Fantasy

Funny Fantasy: 5 Alternativen zu Terry Pratchett

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© Janson_G / pixabay

BUCH

 

Christian Endres, 20.10.2017

Natürlich sind die genialen Scheibenwelt-Romane von Sir Terry Pratchett das Maß aller Dinge, wenn es um Funny Fantasy geht, die einen Schmunzeln, Grinsen und Lachen lässt. Doch es gibt abseits von Terry Pratchett(und  Jasper Fforde und A. Lee Martinez) noch ein paar andere fantastische Witzbolde, die man sich zu Gemüte führen kann, um die Laune literarisch zu heben. 

Kiffende Zauberer – „Thraxas“ von Martin Scott

2000 veröffentlichte der schottische Autoren-Punk Martin Millar unter dem Pseudonym Martin Scott den ersten Band mit den Fällen von Thraxas. Der Veteran der Ork-Kriege, der im römisch angehauchten Stadtstaat Turai als versoffener und verfressener Privatdetektiv seinen Lebensunterhalt zu verdienen versucht, bekommt es mit bekifften Zauberern, einer harschen Ork-Elfen-Bastard-Berserkerin als bester Freundin, Hippies und vielem mehr zu tun. Dabei versteht der wenig feinfühlige Thraxas sich ungeachtet seiner Leibesfülle noch immer auf den Umgang mit dem Schwert und scheut sich zudem nie, den Reichen und Mächtigen auf die Füße zu steigen und so lange unangenehme Fragen zu stellen, bis er seinen Fall gelöst hat. Auf diese Weise rumpelt und rempelt sich der sympathische Ich-Erzähler durchs Leben, und manchmal rettet er unterwegs sogar die Stadt. Nach einem World Fantasy Award für den besten Roman des Jahres 2000 und acht grandiosen, wahnsinnig rotzigen, schnippischen und lustigen Bänden endete die Serie 2005 vorerst mit einem fiesen Cliffhanger. Erst Anfang 2013 setzte Millar Thraxas Abenteuer mit E-Books im Eigenverlag fort. Inzwischen druckt er die neueren Bücher ebenfalls via Amazons Selfpublishing-Plattform und liefert im Englischen Sammelbände der frühen Romane. Millars „Die Elfen von New York“ oder „The Goddess of Buttercups and Daises“ darf man sich auch mal ansehen, wenn man seinen Stil mag.

Freunde fürs Leben – „Die Dämonenreihe“ von Robert Asprin

Zugegeben: Die „Myth“-Serie von Diebeswelt-Herausgeber Robert Asprin (1946–2008), die man im deutschsprachigen Raum als „Dämonenreihe“ kennt, ist selbst in ihren besten Momenten weit davon entfernt, hohe Literatur zu sein. Aber wann immer ein neues Buch mit dem in vielen Dingen unbeholfenen Magiker Skeeve, dem Perversen – pardon – Perfekter Aahz, dem Jungdrachen Gliep, den Mafia-Knochenbrechern Guido und Nunzio und der kinnladenfeindlichen Trolldame Tanda erscheint, dann ist das jedes Mal, als würden alte Freunde zu Besuch kommen, die man schon sein Leben lang kennt. Asprin startete die Serie voller Dimensionssprünge und anachronistischer, fantasy-untypischer Gags 1978 und zählt somit zu den Pionieren der humorvollen Fantasy. Zwischendurch gab es wegen seiner Schreibblockaden und Probleme mit der Steuerbehörde eine lange Pause und einige schwache Romane – die guten Teile der Serie sind bereiten dem Fan dafür unendlich viel Freude. Nach den ersten Bänden hat man die Reihe und ihre Helden sowieso dermaßen ins Herz geschlossen, dass man ihnen alles verzeiht. Nach Bob Asprins Tod hat seine langjährige Co-Autorin Jody Lynn Nye, die Ehefrau von Asprins Agent Bill Fawcett, die Serie mit neuen Romanen fortgesetzt.  

Magisches Land – „Xanth“ von Piers Anthony

Noch ein Pionier. Seit 1977 hat der 1934 geborene Piers Anthony mehr als 40 Romane über sein magisches Land Xanth geschrieben – Tendenz weiterhin steigend! In Xanth gibt es Drachen, Oger, Zombies, Gargoyles, Drachen, Magier und vieles mehr, und jeder Mensch verfügt über einen individuellen Zauber oder Zauberspruch. Die Geschichten bieten unheimlich tolle, wilde und vor allem abwechslungsreiche Funny Fantasy, in der die gängigen Genre-Tropen oft gegen den Strich gebürstet werden. Die Erwartungshaltung von Xanth-Lesern ist, von altbekannten Figurentypen der Fantastik und des Märchens überrascht zu werden. Leider wurde gerade mal die Hälfte der erfrischenden Xanth-Bücher ins Deutsche übertragen, und das ist schon eine ganze Weile her. Ziemlich schade, denn Anthonys herrlich vielfältige und mit abenteuerlichen Genre-Durchkreuzungen gespickte Serien gehört zu den großen Klassikern des fantastischen Feldes. Aber da befinden sich Anthony und Xanth letztlich in erschreckend guter Gesellschaft, denn auch Glen Cooks ähnlich bunte und musterbrechende Serie „Die Rätsel von Karenta“ erscheint auf Deutsch seit Längerem nicht mehr, soll hier aber zumindest erwähnt werden.

Fantasievolle Fabulierfreude – „Zamonien“ von Walter Moers

Sagt man den Deutschen eigentlich noch immer nach, dass sie keinen Humor haben? Na, nicht so wichtig. Leser besonderer Fantasy – und nicht nur die – haben ja Walter Moers. Ob der öffentlichkeitsscheue Bestsellerautor aus Deutschland nun ein einsames Genie, ein Autorenkollektiv oder eine künstliche Intelligenz ist, spielt ebenfalls keine Rolle. Und ob der Kontinent Zamonien an sich oder seine Bewohner der Star sind, darüber ließe sich jetzt vorzüglich streiten, ohne dass es für den Genuss der irre erfolgreichen Geschichten von Belang wäre. Es zählen einzig und allein der Sprachwitz, der Humor, die Details und die schiere Fabulierfreude der illustrierten Zamonien-Romane um „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“, „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“, „Die Stadt der träumenden Bücher“ und das frisch erschienene „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“. Übrigens sind Blaubär und Co. ein Exportschlager der deutschen Fantastik – seine fantasievollen Feuerwerke werden selbst ins Englische und ins Chinesische übersetzt.

Ohne Ballaststoffe – „Prinz Charming“ und Co. von John Moore

Der 1959 geborene Amerikaner John F. Moore veröffentlichte ab Ende der 80er Kurzgeschichten in diversen US-Magazinen, 1993 folgte sein erster Roman „Hauen & Stechen“ über die gar nicht so märchenhaft verlaufende Queste des mustergültigen Prinz Charming. Kurzum: Eine vergnügliche Fantasy- und Märchen-Parodie ohne Tiefgang und sonstige Hindernisse, und an manchen Tagen genau das Richtige. Nach dem Jahrtausendwechsel folgten weitere Einzelromane wie „Blödprinz Charlie“ und „Nur Drachen leben länger“, die man guten Gewissens als leichtherzige, komplett ballaststoffarme Snacks für zwischendurch bezeichnen kann, obwohl man es auch gut bei „Hauen & Stechen“ belassen könnte (und die Pratchett-Vergleiche der Klappentexte ignorieren muss, wie üblich). John Moores neuere Romane schafften es nicht mehr über den großen Teich. Eine gute Alternative zu Prince Charming und dem Rest des unterhaltsamen Moore’schen Ensembles findet sich in „Das Regenbogenschwert“ von Simon R. Green, wobei die Bücher der Serie um Falk und Fischer und den Dämonenkrieg wesentlich mehr düstere Momente haben.