Science Fiction

Buchtipps aus dem Otherland Dezember 2023: Science Fiction

Coverausschnitt "Der fünfte Kopf des Zerberus". Schwarze Zeichnung eines auf dem Kopf stehenden Hauses mit zwei Stockwerken und spitzen Dächern, entgegengesetzt ein Baum auf der Unterseite des Hauses nach oben.

Otherland, 06.12.2023

Regelmäßig gibt euch das Team der Berliner Fantasy- und Science-Fiction-Buchhandlung Otherland Tipps zu den interessantesten neuen Büchern aller Verlage.

Gene Wolfe | Der fünfte Kopf des Zerberus

Carcosa: €22

Zweier Dinge bin ich mir extrem sicher, auch wenn mein Wissen über Gene Wolfe im Allgemeinen etwas vage geworden ist. Erstens, dass mich die Lektüre von seinem Book of the New Sun extrem geflasht hat und ich den Vierteiler in die Top Ten meiner Lieblingsfantasybücher aufnehmen würde.

Zweitens, dass ich The Fifth Head of Cerberus vor vielen Jahren auch mal gelesen habe und ebenfalls sehr beeindruckt war.

Leider weiß ich überhaupt nicht mehr, um was es in dem Buch ging. Hängen geblieben ist bei mir lediglich, dass es ein toller, schmaler SF-Roman war. Wer also wissen möchte, was mich vor ca. 20 Jahren an dem Werk so begeistert hat, und nicht auf die englische Ausgabe zurückgreifen mag, der*die kann das nun mit dieser Neuübersetzung herausfinden. Aber es gibt bestimmt noch viele weitere und weitaus bessere Gründe, dieses Buch zu lesen! [Simon]

Sin Blaché & Helen McDonald | Prophet

Hanser: €25

Helen McDonald dürfte durch ihren Roman H wie Habicht manchen ein Begriff sein; nun hat sie zusammen mit der in Irland lebenden Musikerin und Autorin Sin Blanché einen gemeinsamen Roman veröffentlicht. Prophet ist ein Science-Fiction-Thriller, in dem unsere liebsten Erinnerungen als Waffe gegen uns eingesetzt werden.

Nostalgische Mementos vergangener Tage, ein amerikanischer Diner, Spielzeuge, Karussells, tauchen wie aus der Vergangenheit hergebeamt auf, gefolgt von den ersten Leichen. Zwei ungleiche Investigatoren, der Ex-Militär Adam Rubenstein und der chaotische, intuitiv begabte Sunil Rao ermitteln.

J.G Ballard | Die Flut

diaphanes: €18

Sehr tagesaktuell schilderte uns der große Ballard schon 1962 eine Welt, die ihren Schutzmantel gegen die Sonneneinstrahlung verliert, woraufhin die Temperaturen massiv ansteigen und die Polkappen schmelzen: willkommen in der Flut.

Der Wissenschaftler Dr. Kerans sitzt im 10. Stock eines Luxushotels im überfluteten London, um zu kartographieren, was vom Land noch übrig ist. Und dann wäre es kein echter Ballard, wenn nicht noch eine ganz andere Ebene ins Geschehen Einzug hielte: Europa auf seinem Weg zur Dschungelwerdung bevölkert sich mit Alligatoren, Moskitos und Leguanen, während die veränderten Umweltbedingungen und Sonnenstürme bei den verbliebenen Menschen seltsame Träume auslösen. Die Menschheit beginnt, sich rückwärts zu entwickelt, eine Reise ins Innere anzutreten, einer imaginären Urzeit entgegen. [Caro]

Angela & Karlheinz Steinmüller| Vorgriff auf das Lichte Morgen

memoranda: €22.9

Ein Ausflug in die Science Fiction der DDR ist ein lohnender! Schnell kann man sich verlieren, wenn man sich in unserem Antiquariat in den DDR-Kisten vergräbt, von den andersartigen Covers und Innenillustrationen berauscht und von den Klappentexten angesogen, weiß man gar nicht, welches man zuerst lesen soll.

Als perfekte Begleitlektüre bietet sich der frisch erschienene Essay-Band der Steinmüllers an, hier erfahren wir alles über die Kultur, Geschichte, Technik und Gesellschaft in der die utopischen Erzählungen der so genannten „Aufbaujahre“ der DDR entstanden sind.

Ursula K. Le Guin | Immer nach Hause

Carcosa: €48

Weniger ein Roman als vielmehr eine Zusammenstellung von kürzeren Geschichten, Gedichten, anthropologischen Aufzeichnungen, Mythen und bildlicher Kunst, welche zusammen die Lebensrealität der Kesh beschreiben, eines Volkes welche nach einer gigantischen Katastrophe in Nordkalifornien in der fernen Zukunft gelebt haben werden könnte.

Von den Fehlern ihrer apokalyptischen Vorgänger lernend, und den Weisheiten, Sagen und Mythen deren Vorgänger achtend, haben die Kesh eine ganz eigene, auf behutsame Nachhaltigkeit aufgebaute, Kultur entwickelt, in welche diese "Archäologie der Zukunft" den Leser einlädt.

Unfassbarerweise hat es fast 40 Jahre gedauert bis Le Guins Meisterwerk Always Coming Home nun endlich erstmals auf Deutsch übersetzt wurde. Aber vielleicht gut so denn bei dieser Ausgabe wurde anscheinend alles richtig gemacht, und die vollständige "Library Of America" Edition als Vorlage genommen, mit dem vollständigen Text der Novelle "Gefährliche Leute" und einigen weiteren Essays, die den Genuss dieses Kunstwerks noch einmal erheblich steigern. Ein essentieller Bestandteil jeder ernsthaften Science-Fiction-Sammlung, würde ich sagen (und zudem ein verdammt hübsches Buch, innen wie außen). [Marc]

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