hundert Jahren eines der weltberühmtesten Ballette überhaupt und Disney letztes Jahr zu seinem Familienfilm Der Nussknacker und die vier Reiche. Die Originalgeschichte kennen die meisten jedoch allenfalls vom Hörensagen. Die Adventszeit bietet die perfekte Gelegenheit, das zu ändern. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Marie, das in der Weihnachtsnacht schockiert beobachtet, wie sowohl sein geliebter Nussknacker als auch eine Spielzeugarmee zum Leben erwacht, um gegen die Diener des furchtbaren Mausekönigs in die Schlacht zu ziehen. Eine alte Schmach und ein schrecklicher Fluch zwingen beide Seiten in einen Krieg. Marie beschließt, dem unterlegen scheinenden Nussknacker beizustehen.

Nussknacker und Mausekönig ist in zahlreichen Ausgaben erhältlich. Wer den Text nur lesen will, bekommt das Taschenbuch bereits für wenige Euro. Wer lieber in der Geschichte schwelgen möchte, für den empfiehlt sich z. B. die von Robert Ingpen illustrierte gebundene Ausgabe.

Christian Handel

Christian Handel bloggt seit 2007 auf seiner Website www.fantasy-news.com über phantastische Themen und liebt Stoffe über starke Frauen, märchen- und mythenhafte Motive und queere Themen. Im Oktober erschien im Drachenmond Verlag die von ihm herausgegebene Kurzgeschichtensammlung "Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln" Die Liebe zur Phantastik haben ihm vermutlich die Brüder Grimm, Hans Christian Andersen & Co. bereits in frühester Kindheit eingeimpft. Zum eingefleischter Urban Fantasy-Fan hat ihn Joss Whedon mit der TV-Serie "Buffy the Vampire Slayer" gemacht. Er arbeitet als Gutachter für unterschiedliche Verlage und moderiert seit 2012 Lesungen und Autorenveranstaltungen. http://www.fantasy-news.com