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Die 10 besten Science Fantasy Filme

Die 10 besten Science Fantasy Filme
© Disney/Marvel
Thilo Nemitz
20.06.2017

In Science-Fantasy-Filmen treffen Schwert und Laser, Raumschiffe und Magie aufeinander. Eine super Idee, findet unser Autor Thilo Nemitz, und präsentiert euch: Die zehn besten Science-Fantasy-Filme.

Ich bekomme heute wie damals Gänsehaut, wenn ein Tie Fighter an der Kamera vorbei heult, wie ein stählerner Wolf auf Beutezug. Natürlich macht es überhaupt keinen Sinn, dass wir das schaurig-schöne Kreischen des Raumschiffs im Vakuum des Alls hören können, doch das schert uns bei Star Wars wenig. Denn George Lucas‘ Weltraummärchen hat ja neben semi-glaubwürdigen Raumschiffen, witzigen Aliens und Lasern auch noch Ritter, Schwerter und eine Art Magie zu bieten.

Moment mal! Wurden hier einfach Science Fiction und Fantasy in einen Topf geworfen, als wären es profane Gemüsesorten für eine Suppe? Ja, scheinbar schon und das neue Gebräu nennt sich „Science Fantasy“. Der Begriff soll erstmals in den 1950er Jahren im Umfeld der „Pulps“ aufgetaucht sein. Allerdings ist das Konzept „Schwert und Laser” natürlich bei näherer Betrachtung nichts Besonderes. Im Grunde gehört ja jedes Buch, jeder Film und jedes Computerspiel immer einer Mischung verschiedener Genres an, mit starkem oder auch nur leichtem Übergewicht auf einem einzigen davon.

Die Grenzen zwischen den Genres sind dabei so fließend wie der Übergang von Wissenschaft zu purer Magie. Wer will es wagen die feine Linie zwischen unwahrscheinlich und unmöglich zu ziehen? Ist Unmöglichkeit in einem scheinbar grenzenlosen Universum überhaupt möglich?

Doch bevor mein Gehirn durch Überanstrengung als Püree zu meinen Ohren hinaus gequetscht wird, möchte ich lediglich auf die enge Verwandtschaft von Wissenschaft und Magie hinweisen. Für mich als Beobachter „fantastischer“ Effekte macht der Ursprung eines Phänomens kaum einen Unterschied. Ob nun ein Magier einen Blitzstrahl aus einem Zauberstab schießt oder ein Roboter einen Schuss aus seiner Strahlenkanone abfeuert, ist letztlich egal. Ich kann weder die eine noch die andere Funktionsweise erklären. Beides erscheint mir wie ein Wunder.

Und natürlich komme ich nicht umhin in diesem Zusammenhang das berühmte dritte Clarkesche Gesetz des Autors von 2001: A Space Odyssey (1968), Sir Arthur Charles Clarke, anzuführen: "Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht mehr zu unterscheiden." Selbst der Donnergott persönlich stößt uns in Thor (2011) auf die Tatsache, dass Grenzen in diesem Universum nicht immer so leicht zu ziehen sind, wie unser ordnungsliebender, menschlicher Verstand es gerne hätte: "Eure Vorfahren nannten es Magie und Ihr nennt es Wissenschaft. Nun, ich komme von einem Ort, an dem das ein und dasselbe ist."

Geht es also um die Erzeugung des Gefühls des Wunderbaren, lassen sich Magie und Wissenschaft hervorragend kombinieren. Der Kontrast von archaischen Schwertern zu Hightech-Waffen ist dabei die besondere Würze, die für mich durch die Genre-Vermischung ein herrliches Pulp-Flair entfaltet. Gute Beispiele dafür sind auch viele Subgenres der Science Fantasy wie „Sword and Planet“ (Dune, Flash Gordon), „Steampunk“ (Wild Wild West) oder, entfernt auch, „Postapokalypse/Dying Earth“ (Mad Max).

Im Folgenden möchte ich kurz meine liebsten Science Fantasy-Filme vorstellen und arbeite mich dabei vom Boden des Edel-Trash bis zur Spitze des Kultfilms hoch. Bitte setzen Sie jetzt ihre 3D-Brille auf.

Platz 10: Masters of the Universe (1987)

Die Roboter-Schergen von Skeletor waren dreiste Storm Trooper-Kopien. Prinz Adam verwandelte sich nicht in He-Man und Dolph Lundgren hatte keinen Bock auf seine Rolle. Es gab zu wenig bekannte Charaktere aus der Spielzeug-Serie und kaum einen nennenswerten Blick auf Eternia. Bei der Macht von Grayskull, was für eine Ernüchterung! Auch 20 Jahre nach seinem Erscheinen vermag dieser Film immer noch He-Man-Hardcore-Fans vor Empörung schäumen zu lassen. Und doch spricht, auf seinem eigenen Level, einiges für diesen Science Fantasy-Film. Ja, aus Budget-Gründen musste der größte Teil der Handlung auf der Erde spielen und über den „Orko-Ersatz“ Gwildor kann man sich streiten. Aber neben einem fantastischen Soundtrack gab es auch erinnerungswürdige Schauspielleistungen von Frank Langella als Skeletor und Meg Foster als Evil‑Lyn. Diese eisigen Augen! Wer den leicht trashigen „low-budget“ Charme zulassen kann, bekommt mit den Masters of the Universe, damals wie heute, herrlich leichtherziges Abenteuerkino in einer weit entfernten Galaxie. 

Platz 9: Tron: Legacy (2010)

Ja, das Remake hat es in diese Liste geschafft und nicht das Original von 1982. Ich versuche jetzt mal das Wehklagen aller Puristen und Nostalgiker über mich ergehen zu lassen, wie Odysseus das Heulen der Sirenen, und erkläre warum: Mit dem alten Tron ist es wie mit C64-Spielen. Damals kam uns die Grafik super vor, aber habt ihr mal versucht eure Evergreens von damals heute auf einem Emulator zu zocken? Genau. Augenkrebs. Das halten unsere vom 21. Jahrhundert gepuderten Augen nicht lange durch. Doch die Symbiose von Science Fiction und Fantasy ist in beiden Filmen verstörend und faszinierend zu gleich. Als Kind habe ich mal davon geträumt in einem Computerspiel zu leben. Nach Sichtung von Tron erschien mir das dann plötzlich keine so überragende Idee mehr zu sein.

Platz 8: John Carter (2012)

Wolltet ihr schon immer mal den Mann sehen, dessen abnorme Sprungkünste zu Superman inspiriert haben sollen? Und gehört ihr auch zu den Leuten, die nicht nur an Marsianer glauben, sondern am liebsten auf dem Mars leben würden? (Bitte Beeilung, lieber Elon Musk!) Dann ist John Carter euer Film! Ich verstehe nicht, wieso dieses Prachtstück guter Science Fantasy seinerzeit nur knapp am Flopp-Dasein vorbei gerutscht ist. Dieser Film hat doch alles! Einen Helden mit Superwaden und Schwert, eine hübsche Wüstenprinzessin, Star Wars-artige Monster, fantastische Luftschiffe und den mega niedlichen Hunde-Sidekick „Woola“. Ach kommt schon, nur der blitzgeschwinde Köter macht John Carter schon sehenswert.  Wahnsinn, was sechs Beine ausmachen. Nach derselben Logik müsste ein Tausendfüßler allerdings auf mehrfache Lichtgeschwindigkeit kommen… 

Platz 7: Heavy Metal F.A.K.K.2 (2000)

Es wird Zeit einem Zeichentrickfilm in dieser Liste Platz zu machen. F.A.K.K.2 ist der Nachfolger des 1981 erschienenen Heavy Metal-Films, der damals aus Science-Fiction- und Fantasy-Geschichten zusammengestellt wurde, die teilweise aus dem gleichnamigen Fantasy-Magazin für Erwachsene stammten. Sowohl im ersten, als auch im zweiten Teil, wird Sexualität und Gewalt mitunter recht explizit dargestellt. Was uns zu der Frage führt wieso es nicht noch hundert weitere Teile davon gibt? Man muss kein Trash-Liebhaber sein, um einer leichtbekleideten Zeichentrick-Julie-Strain dabei zuschauen zu wollen, wie sie mit Schwert und Laser außerirdischen Schurken den Gar ausmacht. Basierend auf der Graphic Novel Melting Pot und einem Soundtrack aus Bands wie System of a Down, Queens of the Stone Age und Billy Idol, gehört dieser Film in jede Sammlung eines Fantasy- UND Science-Fiction-Fans, der das 18. Lebensjahr erreicht hat. Ich sage nur: Fellatio-Forelle. 

Platz 6: Thor (2011)

Als einer der weniger erfolgreichen Marvelfilme gehandelt, bietet Thor jedoch Science Fantasy vom Feinsten. Als mein Blick damals im Kino das erste Mal auf diese bunt glitzernde Disko-Brücke viel, die im Film den legendären Bifröst, den Regenbogen ins Reich der Götter, darstellt, hüpfte mein Nerd-Herz vor Verzückung. Überhaupt scheint in Kenneth Branaghs Film ganz Asgard von „Technomages“ errichtet worden zu sein. Die Übergänge von Technik und Magie erscheinen fließend. Und letztendlich ist sogar Thor selbst eine grandiose Verkörperung von Science Fantasy: Gekleidet wie ein Wikinger benutzt er einen archaischen Hammer, um seinen Argumenten Nachdruck zu verleihen. Doch gleichzeitig kann er auch fliegen, Blitze beschwören und andere magische Kräfte entfesseln. Eine wunderschöne Symbiose aus Aspekten der Fantasy und der Science Fiction. 

Platz 5: Lucy (2014)

Wenn wir uns überlegen, was passieren würde, wenn der Mensch sein Gehirn effektiver nutzen würde (abgesehen davon, dass weniger Rassismus, Angst und Hass regieren würden), gleiten wir recht schnell von der Wissenschaft in fantastische Gefilde ab. Und genau zu diesem Zweck lässt Luc Besson in seiner typisch visuell beeindruckenden Manier Scarlett Johansson zu einer düsteren Superheldin mit furchteinflößenden Kräften mutieren. Nachdem eine mysteriöse Droge in ihren Blutstrom gelangt ist, durchläuft Lucy verschiedene Stadien, vom blonden Partygirl bis hin zu einer Göttin unter Ameisen. Wer Luc-Besson-Filme mag und sich von ihm vorbehaltlos durch stilvolle Bilder und rasante Action unterhalten lassen kann, wird die zunehmend chaotische Mischung von Wissenschaft und Fantasy, gerade gegen Ende des Films, mit einem Augenzwinkern abhaken können. 

Platz 4: The Fifth Element (1997)

Oh, eine alte und große Liebe von mir, Das fünfte Element! Noch heute zeige ich meinen Ausweis mit einem aufgeregten „Multipass!“ vor und wenn mir etwas gefällt ist es grün, flaschengrün und manchmal sogar moosgrün. Alles an diesem Film ist extravagant, schräg und spaßig. Wir erleben fliegende Taxis, Ork-ähnliche Mangalores und eine blaue Opernsängerin, die, alle zusammen, den unverwechselbaren Look von The Fifth Element ausmachen. Und spätestens wenn sich am Ende Korben Dallas (Bruce Willis im Unterhemd) und Leeloo (Milla Jovovich im Gummifummel von Jean-Paul Gaultier) küssen und damit einen Ball puren Hasses zum Erstarren bringen, hat Bessons Science-Fiction-Film eine gehörige Fantasy-Injektion erhalten. Wir dürfen gespannt sein, ob er mit dem bald startenden Valerian - Die Stadt der tausend Planeten seinen bislang erfolgreichsten Film toppen oder nur einen CGI-Overkill abliefern wird.  

Platz 3: Dr. Strange (2016)

Eigentlich reicht der Begriff „Science Fantasy“ für diesen jungen Eintrag in das Genre kaum aus. Dr. Strange ist eine bunte Mischung aus Quantenphysik, Fantasy, Religionen wie Buddhismus und Hinduismus, Horror, Spiritualität und vielen Schattierungen dazwischen. Einmal mit dem Zauberstab umgerührt ergibt das einen herrlich psychedelischen Drogentrip mit Action, Dramatik und dem typischen Marvel-Humor. Ich glaube, mein hysterisches Gackern war sogar auf der Straße vor dem Kino zu hören, als ein Bösewicht von Dr. Stranges magischem Umhang verprügelt wurde. Ist die Welt nur in unseren Köpfen? Leben wir in einer Matrix? Können wir durch Erleuchtung Magie wirken? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Dr. Strange in die Top 3 der besten Science-Fantasy-Filme gehört. Und in jede Filmsammlung. Für immer, Dormammu. In jede Filmsammlung, Dormammu. Für immer. Dormammu.

Platz 2: Guardians of the Galaxy (2014)

Ach hört doch auf, ich kann nicht mehr vor lauter Liebe für diesen Film! Wer hätte zu Beginn der Superhelden-Ära im Kino gedacht, dass wir es mal bis zu sprechenden Waschbären schaffen würden? Von einigen als das „Star Wars unserer Zeit“ gehandelt, sind die Beschützer der Galaxie zurecht die Vizemeister dieser Liste. Das bunte Trüppchen galaktischer Außenseiter mit exorbitanten Fähigkeiten bietet uns Science Fantasy-Action, wie ich sie, in Unkenntnis der Comics, nie für möglich gehalten hätte. Zur fetzigen Musik des „Awesome Mix“ zücken Gamora ihr Schwert, Star Lord seine Blaster, Rocket irgendeine Mega-Wumme und Groot einen großen Ast. Die Guardians stehen für „Sword and Planet“ wie Schokolade für Süßigkeiten. Und der zweite Teil ist sogar noch besser! Meine Lobeshymne zu den „Two-Times-Galaxy-Savers“ findet ihr hier

Platz 1: Star Wars (1977)

Ich kann kaum los tippen, ohne dass ich einen sentimentalen Druck auf meinen Tränendrüsen verspüre. Ich bin doch sowieso so nah am Wasser gebaut! Worte allein reichen nicht, um auszudrücken, wie profund mich Star Wars - so wie vermutlich fast alle von uns - beeinflusst hat. Als Kind rannte ich Lichtschwertgeräusche säuselnd durch den Garten und mein Vater musste mir, gefühlt, jedes Wochenende die drei Star Wars-Filme aus der Videothek holen (Liebe Neuzeit-Kinder, das waren damals sowas wie Offline-Streamingdienste). Die Kombination aus „dreckiger Western-Science Fiction“ mit steif umher wackelnden Robotern und Jedi-Mystik mit Rittern, die Schwerter aus purem Laser schwingen, macht Star Wars zum Science-Fantasy-Film par excellence und zum unbezwingbaren Anführer dieser Liste. Ich brauche jetzt ein Taschentuch.

Thilo Nemitz

Thilos irdische Form wurde das erste Mal 1976 in der Matrix erzeugt. Er ist pädagogisch wertvoll mit Masters of the Universe, Star Wars und Ninja-Filmen aufgewachsen. Sein „Erwachsenwerden“ hat er in den Folgejahren weiter rausgezögert mit dem Besitz von beinahe jeder Spielkonsole, dem stundenlangen Tauschen von Magic-Karten und dem genussvollen Verzweifeln über Point & Click-Abenteuern wie Monkey Island. Den Umgang mit Menschen lernte er auf den letzten Drücker durch Dungeons & Dragons. Als großer Liebhaber von englischer Literatur, wie dem Herrn der Ringe oder Mary Shelly’s Frankenstein, hat er Anglistik, mit den Nebenfächern Germanistik und Philosophie, auf Magister studiert und als Beweis seiner Leidensfähigkeit auch abgeschlossen. Heute bezeichnet er sich selbst als Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasy-Nerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Sein Geld verdient er im Online Marketing, doch sein Herz gehört der Popkultur. Deshalb schreibt er gerne für das Magazin Geek!, verschiedene andere Webseiten und natürlich seinen Blog nerd-wiki.de.