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1W10 TIPPS FÜR EINE GUTE SPIELLEITUNG

1W10 TIPPS FÜR EINE GUTE SPIELLEITUNG
© pixabay/cocozi

Christoph Harbebusch, 22.06.2023

Fantasy-Autor Christoph Hardebusch (alias Franigo Rolls) möchte Anfänger*innen die Angst davor nehmen, eine Pen-&-Paper-Rollenspielrunde zu leiten. In diesem Beitrag gibt er zehn Tipps dazu.

He, du. Ja, genau, du. Du hast coole Ideen für eine Pen & Paper-Runde, aber traust dich nicht, zu leiten? Erscheint dir die Hürde für die erste eigene Spielrunde viel zu hoch? Dann bist du hier richtig, denn ich möchte dir sagen: Tue es einfach. Leite eine Runde, spiele den OneShot, starte eine Kampagne. Du kannst das!

Tipps für Pen & Paper gibt es wie Sand am Meer. Auch wenn es um das Leiten von Runden geht. Viele sind sehr spezifisch und auf bestimmte Probleme bezogen, oder geben konkrete Tipps und Tricks. Ich möchte jedoch einfach ein paar generelle Gedanken aufschreiben, von denen ich mir gewünscht hätte, dass sie mir jemand mit mir geteilt hätte, als ich die ersten Male geleitet habe.

Die Reihenfolge ist keine Gewichtung, sondern ausgewürfelt!

"Das hier ist kein Listicle sondern eine Tabelle mit Zufallstipps!"

1. Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation

Pen & Paper ist ein kommunikatives, kollaboratives Hobby. Aber nicht nur innerhalb des Spiels ist Kommunikation wichtig, sondern auch außerhalb. Deshalb ist eine Session Zero so wichtig. In einer Session Zero wird im Vorfeld alles besprochen, was wichtig sein könnte, von organisatorischen Aspekten wie Regelmäßigkeit über den Ton der Runde bis hin zu den No Gos. Eine Session Zero ist das Paradebeispiel für sinnvolle Kommunikation. Falls du nicht sicher bist, was eine Session Zero ist, kann du dieses Video von Mit Vorteil ansehen.

Aber Runden verändern und entwickeln sich und sind keine statischen Konstrukte. Deshalb sollte man immer wieder mal nachhorchen, wie die Runde läuft, ob alle zufrieden sind und ihren Spaß haben.

Offene und klare Kommunikation ist der Schlüssel zu einem tollen Spielerlebnis. Sprich deine Erwartungen aus, höre dir die deiner Gruppe an. Klar, Kritik kann unangenehm sein, aber ein gesunder Umgang damit ist nicht nur fürs Pen & Paper wichtig.

Pen & Paper kann auch sehr emotional werden. Hin und wieder kann die Grenze zwischen Charakter und Mensch verschwimmen. In solchen Situationen ist gute Kommunikation besonders wichtig.

Ich kann den Wert von guter Kommunikation nicht überbewerten.

2. Mach dir keinen Kopf

Das klingt vielleicht kontraproduktiv, weil sich so viel beim Pen & Paper im Kopf abspielt, aber was ich sagen will, ist simpel: Stress dich nicht.

Du wirst Fehler machen. Dinge werden schieflaufen. Du wirst Regeln vergessen. Kampagnen werden entgleisen oder einschlafen. Das Leben wird euch dazwischenfunken. Du kannst weder für alle Eventualitäten planen, noch kannst du alles abfangen.

Aus Fehlern kann man lernen. Das Ende einer Kampagne kann der Beginn einer neuen sein. Pen & Paper ist ein langfristiges Hobby. Du machst deine Erfahrungen, und gehst gestärkt durch sie in die nächste Runde.

3. Spiel, worauf du Lust hast

Klar, alle spielen gerade dieses heiße neue System. Aber wenn es dich nicht anspricht, wirst du damit nicht glücklich werden. Zum Glück leben wir in einem Pen & Paper-Schlaraffenland. Noch nie gab es so viele Systeme, Settings, Möglichkeiten. Ein wunderbares Sammelsurium an Spielstilen. Finde heraus, was dich anspricht. Und nicht wundern, sollte sich das im Lauf der Zeit ändern.

Natürlich musst du dabei bedenken, dass der Rest der Gruppe auch Spaß haben muss. Da kommt wieder die Kommunikation ins Spiel. Wenn du für etwas brennst, ist es leichter, andere mit dem Feuer anzustecken!

Aber als SL hat man im Zweifelsfall die meisten Berührungspunkte mit Regeln, Setting, Style und den ganzen anderen, weniger greifbaren Aspekten eines Systems oder einer Runde. Deshalb sollte man auch Lust darauf haben, denn sonst wird aus Spaß schnell Pflicht.

4. Du musst das Rad nicht neu erfinden

Pen & Paper blickt auf eine circa fünfzigjährige Geschichte zurück - gemeinsames Geschichtenerzählen gibt es natürlich schon viel länger! Aber seit den Anfängen des klassischen Rollenspiels in den 70ern hat sich einiges getan. Es wurde viel Erfahrung und Wissen angehäuft, neue Wege beschritten, neue Horizonte entdeckt.

Du musst das nicht alles selbst neu entdecken. Wir stehen auf den Schultern von Giganten. Suche dir im Netz Ratgeber, die deinem / eurem Spielstil entsprechen und lass dich inspirieren (siehe dazu auch Nummer 5)

Am Ende dieses Artikels findest du ein paar Links, die hilfreich sein könnten.

5. Sei offen für Neues

Ein simpler Rat, aber gar nicht so einfach umzusetzen. Gerade wenn man schon einige Erfahrung hat, kann man schnell in einen gewohnten Trott verfallen. Ich selbst bemühe mich, auch mit über dreißig Jahren Erfahrung als Spielleiter neue Ideen und Wege zu erkunden. Damit meine ich keineswegs nur neue Systeme oder Welten, sondern auch neue Spielstile, neue Regelideen, neue Facetten unseres wunderbaren, faszinierenden, schillernden Hobbys.

Vielleicht bleibt etwas davon hängen. Eine coole Idee, eine feine Regel, ein neues Design, das Spaß macht, spannende NSCs, Teile eines Abenteuers, ein paar Ansätze für solche. Nimm dir davon mit, was dir gefällt (siehe Nummer 4).

Im Laufe der Zeit wird dein SL-Werkzeugkoffer immer besser gefüllt werden.

6. Verlass dich auf die Kreativität deiner Gruppe

Du musst nicht alles ohne Unterstützung machen. Eine Runde zu leiten ist keine Herkulesaufgabe, die nur du allein bewältigen kannst. Ihr erzählt gemeinsam eine Geschichte, spielt zusammen. Natürlich hat die SL in den meisten Runden eine Sonderrolle, aber das muss nicht bedeuten, dass man allein für die Unterhaltung zuständig ist. Im Gegenteil, einige der besten Sitzungen in meinen Erinnerungen bestanden hauptsächlich daraus, dem Rest der Gruppe zuzuhören und -zusehen.

Das gilt nicht nur für die Geschichte, die ihr erzählt. Falls dir organisatorische Aspekte nicht leichtfallen, wie zum Beispiel die Terminfindung, dann kannst du sie auslagern. Zögere nicht, um Hilfe zu bitten. Dann kannst du dich auf die Teile konzentrieren, die dir Spaß machen, und die Runde wird automatisch besser!

7. Finde deine Komfortzone

Wie beim Spielstil gibt es bei vielen Aspekten des Spielleitens unterschiedliche Ausprägungen. Sei es Vorbereitung, die Länge von Kampagnen, die Art von Regelsystemen, oder deren Mix. Du musst für dich herausfinden, was dir gefällt, womit du dich wohl fühlst.

Wie in Nummer 5 beschrieben, der beste Weg dahin ist, Sachen auszuprobieren. Spiel weiter, was dir gefällt & lass den Rest hinter dir. Es ist kein persönliches Versagen, wenn man etwas nicht mag. Pen & Paper ist vielfältig, es ist sehr wahrscheinlich, dass nicht jede Richtung was für dich / euch ist.

8. Achte auf dich selbst

Pen & Paper kann ein sehr zeit- und energieintensives Hobby sein. Als Spielleitung kann man schnell das Gefühl bekommen, unersetzlich zu sein. Du solltest dir nicht nur regelmäßig Feedback deiner Gruppe(n) einholen, sondern auch dir selbst welches geben. Ich habe feste, wöchentliche Termine für eine kleine Rückschau, und dazu lasse ich regelmäßig die letzten längeren Zeiträume Revue passieren.

Was hat dir Spaß gemacht? Gab es Probleme? Solltest du etwas mit deinen Spieler*innen besprechen?

Ganz so musst du das natürlich nicht machen (siehe Nummer 7), aber es schadet einfach nicht, innezuhalten und zu reflektieren.

9. Habe Spaß!

Der wichtigste Tipp zum Schluss. Pen & Paper soll Spaß machen. Auch die emotionalste Sitzung soll am Ende ein positives Erlebnis sein. Verliere das nie aus den Augen. Besonders dann nicht, wenn die See mal unruhig wird, und der sichere Hafen fern erscheint.

Es ist nur fair, dass du schaust, was dir beim Leiten besonders viel Freude macht.

10. Kritischer Erfolg: Einige Links

Christoph Hardebusch

Hallo, mein Name ist Christoph Hardebusch, und ich habe ein Spiel-Problem – ich liebe es einfach, zu zocken! Meine erste Kampagne habe ich vor über 30 Jahren gestartet, meine längste läuft seit dem letzten Jahrtausend.

Jenseits des Spieltisches bin ich Autor und habe seit 2006 mehr als 15 Bücher veröffentlicht, meist phantastische oder historische Stoffe, darunter zum Beispiel die Bestsellerreihe um die Trolle.

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