Science Fiction

Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten (Teil 3 von 4)

Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten (Teil 3 von 4)

TOR Team, 15.03.2019

Weiter geht's mit Teil 3 der 100 besten Science-Fiction-Romane aller Zeiten (Titel 51 bis 75). Die Liste stellt kein Ranking dar. Weitere Teile der Serie hier: 

Zur Auswahl von "Die 100 besten Science-Fiction-Bücher aller Zeiten" auf Tor Online: Innerhalb von zwei Wochen reichten 219 Teilnehmer 1099 Nominierungen ein, die sich auf insgesamt 450 verschiedene Titel verteilten. Aus diesen 450 Bücher hat eine sechsköpfige Jury (drei Frauen, drei Männer) ihre 100 Favoriten ausgewählt. 

Die Nummern vor den Titeln stellen keine Platzierungen und kein Ranking dar, sondern dienen nur zur Orientierung!

#51 Die linke Hand der Dunkelheit (Der Winterplanet) - (The Left Hand Of Darkness, 1969)

Der Roman handelt von dem Botschafter Genly Ai, der auf einer fremden Welt zunächst am Verständnis der ihm unbekannten Kultur scheitert und sich auf die Flucht begeben muss. Begleitet wird er auf von einem Einheimischen, zudem er eine starke emotionale Bindung aufbaut. Ein Roman über gesellschaftliche Normen und Tabus, über Geschlecht und dessen Fluidität und über Freundschaft. Hat sowohl den Hugo als auch den Nebula Award gewonnen und ist neben Freie Geister wohl Le Guin bekanntester und renommiertester Roman. Spielt ebenfalls im Hainish-Universum.

#52 Frankenstein oder Der moderne Prometheus - Mary Shelley (Frankenstein or The Modern Prometheus, 1818)

Dieses durchaus auch dem Schauerroman zuzuordnende Buch, geschrieben von der nur 21-jährigen Mary Shelley, gilt vielen als die Geburtsstunde der Science Fiction. Die Geschichte um den ehrgeizigen Wissenschaftler Victor Frankenstein, der den Tod besiegen möchte, behandelt bereits früh die Frage, ob und welche Grenzen die Wissenschaft nicht überschreiten sollte, und welch grausame Folgen es haben könnte, wenn sie es doch tut.

#53 Auf zwei Planeten - Kurd Laßwitz (1897)

Der große Klassiker der deutschsprachigen Science Fiction, erschienen 1897, über die Begegnung von Erdlingen und Marsmenschen, die in einer Gesellschaft leben, die keinen Krieg mehr kennt. Heutzutage etwas antiquiert zu lesen, historisch aber überaus interessant.

#54 Krieg der Welten - H. G. Wells (The War of the Worlds, 1898)

Die Mutter aller Alien-Invasionsromane. Weil ihre eigenen Ressourcen schwinden, planen die Marsianer eine Invasion der Erde, um sie auszubeuten, und schicken deshalb dreibeinige Kampfmaschinen, gegen die die Menschheit machtlos ist. Gegen Ende gibt es dann noch eine interessante Pointe. Wells hält den Menschen hier den Spiegel vor, denn das Verhalten der Marsianer entspricht dem Jahrtausende alten Verhalten der Menschheit, und der westliche Leser erhält Gelegenheit, sich in die Position eines ausgebeuteten und eroberten Volkes zu versetzen. Für besonderes Aufsehen sorgte 1939 in den USA die Hörspielumsetzung von Orson Welles, da viele Zuhörer dachten, sie würden eine Live-Reportage hören und es fände tatsächlich eine Invasion statt.

#55 Auslöschung - Jeff VanderMeer (Annihilation, 2014)

Außergewöhnlicher und ungewöhnlicher SF-Roman, der sich an der Grenze zur Weird Fiction bewegt und an Klassiker wie Picknick am Wegesrand erinnert. In einer fremdartig veränderten Umgebung namens Area X spielend, in der vier namenlose Wissenschaftlerinnen, die Biologin, eine Anthropologin, eine Landvermesserin und eine Psychologin auf Erkundung begeben und an die Grenzen der Natur und ihrer Wahrnehmung stoßen und diese überschreiten. Lebt von seiner dichten, bedrückenden Atmosphäre und den faszinierenden Landschaftsbeschreibungen. Auftakt zur Southern-Reach-Trilogie, die auf einen Schlag veröffentlicht wurde.

#56 Blade Runner (Träumen Androide von elektrischen Schafe) - Philip K. Dick (Do Androids Dream Of Electric Sheep, 1968)

Wer die ikonische, bahnbrechende und enorm einflussreiche Verfilmung von Ridley Scott kennt, mit Harrison Ford als Rick Deckard, der wird sich bei Lektüre des Buches verwundert die Augen reiben, ob der zahlreichen Abweichungen. Nach Motiven von Philip K. Dick würde wohl besser passen. Was die Buchvorlage aber in keiner Weise abwertet, bei der die Themenschwerpunkte einfach woanders liegen. Die ganze Geschichte um den Fernsehunterhalter Buster Freundlich und die Ersatzreligion des Mercerismus fehlt im Film. Rick Deckard ist dort nicht so ein Jammerlappen, dem es nur darum geht, das elektrische Schaf auf dem Dach durch ein echtes zu ersetzen. Der Roman ist viel mehr ein nachdenkliches Werk über Psychiatrie und Geisteskrankheiten, und die Frage danach, was Wahn/Illusion und was Wirklichkeit ist.

#57 Die drei Sonnen - Cixin Liu (三體 / 三体, 2008)

Der Science-Fiction-Bestseller der Stunde, der unter anderem durch die Empfehlung Barack Obamas zu einem Boom an chinesischer SF führte und eine originelle Idee zum Erstkontakt mit der chinesischen Kulturrevolution und ihren Folgen mischt. Denn wie die Trisolarier hier gedenken, die Menschheit zu erobern, hat man auf diese Weise noch nicht gelesen, auch wenn das teilweise in einer seichten Actionthrillerhandlung mit flachen Figuren untergeht.

#58 Enders Spiel - Orson Scott Card (Ender’s Game, 1985)

In einer düsteren Zukunft gerät der junge, hochbegabte Ender in ein militärisches Ausbildungsprogramm, bei dem er für den Kampf gegen die sogenannten Krabbler - eine außerirdische Rasse, mit der die Menschheit seit einiger Zeit im Krieg liegt - ausgebildet werden soll. Dabei tut er sich als besonders talentiert hervor und erlebt bei der Abschlussprüfung eine böse Überraschung. Ein vielschichtiger Bildungsroman voller philosophischer und ethischer Fragen, der zu seiner Zeit als provokant galt und bis heute nichts an Aktualität und Brisanz verloren hat.

#59 Expanse-Reihe - James A. Corey (2011 - )

Die auf neun Bände (zwei fehlen noch) angelegte Serie vom Autorenduo Daniel Abraham und Ty Franck - die als James A. Corey firmieren - beginnt mit Leviathan erwacht und dürfte den meisten vor allem durch die gelungene Serienumsetzung bekannt sein. Erzählt wird von einer Zukunft, in der die Menschheit das Sonnensystem besiedelt hat und dort hauptsächlich Rohstoffe abbaut, was zu einer stark ausgeprägten Klassengesellschaft führt, die an Großbritannien während der industriellen Revolution erinnert. Hinzu kommen politische Intrigen und Kriege zwischen der Erde, dem Mars und weiteren zwielichtigen Fraktionen.

#60 Fahrenheit 451 - Ray Bradbury (1953)

Der große Klassiker von Ray Bradbury über eine totalitäre Zukunft in der Bücher verboten sind und unter anderem von Feuerwehrmann Guy Montag bei einer Temperatur von 451 Grad Fahrenheit verbrannt werden, damit auch ja keiner auf die Idee kommt, selbständig zu denken. Nach einem traumatischen Erlebnis will er aber selbst herausfinden, was es mit diesen Büchern auf sich hat. Ruhig gehalten wird das Volk mit Videoleinwänden und Drogen. Erschienen 1953, verfilmt 1966 von François Truffaut diente das Buch vielen Dystopien als Vorbild, zuletzt wurde es 2018 von HBO weniger gelungen adaptiert.

#61 Schöne neue Welt - Aldous Huxley (Brave New World, 1932)

Der große Dypstopie-Klassiker neben 1984, allerdings schon 17 Jahre zuvor 1932 erschienen. Aldous Huxley schildert eine Welt, in der Embryonen und Föten manipuliert werden (mit Blick nach China gerade wieder topaktuell), die Gesellschaft in Kasten unterteilt sind und Übermenschen verehrt werden. Er stellt den Wunsch nach Utopie infrage, indem er mit totalitären Methoden eine funktionierende Gesellschaft entwirft, in der totale Kontrolle nicht durch Gewalt ausgeübt und die Vergangenheit in der Kultur ausgelöscht wird. Ein Roman, der nichts von seiner Brisanz verloren hat.

#62 Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug - Kurt Vonnegut (Slaughterhouse-Five, or The Children's Crusade: A Duty-Dance with Death, 1969)

In Schlachthof 5 verarbeitet Kurt Vonnegut seine Erlebnisse als Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg während der Bombardierung Dresdens, indem er seine Hauptfigur Billy Pilgrim aus diesem alptraumhaften, realistischen Szenario plötzlich auf eine phantastische Reise schickt, die ihn verschiedene Stationen seines Lebens besuchen lässt, bis er von Außerirdischen entführt und mit einer Frau zusammen in deren Zoo ausgestellt wird. Metafiktion, die es dem Autor ermöglicht, ein traumatisches Erlebnis aus seinem Leben mittels phantastischer Elemente zu schildern und zu verarbeiten. Ein hervorragendes Beispiel für die Kraft phantastischer Literatur.

#63 Bedenke Phlebas - Iain M. Banks (Consider Phlebas, 1987)

Mit Bedenke Phlebas legte der schottische Autor Iain M. Banks 1987 seinen ersten Roman im danach berühmt gewordenen Kultur-Universum vor, das eine der wenigen positiven gesellschaftlichen Zukunftsentwürfe in der relativ jüngeren Science Fiction vorstellt. Eine Welt bzw. Welten, in der die Menschheit die Verantwortung an künstlichen Intelligenzen abgegeben hat und in der Kultur behütet und glücklich lebt. Dabei beginnt der Zyklus in Bedenke Phlebas, anders als der sperrige Titel suggeriert, mit krachender Action und einem großen Krieg, den die Idiraner gegen die Kultur führen. Trotz der leichten Action und des unterhaltsamen Verlaufs legt Banks mit diesem Roman den Grundstein für sein umfassendes und gut durchdachtes Kultur-Universum, das später noch mit einigen weitaus experimentelleren und anspruchsvolleren Romanen aufwarten kann. Und eine nette Pointe bezüglich des Krieges gibt es auch noch.

#64 Blumen für Algernon - Daniel Keyes (Flowers for Algernon, 1966)

Mit Blumen für Algernon hat der Psychiater Daniel Keyes seine Kurzgeschichte über den geistig behinderten jungen Charly zum Roman ausgearbeitet und erzählt die tragische Geschichte eines einfachen Mannes, der nach einer Operation immer intelligenter und schließlich zum unerreichten Genie wird. Diese Entwicklung spiegelt sich im Schreibstil des Ich-Erzählers Charly wieder, der anfangs noch eine simple Sprache voller Rechtschreib- und Grammatikfehler verwendet, nach der OP aber zusehends sicherer wird und schließlich sogar in anspruchsvollen, komplexen Sätzen schreibt. Die Tragik seines Schicksals liegt zum einen darin, wie sein Umfeld auf den immer schlauer werdenden Charly reagiert, aber auch, wie er damit umgeht und wie sich die Maus Algernon entwickelt, an der die Operation zuerst getestet wurde und an deren Verhalten Charly sehen kann, was ihm bevorsteht. Es gibt nur wenige SF-Romane, die so zu Herzen gehen und einen auf eine solch emotionale Achterbahnfahrt mitnehmen.

#65 Dangerous Visions - Hrsg. Harlan Ellison (1967)

Kultromane und Klassiker gibt es in der Science Fiction viele, und auch denkwürdige und bahnbrechende Kurzgeschichten. Aber Anthologien laufen meist unter dem Radar der breiten Leserschaft, vor allem hier in Deutschland, wo kaum jemand Kurzgeschichten liest, und inzwischen leider auch kaum noch welche übersetzt werden. Fragt man SF-Experten nach der einen Anthologie, die nachhaltigen Einfluss auf das Genre hatte, dürften die legendären Dangerous Visions herausgegeben von Harlan Ellison am häufigsten genannt werden. Mit den 1967 in dieser Sammlung veröffentlichten und extra dafür verfassten Kurzgeschichten zahlreicher namenhafter Autoren wollte Ellison nicht weniger, als die Grenzen des Genres sprengen und neue mutige und gewagte Pfade beschreiten.

#66 Dhalgren - Samuel R. Delany (1975)

Sicher eines der sperrigsten und am schwersten zugänglichen Werke auf dieser Liste, aber auch eines der faszinierendsten. Ein surrealistischer Trip durch eine postapokalyptische Welt, in der die Stadt Bellona durch eine nicht näher definierte Katastrophe vom Rest der Welt abgeschnitten ist. Der namenlose Kid kommt in die Stadt und wird auf Notizbücher aufmerksam - die von einigen Menschen gelesen werden -, auf deren erster Seite immer wieder nur das Wort Dhalgren steht. Von der Kritik wird Dhalgren teils mit James Joyces Ulysses verglichen, es gibt keinen Spannungsbogen, keinen roten Faden in der Handlung, dafür Bezüge zu Homer.

#67 Das Orakel vom Berge - Philip K. Dick (The Man in The High Castle, 1962)

Dank der Amazon-Serienadaption dürfte dieser Alternativweltroman von Philip K. Dick vielen inzwischen auch unter dem Originaltitel The Man In The High Castle bekannt sein. Die Nazis haben den Krieg gewonnen und teilen sich die Herrschaft über die USA mit Japan. Im Jahr 1962 stoßen einige der Protagonisten auf das verbotene Buch Die Plage der Heuschrecke, in der die Geschichte anders verlaufen ist und die Alliierten  über die Achsenmächte siegten. Geschickt spielt Dick in seinem wohl geradlinigsten Roman mit dem Thema alternativer Geschichte und malt ein Schreckensszenario einer vom Faschismus beherrschten Welt aus, wobei sein Fokus auf einer Handvoll Figuren liegt und ihrem Widerstand gegen das System. Ein Buch, das durchaus Hoffnung gibt. Inspiriert von Ward Moores Der große Süden, war Das Orakel vom Berge 1963 eine der ersten Romane über einen Sieg Nazideutschlands.

#68 Einsatz der Waffen - Iain M. Banks (Use of Weapons, 1990)

Der dritte Roman aus Banks’ Kulturzyklus ist ein echtes Kunststück, erzählt er doch die Geschichte in zwei Handlungssträngen, von denen sich einer chronologisch vorwärts bewegt, der andere chronologische rückwärts, in alternierenden Kapiteln. Es geht um die dunklen Seiten der eigentlich utopistisch geprägten Kultur, in der hinter den Kulissen Schmutzarbeit erledigt werden muss, die von den hedonistisch herangewachsenen Bürgern der Kultur kaum verrichtet werden kann. Weshalb man auf Söldner von außerhalb zurückgreift. Söldner wie Cheradenine Zakalwe, dessen Geschichte hier aus zwei verschiedenen Richtungen auf der Zeitlinie erzählt wird.

#69 Foundation-Trilogie - Isaac Asimov (Foundation, 1951)

Vielschichtige Figuren und vor allem Frauen gehörten nicht zu Asimovs Stärken, er hatte eher das große Ganze im Blick. Und ein viel größeres Ganzes als Der Tausend-Jahre-Plan, mit dem die ursprüngliche Foundation-Trilogie 1951 begann und mit dem Protagonist Harry Seldon auf Basis seiner Psychohistorik dem Zerfall des galaktischen Imperiums und dem Untergang der Menschheit entgegenwirken will, kann es kaum geben. Dazu dient ihm die Foundation, in der das gesamte Wissen der Menschheit gesammelt werden soll, damit nach dem Zerfall des Imperiums daraus ein neues gestärktes hervorgehen kann. Nur wenige SF-Werke dieser Zeit nahmen solch epische Ausmaße an und behandelten die Zukunft der Menschheit so umfassend und vorausschauend.

#70 Freie Geister (Planet der Habenichtse, die Enteigneten) Ursula K. Le Guin (The Dispossessed, 1974)

In ihrem wohl berühmtesten Roman Freie Geister - der auch außerhalb der Science-Fiction-Szene für Aufsehen sorgte und unter anderem den National Book Award gewann - beschreibt Ursula K. Le Guin zwei utopische/dystopische Gesellschaften: Eine anarchisch sozialistische auf dem Mond Annares, auf dem es offiziell keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, was aber an der Realität des menschlichen Miteinanders scheitert. Und die kapitalistisch dekadente Gesellschaft von Uras, die sich in Reich und Arm unterteilt und die Armen unter erbärmlichen Verhältnissen leben, während die Reichen im Luxus schwelgen und ihre Frauen als reine Sexualobjekte betrachten. Für seine Erscheinungszeit stellt Freie Geister einen bahnbrechenden SF-Roman dar, der nicht nur Kapitalismuskritik liefert, sondern vor allem die traditionellen Rollenbilder von Mann und Frau in unserer Gesellschaft infrage stellt und für die damals eher bieder und prüde angelegte Science Fiction unkonventionelle Ideen reflektiert.

#71 Fremder in einer fremden Welt - Robert Heinlein (Stranger in a Strange Land, 1961)

Über den auf dem Mars gestrandeten und verwaisten Sohn zweier Wissenschaftler, der von Marsianer aufgezogen wurde und nach vielen Jahren auf die Erde zurückkehrt, die ihm wie eine fremde Welt erscheint und die er mit seinen mentalen Kräften und durch die Gründung einer Kirche in Tradition der Erweckungsbewegungen zum Besseren verändern möchte. Ein Roman, der viele gesellschaftliche Normen hinterfragt, allerdings ein mehr als fragwürdiges Frauenbild transportiert und homophobe Tendenzen aufweist. Erhielt 1962 den Hugo Award, obwohl der Roman auf Druck des Verlegers nur in einer stark gekürzten und, vor allem in Hinblick auf "anstößige Szenen", entschärften Fassung. Die ungekürzte Ausgabe erschien erst 1991 posthum. Heinlein sah die Erfindung des Wasserbetts voraus und sein Begriff "to grok" ging in den englischen Sprachgebrauch ein.

#72 Der futurologische Kongress - Stanislaw Lem (Kongres futurologiczny, 1971)

Einer der berühmten Romane der polnischen Science-Fiction-Legende Stanislaw Lem, über den Raumfahrer Ijon Tichy, der am "Achten Futurologischen Weltkongress" in Nounas, der Hauptstadt Costricanas teilnimmt, auf dem die Überbevölkerung thematisiert wird, während im gleichen Hotel parallel ein Nudisten-Kongress stattfindet. Nach Einsatz psychotroper chemischer und konventioneller Waffen seitens der Militärdiktatur gerät Tichy in ein aberwitziges LSD-mäßiges Abenteuer auf einer fremden Welt. Ein reflektierender Roman über das, was Wirklichkeit ist und wie sie sich im Kontext zu unserer Wahrnehmung konstituiert.

#73 Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes - Ted Chiang

Eine Kurzgeschichtensammlung, die es wahrlich verdient hat, auf dieser List zu landen, da der ausschließlich in der Kurzform tätige amerikanische Autor Ted Chiang zu den Größen des Genres gehört und zeigt, dass originelle, außergewöhnlich und höchst anspruchsvolle Science Fiction auch in der Kurzgeschichtenform möglich ist. Sein Output ist gering, die Wirkung seiner perfektionierten Werke umso größer. Die in dieser Sammlung vertretene Geschichte deines Lebens wurde kürzlich sehr erfolgreich unter dem Titel Arrival verfilmt.

#74 Die lange Erde - Stephen Baxter und Terry Pratchett (The Long Earth, 2012)

So um 2010 rum taten sich der Großmeister der lustigen und hintergründigen Fantasy Terry Pratchett und Stephen Baxter, einer der aktuell wohl besten Hard-SF-Autoren (auf einer Scheibenwelt-Convention!) für eine Romanreihe  zusammen, in der es - ähnlich wie in der TV-Serie Sliders - um parallele Versionen unserer Erde geht. "Und plötzlich kommt ein Buch daher, das einen wieder daran erinnert, wie es war, als man begonnen hat, Science Fiction zu lesen und sich mit verhältnismäßig einfachen Mitteln bereitwillig in fremde Welten entführen zu lassen", schreibt Juror Josefson in seiner Besprechung.

#75 Ich, der Robot - Isaac Asimov (I Robot, 1950)

In diesem Buch fügt Isaac Asimov neun seiner Kurzgeschichten durch eine ergänzte Rahmenhandlung zu einem Roman über die philosophischen, ethischen, moralischen aber auch praktischen Aspekte des Zusammenlebens mit Robotern zusammen. Mit seinen drei Robotergesetzten aus der Geschichte Runaround definierte er den zukünftigen Umgang der Menschheit mit Robotern (auch außerhalb der SF im realen Leben):
   
1.Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit (wissentlich) zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
   
2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
  
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.